Tansania Kenia 2009



Ostafrika auch zum Baden - Fortsetzung des Reiseberichts Rund um den Lake Victoria 2009

Pünktlich wie ein schweizer Uhrwerk hat uns SWISS um 20h10 in Dar es Salam abgesetzt. Unsere Reisetasche ist auch gleich da und dann treten wir in den kühlen Abend mit 28 Grad Lufttemperatur hinaus. Es ist bewölkt und die Straßen sind nass. Es muss vor kurzem geregnet haben.
Unser Fahrer wartet mit einem dezentem Schild „Swiss Garden Hotel“ und bringt uns sehr flott durch den Samstagabendverkehr in die Innenstadt. Nach 20 Minuten mit rund 100kmh, vielem Gehupe und plötzlichen Bremsungen stehen wir vor unserem Swiss Garden Hotel (www.swissgardenhotel.net). Ein kleiner Garten und einige Zimmer in einer Reihe mit einem breiten Vordach, unter dem wir auch sitzen könnten.
Wir checken ein. Leider haben wir kein Dinner vorbestellt, aber ein paar Sandwichs machen sie uns. Das Zimmer ist sauber und gefliest, hat ein kleines Badezimmer mit heißem Wasser und eine Klimaanlage. Wir stellen sie sogleich an, damit es heute Nacht wenigstens etwas kühler ist.
Draußen im Restaurant genießen wir die Wärme, den warmen Wind, ein kaltes Kilimanjaro Bier und zwei kalte Fanta. Die Sandwichs sind ok. Genauso liebevoll geschmiert, wie Da-nielas Brote zu Hause. Wir spülen sie mit zwei Fantas und einem Kilimanjaro hinunter. Gegen 22h00 gehen wir aufs Zimmer. Moritz schläft sofort ein und schnarcht. Mir ist es zu warm und so habe ich einen unruhigen Schlaf. Spandaus Temperaturen im Oktober haben doch was.
Um 05h30 klingelt der Wecker. In einer halben Stunde wird geduscht und angezogen und wir stehen abmarschbereit vor der Rezeption. Wir hatten 06h00 verabredet. Die Rechnung haben sie in TZS zusammengestellt. Da ich in USD zahlen möchte, wird umgerechnet und es kommen 174 USD heraus. Das erscheint mir doch ein bisschen sehr viel. So nehme ich die Preisliste in USD und rechne hinterher. Für die Übernachtung von uns Dreien kommen 155 USD heraus plus 14.000 TZS für die Sandwichs. Ja, das sei auch richtig, sagt die freundliche Dame, als ich ihr das Geld gebe. Ostafrika hat uns gleich am zweiten Tag wieder.
Heute Morgen geht es nicht ganz so flott zum Flughafen. Wir checken mit unseren elektronischen Tickets ein und gehen in die Cafeteria und frühstücken erst einmal. Der Kaffee ist gut und auch der süße Kuchen, den ich ausgesucht habe. Pünktlich wie der Name der Flugge-sellschaft besagt (www.precisionair.co.tz) geht es mit der Turboprop nach Kilimanjaro Airport. Unterwegs wird sogar ein kontinentales Frühstück serviert. Der Joghurt ist klasse. Ei-gentlich sollte der Shuttle vom Precision Airways nach Arusha im Ticketpreis enthalten sein, aber heute Morgen muss ich 10.000 TZS pro Person bezahlen. Um 09h45 stehen wir vor dem Büro von Precision Airways, aber niemand ist da. Ein kurzes Telefonat mit Maria klärt die Situation und wir gehen gegenüber ins bekannte Restaurant Bamboo Garden und trinken einen Tee. Dort kann ich sogar Anfangen meine Buschnachrichten auf dem mitgebrachten Laptop zu schreiben und es gibt kostenfreies WLAN. Aber im Spiegel steht heute nichts Neues.
Viel zu schnell ist Maria da. Wir gehen noch schnell bei Shoprite einkaufen und schon stehen wir auf der Farm vor unserem geliebten Landy. Er ist nicht nur repariert, sondern auch schön gewaschen. British racing green. Schöne Farbe. Eigentlich für einen Frogeye wie geschaffen, aber damit kann man nicht durch Afrika fahren. Mit den neuen Stoßdämpfern fährt er auch viel besser. Vielen Dank an Manfred, er hat ihn wieder richtig gut hingekriegt.
Zurück in Arusha ziehen wir noch Bargeld bei der StanBic Bank mit der EC-Karte und dann geht’s zum Masai Camp. Moritz schläft wieder tief und fest. Die Wärme macht aber nicht nur ihm zu schaffen. Schön langsam räumen wir alles in den Landy. Und auch ich lege mich nochmal in das frisch bezogene Bett. Abends gehen wir ins Restaurant. Ich schreibe meine Buschnachrichten und mit Uno-Spielen vertreiben wir uns die Zeit bis die richtig gute Mixed Meat Pizza kommt. Ich habe Chicken Stirfried with Vegetables & Chips. Wir haben richtig Hunger. Nachts schlafen wir bei kühlendem Wind tief und fest. Uns geht’s gut.
Irgendwann fängt es zu regnen an. Ziemlich stark. Und er bleibt konstant bis zum Morgen-grauen. Mit graubleichen Wolkenschaden frühstücken wir. Immerhin ist es von oben trocken. Wir braten die ersten drei Spiegeleier und essen von Marias selbstgemachter Mulberry Marmelade. Die schmeckt uns. Für die Übernachtung zahlen wir 13.000 TZS.
Wir rufen in unserem neuen Garmin Nüvi 1390 die Lake Jipe self-catering Bandas auf und schon fahren wir mit deutschen klaren Anweisungen los. Gleichwohl sollte man sich auf die Karten von tracks4africa (www.tracks4africa.co.za) nicht ausschließlich verlassen. Man weiß nie, wie das Garmin die Strecke berechnet. Eine Kontrolle anhand von guter Straßenkarte und Reiseführer ist notwendig. Trotzdem ist das für uns ein Quantensprung zu unserem Garmin plus II, was uns 14 Jahre gute Dienste geleistet hat. Nun liegt es verstaut in einer Kiste und ist unser Backupsystem.
Nach 90km erreichen wir die Grenze und reisen flott aus Tanzania aus. Wie bereits im Sommer verlangen sie keine Nachzahlung der Roadtax, sondern nur den Nachweis, dass wir 25 USD bei der Einreise bezahlt haben. Die Einreise nach Kenia verläuft ebenso unkompli-ziert. Immer noch brauchen Kinder bis 16 kein Visa und für die Erwachsenen sind nur 25 USD fällig. Eine Straßenbenutzungsgebühr wird ebenfalls nicht mehr fällig.
In Taveta ist der ATM der Barclays Bank außer Betrieb. Aber der von der KCB akzeptiert MasterCard und Visa. Hakuna matata, wir sind flüssig. Nach 6km biegen wir rechts ab und sehen schon von weitem Grogans Castle. Wir verzichten auf eine Besichtigung, denn es stehen nur die Außenmauern und die sehen wir auch so. Auf feuchter roter Erdtrasse geht es weiter zum Lake Jipe. Durch dichten Busch und Akazienbäumen schlängelt sich die Piste.
 
Baobab

Irgendwann ist rechts neben uns grünes Schilf zu sehen und irgendwann öffnet sich braunes Wasser zwischen dem grün. Viel Dung von Elefanten, Hippos und Wasserbüffel sind zu sehen. Nach einigen Lehmhütten stehen wir vor einem Zaun und einem Gate. Welcome to Tsavo West. Direkt dahinter keine Kühe mehr, aber Wasserböcke, Impalas und wir sehen schon die Bandas (http://www.kws.org/kws/tourism/accommodation/tsavow_jipeBandas.html).
 
Tsavo

Dort ist auch der Rangerposten. Sie haben keinen SmardCard-Leser, so dass sie mit unse-rer Karte nichts anfangen können. USD nehmen sie natürlich, aber ich will die nur ungern rausgeben und außerdem haben wir ja bezahlt, auf der SmardCard. Er funkt zu seinem Boss und dann kommt die Nachricht, dass wir am Maktau Gate natürlich mit der Karte bezahlen können. Klasse. Wir machen noch für morgen früh 08h00 eine Bootsfahrt aus. Und dann stellen wir uns neben dem großen Gebäude und richten uns ein. Von Ferne sehen wir eine dunkle Wand auf uns zukommen. Wir unternehmen noch kurz einen Versuch entlang des Sees zu wandern und gute Photos von den Vögeln und Graßfressern zu machen, aber dann geht es auch schon los und wir eilen zurück zu den Bandas. Die sind sinnvoll errichtet: Unter einem gemeinsamen rechteckigem Dach sind drei Bandas gemauert und der obere Teil ist nur ein Fliegengitter. Dazwischen sind Sitzgruppen, die einem Blick auf den 20m entfernten See erlauben. Zwei Küchen mit Grill, Wasserspüle und Tisch komplettieren die Einrichtung. Die Toiletten sind sauber und mit WC-Papier ausgestattet. Auch die beiden Duschen sind völlig ok. Es regnet einen typischen ostafrikanischen Landregen und ich schreibe meine Buschnachrichten. Moritz puzzelt und macht Hausaufgaben.
Gegen 17h00 stellt sich der Caretaker vor und fragt, ob er vor den Bandas am Ufer das Feuer anmachen soll. Er schleppt auch einige Baumstämme an, die er mit der Axt teilweise zerkleinert. Derweil schneide ich Zwiebel und Knoblauch klein, sowie das gekaufte Gemüse. Es gibt Reis mit Bohnen, Möhren und Zuckermaiskolben. Dazu grillen wir neben dem Feuer auf der Glut T-Bone-Steak und eine Boerewurst. Als Nachtisch für Männer unter 1,40 gibt es Erdbeerjoghurt.
Nach dem Essen lassen wir das Feuer herunterbrennen und schauen dann die Milchstraße an. Das Kreuz des Südens können wir nicht entdecken. Wenig später ziehen Wolken auf und die Sterne sind fast nicht mehr zu sehen. Neben und vor uns knistert und rupft es, was das Zeug hält. Im Schein der großen Maglite sehen wir 15m entfernt am Ufer einen Wasserbüffel Schilf fressen. Er kaut gemütlich vor sich hin und sieht uns an. Gegen 20h00 bringen wir Moritz ins Bett und genießen die Geräusche einer afrikanischen Nacht.
Um 01h00 brüllt es aus dem Moritzzelt. Wir schrecken hoch. Nein, pullern muss er nicht. Nur Angst hat er. Wir ziehen uns an und ich luge vorsichtig aus dem Dachzelt. Nichts zu sehen mit der Stirnlampe.  Ich klettere die Leiter hinunter, schalte meine große Maglite an und schaue direkt auf einen dicken, großen Frauenhintern, der fünf Meter entfernt verdächtig vor sich hin wackelt. Sch…, eine Hippomama mit Kalb. Gott sei Dank lässt sie sich durch das Licht nicht aus der Ruhe bringen und zieht langsam weiter äsend Richtung See ab. Daniela kommt die Leiter herunter und kriegt es fast nicht mit. Ganz eine Mama, denkt nur an den verängstigten Moritz, während ich und die Hippomama völlig übersehen werde. Sie geht hoch und tröstet, während ich unten Wache schiebe. Es sind verdammt viele Tiere unterwegs, überall reflektierende Augen. Als sie dann noch selbst pullern gehen will, sage ich nein, denn eine Herde/Rudel Augenpaare kommt direkt auf uns zu und lässt sich durch uns auch nicht von der Richtung abbringen.
Ohne auf den Wecker zu warten, brüllt Moritz, dass er nun doch um 06h15 pullern muss. Es ist hell und fast keine Tiere zu sehen. Wir stehen auf und machen Frühstück. Wieder Spie-geleier und Toast und Marmelade. Flamingos ziehen über unsere Köpfe im Tiefflug hinweg und am Ufer stehen Reiher und halten nach Beute Ausschau. Etwas weiter weg stehen Wasserböcke und Impalas und grasen. Und wir mitten drin und Frühstücken. Die Morgensonne scheint direkt auf die tanzanischen North Pare Montains auf der anderen Seite des Sees. Kitschig schön.
Um 08h00 werden wir zu unserer Bootsfahrt abgeholt und wir gehen zum Anleger. Jeder von uns kriegt eine Rettungsweste angezogen. Ein bewaffneter Ranger nimmt vorne neben Moritz Platz und los geht’s. Langsam fahren wir an unserem Ufer südlich entlang und sehen viele Vögel und verschiedene Grasfresser.
 
Vögel Afrika
 
Flusspferde Ostafrika

Vereinzelte Gruppen von Hippos sind im Wasser, alle mit Kälbern. Dann entdecken wir Net-ze, die offenbar Fischer hier im Nationalpark gelegt haben. Der Ranger klärt uns auf, dass tanzanische Fischer immer herüber kommen und hier fischen. Er nimmt das Netz auf und zeigt Moritz, wie man die kleinen Fische daraus befreien kann. Moritz macht dann selbstständig weiter und schmeißt die Fische über Bord. Wir ziehen noch drei weitere Netze aus dem Wasser, ehe wir uns auf den Rückweg machen. Gut 1,5h waren wir unterwegs und ha-ben den See von einer ganz anderen Perspektive kennengelernt. Viele Schilfinseln zeugen davon, dass der See nicht sonderlich tief sein muss. Schneisen darin zeigen die Wege der Hippos.
Wir zahlen 2.000 KSH für die Bootsfahrt und machen uns auf zum Maktau Gate. An der Lions Koppie nehmen wir noch den Simba Circuit mit, sehen aber keine. Alles ist völlig ausgetrocknet und wirkt abgestorben. Einzelne Oryxantilopen sind zu sehen, sonst nur rote Erde.
 
Soiessbock Savanne

15km vom Maktau Gate entfernt sehen wir auf einmal große Tierherden zwischen den Schirmakazien. Gnus? Nein, nur profane Kühe. Aufgrund der Dürre treiben die Hirten ihre Tiere in den Nationalpark. Dort fressen sie das wenige Gras weg, was den Wildtieren ihrerseits fehlt.
 
Piste Ostafrika Panorama
 
Rinder Afrika

Vor uns bauen sich die großen Taita Hills auf. Mächtig wie ein großer Wall steht diese Bergkette quer zu unserer Fahrtrichtung. Doch dann sehen wir tatsächlich doch noch große Wildtiere. Zwei Giraffen stehen an zwei Schirmakazien und fressen die ersten grünen Triebe. Wenig später sehen wir 100m entfernt eine kleine Elefantenherde mit Kälbern zwischen den Bäumen entlang ziehen. Die letzten 3km folgen wir dem Zaun zum Maktau Gate.
Dort fragen sie uns freundlich, ob wir auch viele Tiere gesehen hätten. Ja, sage ich, jede Menge. Oh das ist ja schön, welche denn? Na, Giraffen, Oryxantilopen und eine paar Elefanten und jede Menge Kühe in braun, weiss und schwarz. Sie machen ein verdattertes Gesicht. Ich sage ihnen, dass ca. 3km von hier ein großes Loch im Zaun wäre und die Kühe dort herein kämen. Und ich mich frage, warum ich 50 USD pro Person zahlen muss, um Kü-he zu sehen? Sie grinsen mich hilflos an und lenken das Gespräch aufs bezahlen. Meine SmardCard kann erst im dritten Anlauf gelesen werden. Wir müssen noch 75USD nachzah-len, da wir eine weitere Übernachtung hatten. Eintrittsgeld für uns und den Landy war ja noch drauf.
Nach korrekter Ansage durch das Navi biegen wir rechts Richtung Voi ab und folgen der gut geschobenen breiten Trasse. Die 46km bis Voi erreichen wir bei flotter Fahrt und wenig Vi-brationen. Die neuen Stoßdämpfer und der neue Lenkungsdämpfer machen es möglich. Um 14h30 stehen wir auf der Red Elephant Lodge (www.red-elephant-lodge.com). Camping ist möglich, aber ziemlich teuer. Wir zahlen 500 KSH p.P. plus Moritz die Hälfte. Für uns wird ein Zimmer aufgeschlossen, damit wir Duschen und Toiletten haben und stehen gut im Schatten mit dem Landy und den Zelten. Feuerholz ist auch da und der Pool ist voll.
Den weiteren Nachmittag verbringen wir mit Baden und planschen. Leider gibt es keine Fanta, sondern nur Bitter Lemon. Das schmeckt Moritz überhaupt nicht. Abends grillen wir uns ein T-Bone  und eine Boerewurst und lassen uns dazu ein Tusker Lager schmecken. Da Moritz immer noch kein Bier mag, kriegt er seine Wasserflasche. Nachdem Moritz im Zelt ist, stellen wir unsere Stühle vor dem Landy auf die freie Fläche und staunen mal wieder über den schönen afrikanischen Sternenhimmel. Später kommt das Kreuz des Südens am Horizont hoch. Es ist still, da nur eine 4köpfige Familie neben uns in der Lodge ist.
Wir haben sehr unruhig geschlafen, denn Moritz verlangte dauernd pullern zu gehen. Da-durch kamen Mücken in die Zelte und die summten und stachen. Morgens öffneten wir alle Fenster, um die Plagegeister zu vertreiben. Die, die nicht wollten, erlebten den letzten Sonnenaufgang. Heute Morgen gibt es Rühreier mit Zwiebeln und Kartoffelstückchen, die Moritz sehr schmecken. Nachdem wir noch die Zähne geputzt und alles verstaut haben, geht es weiter. Heute fahren nach Mombasa.
 
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Autor: Remo Nemitz