Mossi



Die Mossi, auch Mosi genannt, sind das grösste Volk im westafrikanischen Land Burkina Faso. Sie machen mit rund 6,2 Millionen Menschen etwa 40 % der Bevölkerung im Land aus. Die Mossi bevölkern v.a. das Zentrum von Burkina Faso rund um die Hauptstadt Ouagadougou und die Stadt Ouahigouya. Zum Teil leben sie auch im Norden von Ghana. Ihre Sprache ist das Moré.

Das Siedlungsgebiet der Mossi liegt in den Savannen des Voltabeckens zwischen dem Sahel im Norden und den Feuchtsavannen im Süden. Das von ihnen bewohnte Hochland im Zentrum von Burkina Faso wird teilweise auch Mossiplateau genannt.

Geschichte

Der Ursprung des Mossivolkes liegt im Norden von Ghana. Im 15. Jahrhundert zogen sie in nördliche Richtung und verdrängten die hier lebenden Bauernvölker (z.B. die Dogon). Die Mossi waren dank ihrer Beherrschung des Pferdes in der Lage, grosse Gebiete von anderen Völkern zu erobern.
Die Nachkommen der Eroberer wurden Nakomsé genannt und bildeten die Herrscherschicht der Mossi. Das erste Reich, das die aus dem Süden einwandernden Mossi bildeten, war Tenkodogo. Der mündlichen Überlieferung zufolge schuf Ouédraogo, ein Nachfahre von Prinzessin Yennenga und vom Jäger Rialé, im von ihm gegründeten Dorf das Reich Tenkodogo. Ouédraogos Nachfahre Oubri wanderte weiter nach Westen und eroberte Kombemtinga, das Zentrum des Nyonyonsé-Volkes. Er benannte den eroberten Ort in Wogodogo um, später wurde daraus Ouagadougou. Er ernannte sich zum Moogho Naaba des Reiches Ouagadougou und begründete die Dynastie von Oubritenga. Im Norden von Ouagadougou entstand das Reich Yatenga.
 
Der Kolonialismus war verheerend für den grössten Teil der afrikanischen Bevölkerung, Völker wurden durch willkürliche Grenzen getrennt, es kam zu politischen und sozialen Unruhen in ganz Afrika. Die Mossi sind hier keine Ausnahme. Die Kolonialherrschaft schwächte die Mossi-Gesellschaft und die Macht des Kaisers der Mossi. Doch trotz der französischen Kolonialzeit blieb dem Mogho Naaba noch Autorität über die Mossi. Er wird noch immer für wichtige Entscheidungen konsultiert.
Zwei große Ereignisse haben den Status des Mogho Naaba während der Kolonisation beeinflusst: zum ersten zog er sich zu Beginn der kolonialen Invasion in das Dagomba-Reich (mit denen die Mossi immer freundschaftliche Beziehungen hatten) zurück. Zum zweiten akzeptierte er im Jahr 1896, das französische Protektorat
Obwohl es nicht allgemein bekannt ist, spielten die Mossi eine wichtige Rolle in der französischen Armee während des Zweiten Weltkriegs. Sie bildeten einen großen Teil des afrikanischen Korps, auch Tirailleurs Sénégalais genannt.
Trotz dieser geschichtlichen Schocks hat es die Mossi-Gesellschaft geschafft, ihre starke Identität und soziale Struktur zu bewahren.

Herrschaftssystem

Bis heute ist der Herrscher von Ouagadougou der Moogho Naaba, der in einem Palast im Westen von Ouagadougou lebt. Er verfügt zwar über keine Macht mehr, ist allerding weiterhin die höchste geistige und moralische Instanz der Mossi. Der Hofstaat ist streng hierarchisch organisiert.
Fünf beratende Minister sind jeweils einem Verantwortungsbereich zugeordnet. Diese Minister (nanamse, Plural von naaba) lebten ursprünglich in einem der umliegenden Dörfer, heute haben sich diese Dörfer zu einzelnen Vierteln der Hauptstadt Ouagadougou entwickelt.
Der oberste Berater des Moogho Naaba ist der Ouidi Naaba aus Ouidi. Seine Zuständigkeiten sind Fragen zur Erbfolge, weiterhin ist er Chef der Mossi-Kavallerie.
Die weiteren Streitkräfte werden vom Larlé Naaba aus Larlé befehligt, ausserdem ist er Hüter der Grabstätten.
Die Verteidigung wird vom Goung Naaba aus Gounghin organisiert, die Infanterie, darunter die Bogenschützen fallen in seine Verantwortung.
Der Vermittler zwischen dem Moogho Naaba und rangniederen Chiefs ist der Baloum Naaba aus Bilbalogho. Ausserdem ist er für die Finanzen des Mossireiches verantwortlich.
Der Harem wird von Kamsaogh Naaba aus Kamsaoghin beaufsichtigt. Er muss ein Eunuche sein und darf nicht an der Wahl zum Moogho Naaba teilnehmen.
In der Führerschicht der Mossi gibt es keine direkte Erbfolge, daher wird nach dem Tod des Moogho Naaba von den fünf Ministern unter dessen Söhnen ein Nachfolger ausgewählt. Dieser nimmt mit dem Amt auch einen neuen Vornamen an.

Kultur

Die Hütten der Mossi bestehen taditionell aus Lehm und sind kreisförmig angelegt, ihr Durchmesser beträgt etwa 3 – 4 Meter. Die einzelenen Gebäude sind durch eine Mauer miteinander verbunden. Die bis zu vier Ehefrauen bewohnen mit ihren Kindern jeweils eine eigene Hütte. Die älteren Kinder, bekomen bis zu ihrer Heirat ebenfalls eine eigene Hütte. Die rechteckigen Gebäude im Innenhof werden teilweise vom Familienoberhaupt bewohnt.

Der Dorfchef (naaba) ist das Oberhaupt der Mossidörfer, ein teng naaba ("Erdchef") ist unter anderem für Zeremonien und Opfergaben verantwortlich. Griots (Sänger und Erzähler) geben die Geschichte eines Dorfes mündlich an folgende Generationen weiter.

Die Mossi haben sich lange dem Islam aus dem Norden Afrikas widersetzt, bis heute ist der traditionelle Glaube im Mossivolk vorherrschend. Ihr Gott wird Wendé genannt. Von enormer Wichtigkeit sind gute Beziehungen zu ihren Ahnen, dies wird durch verschiedene Rituale sichergestellt.

Die Mossi sind bekannt für die Herstellung und Verwendung von Holzmasken.

 

Weitere Völker in Afrika: Afar - Ashanti - Beduinen - Berber - Bushmen - Dogon - Fulbe - Hausa - Herero - Himba - Ibo - Kikuyu - Massai - Mauren - Mossi - Mursi - Pygmäen - Samburu - Surma - Tuareg - Turkana - Wolof - Yoruba

Autor: Remo Nemitz