Mauren



Maure Mauretanien Afrika

Die Mauren (abgeleitet von der römischen Provinz Mauretanien bzw. dem Königreich Mauretanien) sind ein muslimisches nomadisierendes Berbervolk. Im Mittelalter, insbesondere seit der Zeit der Kreuzzüge, nannte man die Mauren vornehmlich Sarazenen.

Die etwa 1,5 Millionen Mauren sind arabisierte Berber und leben in der westlichen Sahara, vor allem in dem nach ihnen benannten Staat Mauretanien. Selbst bezeichnen sie  sich als Beidan (Weisse). Im Norden reicht ihr Siedlungsgebiet bis an das Wadi Dra in Südmarokko, im Süden bis an den Sengalfluss.

Im Mittelalter wurden die Mauren von den aus dem Norden kommenden Arabern des Beni-Hassan-Stammes unterworfen und tributpflichtig gemacht. Um der arabischen Knechtschaft wenigstens teilweise zu entkommen, übernahmen sie innerhalb kurzer Zeit die islamische Religion, studierten den Koran und brachten bald selbst zahlreiche bedeutende Religionsgelehrte hervor. Dabei bildeten sich religiöse Orden von hohem geistigen Niveau. Die eingewanderten Eroberer hingegen vermischten sich mit einheimischen Bevölkerung und verloren rasch ihren prägenden einfluss. Die maurischen Gelehrten verkörperten die arabisch-islamische kultur bald mehr als ihre einstigen Eroberer. Allmählich wuchs unter ihnen die almoravidische Reformbewegung, die sich über die Westsahara ganz Marokko und schließlich das islamische Andalusien erfasste. Die Mauren verbreiteten den Islam auch nach Süden, wo sie schließlich das alte Großreich Gana eroberten.

Die maurische Gesellschaft weist eine strikt hierarchisch gegliederte Kastenstruktur auf. An der Spitze steht der aus Kriegern und religiösen Führern (Marabouts) zusammengesetzte Adel, dessen Angehörige Abkömmlinge der Hassani-Arber und alter saharischer Bergstämme sind. Der Adel und die religiösen Orden herrschen über die sogenannten "Freien" (Zenaga), die sesshaften schwarzen Oasenbauern (Harratin) und die schwarzen Sklaven (Abid). Bei den Harratin und Abid handelt es sich um Nachkommen von auf früheren Kriegszügen im Süden erbeuteten Gefangenen.

Die maurische Gesellschaft akzeptierte selbst nach der Unabhängigkeit im Jahre 1960 weiterhin die Institution der Knechtschaft, man unterschied dabei drei Statustypen: die Vollsklaven, die Teilsklaven und die ehemaligen Sklaven. Die Zustände der Sklavenhaltung variierten von gütig bis hart und grausam.

Die weißen Mauren besaßen die vollen Rechte über ihre Sklaven, einschließlich dem Recht, sie zu verkaufen oder wieder ausfindig zu machen. Diese Knechtschaft wurde mehrfach verboten, zuletzt im Jahre 1980. Der Begriff "Abid" Sklave wurde offiziell durch den Begriff für Freimann "Harratin" ersetzt, aber die schwarzen Mauren werden weiterhin als sklavische Klasse betrachtet. Ihr Status und Rolle in der Gesellschaft haben sich nur wenig geändert.

Maurin Mauretanien AfrikaDas islamische Gesetz fordert von maurischen Sklavenhaltern, ihre Sklaven spätestens in der fünften Generation zu befreien. Die Haratin jedoch blieben gewöhnlich im Lager ihres ehemaligen Besitzers und besetzten weiterhin die Dienerrolle. Ob als Sklave oder Freimann, die schwarzen Mauren pflegten die Tiere ihrer Meister, dienten im Haushalt, pflanzen Palmen und Hirse oder arbeiten in der Ernte von Gummiarabikum. Bis heute bleibt die starre Gesellschaftsstruktur bestehen, das Heiraten zwischen Angehörigen verschiedener Kasten ist noch immer nahezu ausgeschlossen.

Die Mauren leben zum größten Teil als nomadische Viehhalter. Im mauretanischen Sahel werden Rinder, Schafe und Ziegen gezüchtet, in Nord- und Zentralmauretanien durchwandern Kamelnomaden, die Sahara. Ihre Kamelzucht diente früher dem innersaharischen Karawanenverkehr. Durch die zunehmende Motorisierung ging die Zahl der Kamele stark zurück, dennoch ist der Karawanenverkehr noch immer ökonomisch wichtig.

 

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Autor: Remo Nemitz