Turkana in Kenia



Das Siedlungsgebiet der Turkana befindet sich sich in den Wüsten- und Halbwüstengebieten im Nordwesten von Kenia und beinhaltet die gesamte Region westlich des Turkanasees einschließlich des Suguta-Valleys. Die größte Stadt auf diesem Territorium ist Lodwar. Insgesamt umfasst das Volk der Turkana etwa 250.000 Menschen.

Die Turkana waren das letzte nilotische Volk, das aus dem Nordwesten in das Gebiet des heutigen Kenia einwanderte. Vor etwa 200 Jahren begannen die Turkana, die rRegion um den Turkanasee zu besiedeln, was bis heute nicht abgeschlossen ist. Ihre Krieger gelten als sehr mutig, das Volk wurde bisher von keiner Verwaltung kontrolliert. Die Briten Kolonialmacht unterhielt im Turkana-Gebiet nur einige Garnisionen, die einfach zu verteidigen waren. Die Turkana überziehen Nachbarvölker wie Pokot und Samburu mit häufigen Überfällen, seit dem 17. Jahrhundert werden die Samburu immer weiter aus ihren traditionellen Weidegebieten verdrängt. Gegenwärtig lebt ein großer Teil der Turkana außerhalb des ursprünglichen Siedlungsraumes. Die Expansion dieses Volkes ist schwer zu erklären, da die Turkana keine starken politischen Strukturen besitzen und auch soziale Bindungen nur schwach ausgbildet sind. Clans spielen keine große Rolle, auch eine Altersgruppeneinteilung wie beispielsweise bei den Massai gibt es bei den Turkana nicht.

Ursprünglich waren die Turkana reine Viehhalter, die Hauptnahrungsmittel bestand aus Milch und Blut ihrer Rinder. Das unwirtliche Siedlungsgebiet um den Turkanasee hat die Turkana aber gezwungen, alternative Nahrungsquellen zu nutzen: von Krokodilen und Schlangen, bis hin zu Fisch und Beeren, was für andere viehaltende Völker in Afrika undenkbar wäre. Ausserdem pflanzen die Turkana in der Regenzeit Hirse- und Kürbisse an.

Turkana Kenia

Obwohl die Turkana inzwischen hauptsächlich Dromedare, Schafen und Ziegen züchten, nehmen in der Mythologie des Volkes Rinder immer noch eine herausragende Bedeutung ein. Im Glauben der Turkana nehmen Rinder eine Vermittlerrolle zwischen den Menschen und Ahnen ein. Die Lieblingstiere erhalten eigene Namen, oft werden ihnen ganze Gesänge gewidmet. Nomadismus ist bis heute unter den Turkana weit verbreit, bei ihren tägliche Wanderungen legen sie bis 40 km zurück.

Traditionell kleiden sich Turkana-Männer mit einem weiten Umhang, fast immer haben sie eine Nackenstütze dabei, ausserdem ein Kautabakhorn und ihre Waffen. Diese bestehen aus Keulen (die allerdings nur bei Kämpfen zwischen Turkana verwendet werden), Speeren, Pfeil und Bogen. Seit einiger Zeit sieht man immer häufiger automatische Schusswaffen (Kalashnikovs), die durch die Bürgerkriege in angrenzenden Ländern günstig zu erwerben sind. Diese Schusswaffen werden vor allem bei Viehdiebstählen angewandt. Wie bei fast allen nilotischen Völkern werden zu Schönheitszwecken die unteren Schneidezähne ausgeschlagen, bei älteren Männern sieht man ausserdem oft Ohrringe aus Knochen oder Elfenbein und den klassischen Haarschmuck. Auf den Hinterkopf der Männer wird blau gefärbter Lehm aufgetragen und mit anderen Farben und Schmuckfedern verziert. Bei den Turkanafrauen sind die vielen Perlenketten auffällig, ihre Haare werden bis auf einen Streifen in der Mitte des Kopfes völlig abrasiert (siehe Bild).

Weitere Völker in Afrika: Afar - Ashanti - Beduinen - Berber - Bushmen - Dogon - Fulbe - Hausa - Herero - Himba - Ibo - Kikuyu - Massai - Mauren - Mossi - Mursi - Pygmäen - Samburu - Surma - Tuareg - Turkana - Wolof - Yoruba

Autor: Remo Nemitz