Kenia Tansania



Die Ausreise aus Kenya verläuft unproblematisch und ist in 15 Minuten erledigt. Dann fahren wir zum mehrere km dahinter liegenden tansanischen Grenzort Horo-Horo. Sofort haben wir eine Traube von jungen Männern um uns herum, die uns eine AutoVersicherung verkaufen wollen, Geld tauschen, den Landy waschen oder einfach durch die hindernisreiche Grenzabfertigung der Einreise lotsen wollen. Gegen Aufwandsentschädigung, versteht sich. Mit ein paar Brocken Swahili und dem Verweis dass wir eine Comesa-Karte haben, lassen sie uns in Ruhe. Passkontrolle und Custom sind einfach und flott. Beim Ausfüllen des Carnet sage ich dem Beamten, wo er die Stempel für die Einreise setzen und welchen Abschnitt er be-halten soll. Aber das geht sehr freundlich und mit Witzen über die vielen Formulare die aus-zufüllen sind. Dann noch 25 USD Straßenbenutzungsgebühr inkl. Gebühr für die Gebühr und offiziellen Beleg für beide Gebühren und schon sind wir drin. Es ist 16h00 und die restlichen 130km sollten flott zu fahren sein.
Nein, sie sind es nicht. Denn am Ortsende von Horo-Horo hört der Asphalt auf und eine breite völlig zerfahrene Piste beginnt. Bis Tanga sind es gute 60km und da tauchen wir 1,5h auf. Hier macht sich das Navi wieder bezahlt. Der Stadtplan taucht auf dem LCD-Panel auf und wir werden auf einer Umgehungsstraße um den Stadtkern herum gelotst und schon haben wir nach drei Kreiseln die Stadt hinter uns. Das hätten wir ohne tracks4africa nicht geschafft. Und in der Stadt waren die Straßen sogar geteert! An der Stadtgrenze hat uns die Piste wieder und so langsam wird es dunkel. Mit meinen eingeschalteten Scheinwerfern mache ich den Verkehr um mich herum ganz durcheinander. Ich schalte sie wieder aus. Aber es ist sehr anstrengend zu fahren. Nicht nur die Löcher in der Piste, sondern auch das pralle Leben was sich auf der Straße abspielt, verlangen meine ganze Konzentration. So finden wir uns in Pangani auf einmal in engen Seitengassen wieder. Aber das Navi sagt doch weiter geradeaus. Sch… Unser Fehler, wir hatten den Maßstab viel zu groß gewählt. Wir stellen 300m ein und siehe da, wir müssen um den Block fahren, da wir hier mit einer Fähre den Fluss queren müssen. Ganz einfach.
Gut, dass es schon dunkel ist, da sehe ich von der Fähre nicht so viel. Aber das was ich sehe, hält hoffentlich noch bis zum Ufer. Mit krawumm donnert die Fähre gegen die betonierte Rampe. Jetzt verstehe ich die sorgfältige Verkeilung unter meinen Reifen. 4 Matrosen springen auf die Rampe und hüpfen, was das Zeug hält. Langsam beginnt sie sich zu senken und sie geben uns Zeichen zum Verlassen des Schiffes. Berg hoch und dann sofort links abbiegen und der Piste weiter folgen.
Vor uns ist eine Staubfahne auf der Piste. Als wir näher kommen, sehen wir, dass sie von einem Überlandbus stammt. Den überholen wir nicht, sondern hängen uns hinten dran. Dann ist die Unfallgefahr am geringsten. Relativ entspannt fahren wir hinterher, immer auf der Hut, dass der Überlandbus doch mal bremsen könnte. Das habe ich in all den Jahren zwar noch nicht erlebt, aber es könnte ja sein. Dumm nur, dass seine Lampen nicht gehen. Also, Obacht.
Endlich sagt das Navi links ab zum Strand. Wir stehen an einem kleinen Feldweg, über den schon eine Weile kein Auto gefahren ist, so hoch steht das Gras. Uns ist das mittlerweile egal. Und wenn es die Campsite nicht mehr gibt, stellen wir uns halt an den Strand. Langsam tasten wir uns durch das Gras und treffen einen Radfahrer. Ja, die Campsite von den beiden Deutschen gibt es noch. Nur weiter und irgendwann rechts. Plötzlich stoßen wir auf eine breite geschobene Trasse, die von links kommt und der wir nach rechts folgen müssen. Aha, dass kommt also heraus, wenn man bei den Einstellungen des Navi sagt „kürzeste Strecke“. Aber wozu haben einen guten, braven Landy. Geht doch.
Nach einem km stehen wir vor einem großen Schild The Beach Crab Resort (www.thebeachcrab.com). Wir sind am Ziel. Sonja und Alex begrüßen uns und teilen uns mit, dass heute BBQ-Abend sei. Auch recht, Hauptsache wir drei kriegen noch etwas. Alex fährt mit mir über das Grundstück zur Campsite. Dort stellen wir den Landy einigermaßen ab und gehen zu Fuß zum Restaurant zurück. Es gibt Buffet mit verschiedenen Salaten, darunter auch Kartoffelsalat „Omastyle“. Der ist klassisch und richtig gut. Gegrillt wird Seafood und es schmeckt. Als Nachtisch gibt es Schokokuchen mit Vanillesoße und dann geht es ab ins Bett. Schließlich bläst ein ordentlicher Wind und bei 28 Grad ist uns recht frisch.
Wir haben schlecht geschlafen. Es ist heiß oder kalt je nach dem inwieweit man den Schlafsack nutzt. Aber nach einer kurzen Weile immer falsch. Da der Landy noch völlig gepackt dasteht, schauen wir uns erst einmal nach einem vernünftigen Standplatz um. Wir werden direkt am Strand fündig und stehen eben unter Palmen im Schatten. Vor uns nur noch der Sandstrand und das Meer.
 
Strand Palmen

Im Schritttempo parken wir den Landy mit aufgebauten Zelten um. Dann packen wir aus und machen Frühstück. Die letzten Spiegeleier dieses Urlaubes werden verspeist. Kaum haben wir den Kaffee ausgetrunken, fängt es an zu regnen. Flugs räumen wir die Stühle weg und ziehen Badesachen an und schon sind wir im Meer. So ohne Sonne können wir lange drin bleiben. Warm ist das Wasser sowieso. Als der Schauer endet, verlassen wir das warme Badewasser und gehen duschen. Oh Schreck, kein Süßwasser. Wir testen die anderen Duschen und Waschbecken. Überall Brackwasser. Trotzdem, jetzt müssen wir erst einmal duschen.
 
Strand Tansania

Leider ergibt das Nachfragen keine anderen Auskünfte. Überall Brackwasser. Dann ist der Platz sch…. Wir werden morgen früh abreisen. Heute muss Moritz jedoch noch Vorlesen üben. Das macht er schon ganz gut, aber Übung muss sein. Mittags mache ich einen Reissalat mit Erbsen, Mais und Thunfisch. Dazu essen wir ein paar Cracker. Nachmittags schau-erst wieder und wir sind im Meer dabei. Dann wieder Vorlesen üben und danach kann Moritz im Sand spielen. Jetzt lesen wir. Abends gibt es Nudeln mit Tomatensoße und echten Parmesan aus der Dose. Als es dunkel wird, bringen wir Moritz ins Bett. Er ist kaputt, soviel schwimmen, Vorlesen und Sandbuddeln. Wir genießen den Sternenhimmel und trinken ein Kilimanjaro.
Der Regen weckt uns. Draußen dämmert es und es kommt Wasser herunter als gäbe es kein halten. Doch die Zelte sind dicht. Das ist schlecht, denn nun wird es warm, so ohne Wind. Irgendwann jammert Moritz dass er pullern muss. Seine gemeinen Eltern schicken ihn allein nach draußen, an die nächste Palme und anschließend darf er in unser Zelt krabbeln. Gemeinsam warten wir ab. Und irgendwann wird der Wasserhahn abgestellt und die Sonne kommt durch. Wir verlassen unser Zelt und frühstücken. An der Rezeption bezahlen wir für die beiden Übernachtungen 20.000 TSH plus 43.500 TSH für unser Dinner plus ein paar Getränke, macht zusammen 60.500 TSH. Das ist sehr teuer, zumal ohne Süßwasser.
Als heutiges Ziel haben wir ins Navi die Traveller Lodge in Bagamoyo eingegeben (www.travellers-lodge.com). Die ist zwar noch teurer, aber unser nächster Halt vor Daressalam. Kaum sind wir auf der Piste Richtung Saadani NP, fängt es wieder an zu regnen. Die Piste verwandelt sich in eine einzige Matschepampe und wird zunehmend glitschiger. Einige Male versucht das Heck in den Graben zu rutschen, aber das kann ich immer noch rechtzei-tig verhindern. So kommen wir nur langsam voran. Das Navi macht seinen Job klasse. Da die Fähre über den Wami-River seit Jahren kaputt ist und auch nicht repariert wird, denn seit derselben Zeit wird eine Brücke geplant, müssen wir ein umgelegtes U fahren. Erst bei Mtaka ist die nächste Brücke. Das verlängert die Strecke auf 214km, wovon nur 56km Teerstraße sind. Um 14h30 nach 6h Fahrt erreichen wir Bagamoyo, die alte Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika. Da der Landy völlig verschlammt ist, lassen wir ihn waschen bevor wir zur Lodge fahren. Um 15h30 stehen wir endlich und sind froh, die Strecke hinter uns zu haben. Wir bauen die nassen Zelte auf, so dass sie trocknen können und wir essen die Reste von gestern. Danach liest Moritz noch ein paar Seiten. Später besuchen wir den Strand der direkt hinter der Lodge liegt. Seit unserem letzten Besuch im Frühjahr 2007 wurden einige Palmen neu angepflanzt.
Der Garten ist immer noch sehr gepflegt. Leider hat das aber auch einen Nachteil. Es gibt viele Mücken im feuchten Gras. In der Nacht merken wir das sehr. Auch der Preis wurde erhöht. Camping kostet jetzt 12 USD pro Person. Damit ist die Traveller Lodge der teuerste Campingplatz in Tansania.
 
Landrover Camp

Das Frühstück fällt schon spartanisch aus. Es ist das vorletzte und so viel gibt es nicht mehr. Aber mit zwei Marmeladensorten, Käse und Wurst und zwei Brotsorten geht es immer. Das einzige was nicht knapp ist, ist Butter. Wir frühstücken gemütlich und lassen die Zelte und Matratzen ausgiebig lüften. Dann packen wir zusammen und fahren 53km zum Silver Sand Campground im Norden von Daressalaam. Wir schauen uns den Campground an. Er hat schon bessere Zeiten erlebt. Aber die Anlage ist sauber. Wir sind die einzigen Gäste. Es gibt harten Sandboden. Für uns ideal zum Räumen. Der Himmel ist strahlend blau. Keine Wolken sind zu sehen.
 
Hotel Tansania
 
Strand Indischer Ozean

Wir fahren weiter und suchen die Werkstatt von Eckhard. Leider sind die Koordination völlig falsch. Sie lotsen uns in ein Neubaugebiet gut 1,5km weiter nördlich. Aber dort gibt es einen hilfreichen Housekeeper der weiß wo der „cracy german guy“ seine „garage“ hat. Er führt uns hin und schon 5 Minuten später stehen wir an der Straße an einem unscheinbaren Wellblechtor. Jawohl, wir sind richtig, aber Eckhart gerade in der Stadt. Zufällig ruft er gerade seinen Vorarbeiter an, so dass wir uns für Freitag um 12h00 verabreden können. Wir bringen den Housekeeper zurück und fahren in das Citycenter von Dar.
Leider hat das Holiday Inn keinen eigenen Parkplatz, damit fällt es für uns aus. Wir fahren weiter zum Southern Sun Hotel, auch hier sind die Parkplätze vor der Tür im öffentlichen Straßenraum. Schließlich landen wir im Mövenpick Hotel, was einen eigenen Parkplatz mit Security und Zaun hat. Es ist leider auch die teuerste Wahl, aber wir können ein Zimmer bekommen. Ein drittes Bett wird hereingestellt und wir können ein Late Checkout um 18h00 machen. Klasse. Ich mache die Buchung, wir kommen morgen wieder.
Bevor wir zum Campground zurück fahren besuchen wir noch das Einkaufszentrum Shop-pers Plaza. Der Supermarkt ist sehr gut bestückt, aber auch teurer als Shoprite. Es gibt allein jeweils 2m Regale für Essige und Öle. Toll, aber für uns hier nicht wirklich hilfreich. Aber wir haben jetzt einen Überblick, was wir bei der nächsten Reise von zu Hause mitbringen müssen und was wir hier kriegen.
Wir stellen uns hinten im Stau an und fahren stop and go wieder zurück zum Campground. Dort nutzen wir den Nachmittag zum Baden und Lesenüben und abspannen. Mehr ist bei der Hitze auch nicht drin. Abends kochen wir einen Gemüsemix aus den letzten Kartoffeln, Paprika, Zwiebeln, Tomaten und geben gebratene Wiener Würstchen dazu. Abends wird es endlich kühler, nur noch 28 Grad. Daniela kriegt eine Gänsehaut am Arm. Ist auch klar, sie trinkt schließlich eiskaltes Kilimanjaro.
Der letzte Tag auf einer Campsite ist angebrochen. Wir essen die letzten Reste zum Frühstück und schmeißen dann die restliche Butter weg. Batterien herausnehmen, Kanister mit Trinkwasser entleeren und in die Sonne stellen. Die Matratzen aus den Zelten hebeln und in die Sonne legen. So verbringen wir den Tag mit räumen und packen und Inventur machen, was wir noch haben und eine Einkaufsliste für 2010 erstellen. Alles pole-pole, schließlich ist da noch die Sonne am blauen Himmel. Wir haben wirklich Glück, keine Regenwolke in Sicht.
Um 13h00 ist dann alles verpackt und wir sind abreise bereit. Moritz muss noch einmal Lesenüben und dann geht es um 14h00 los. Bevor wir ins Hotel fahren, wollen wir das Hard Rock Cafe in Dar suchen. Wir haben die Adresse, aber auf der Internetseite der Hardrock-cafes ist kein Cafe in Dar aufgeführt. Mal sehen. Mithilfe unseres neuen Navis kurven wir durch die enge Innenstadt und die vielen Baustellen, die die Straßen zusätzlich einengen. Nur kein Cafe in Sicht. Frustriert lassen wir uns zum Mövenpick Hotel (http://www.moevenpick-hotels.com/en/pub/your_hotels/worldmap/dar_es_salaam/overview.cfm) führen und checken ein.
Was für ein Schock. Nach 11 Tagen der Hitze nun die eiskalte Lobby. Wir kriegen erst einmal eiskalten Orangensaft serviert und dann geht es an der Rezeption los. Das Zimmer ist sehr schön und geht auf den Garten mit dem Pool hinaus. Auch das dritte Bett wird gleich hereingestellt. Ich stelle die Internetverbindung zu unserem Laptop her und kann eine erste Buschnachricht absenden. Derweil schaut Moritz ZDF und wir stellen fest, dass wir 2h Zeitunterschied haben. Dann lockt der schattige Pool und dort verbringen wir den weiteren Nachmittag. Abends gehen wir ins Restaurant und essen leckere indische Küche. Nicht ganz so gut wie in Mwanza im Tilapia-Hotel, aber immer noch Meilen besser als in Berlin. Satt und zufrieden gehen wir in unserem kühlen Zimmer zu Bett und schlafen ruhig und fest ohne Mücken.
Auch das Frühstücksbuffet ist klasse, very british mit einem Hauch indischer Küche.  Sehr lecker die Eier mit Bohnen und Würstchen. Daniela ist mutig und probiert sogar die verschiedenen frittierten Kugeln. Eine schmeckt ihr nicht. Sodann fahren wir zum Mwenge Handicraft Center und bummeln durch die 70 Shops. Es ist ein kommunales Projekt um die lokalen Handwerker direkt mit Touristen in Verbindung zu bringen. Die Auswahl ist groß, wenn auch in der Qualität nicht mit der im Landesinnern vergleichbar. Aber wir finden etwas für die Lieben daheim.
Daniela und Moritz werden am Hotel abgesetzt und dann mache ich mich auf zu Eckhards Werkstatt. Um 12h15 treffe ich dort ein und wir inspizieren den Landy auf der Grube. Alles klar. Er staunt, dass dieser Landy trocken ist. Er hat 153.436km auf dem Tacho. Er wird versuchen vier von meinen Reifen zu besorgen, denn er kennt den BFGoodrich Vertreter für Tansania. Da er selbst noch einige Dinge in der Innenstadt zu erledigen hat, bringt er mich direkt ins Hotel.
Dort essen wir drei ein richtiges Mövenpick Eis. Dann gehen wir aufs Zimmer und ich schrei-be die letzte Buschnachricht. Sodann ist ausgiebiges Baden im Pool angesagt. Aus dem Wasser heraus sehen wir die Vorbereitungen für das Dinner. Heute gibt es eine afrikanische Nacht mit Folkloreeinlage. Mal sehen wie das wird. Als wir das Wasser verlassen, gehe ich zum Waiter und reserviere einen Tisch. Dann gehen wir duschen und packen.
Pünktlich um 18h00 verlassen wir das Zimmer und checken aus. In dem wunderschönen Garten setzen wir uns an unseren Tisch und schauen den letzten Vorbereitungen für das Buffet zu. Dann sagt man uns freundlich, dass es soweit ist. Auf einem Grill hängt ein ganzer Hammel, der allerdings schon vorher im Ofen gegart wurde. Es schmeckt sehr gut und um 19h00 beginnen die Trommeln zu vibrieren und zu tönen. Der Gesang dazu ist etwas schauerlich, aber es wird uns versichert, dass es original afrikanisch sei. Naja, wir haben auch schon besseres gesehen und gehört, aber es ist völlig ok. Hier im Garten ist es immer noch heiß, wir haben laut Anzeige 30 Grad. Leider müssen wir um 20h00 aufbrechen.
Der Hotel Shuttle bringt uns zum Flughafen. Eigentlich, aber leider versagt der Motor seinen Dienst rund 3km vor der Abfahrt. So warten wir ein wenig auf einen Freund, der schon unterwegs sei um uns aufzunehmen. Das ist auch der Fall und so stehen wir um 21h20 am Checkin. Um 22h15 geht der Flieger nach Hause.
Wir sind in diesen 12 Tagen 1.296km gefahren. Wir haben große Klagen über die Dürre gehört und sie auch gesehen. Gleichwohl haben wir fast jeden Tag richtigen Regen gehabt. Und so widersprüchlich ist auch Ostafrika. Im nächsten Sommer geht es weiter.
Autor: Remo Nemitz