Westafrika



8.03.04: Heldenzeit

Hallo alle zusammen ,

lange hats gedauert, aber nun ist es mal wieder Zeit fuer eine e-mail aus der Ferne.
Die letzte Mail kam ja aus Dakar, wo wir dem guineischen Konsul mit unserem maroden Franzoesisch ein Visum abgerungen haben. So schnell wie moeglich haben wir dann Dakar und Umgebung in den Busch hinein verlassen, der aus Palmen- und Baobabwaeldern und vielen Mangobaeumen bestand. Leider waren die Mangos noch nicht reif. Wir sind dann ein wenig durch den Busch gegondelt und dann eine furchtbare Schlaglochstrasse nach Gambia gefahren. Und da hats dann gleich zwei Blattfedern entschaerft, so dass wir erstmal in der Naehe von Banjul festhingen. Aber am Ende wieder einmal halb so schlimm, weil der Campingplatz okay war und wir eine Menge netter Leute getroffen haben.
Mit einem von ihnen (Gruss an Micha!) bin ich (Remo) eine Nacht mit gambischen Fischern aufs offene Meer gefahren. Anscheinend waren wir Gluecksbringer (ausserdem hat Remo ein paar Mal die Fische gefuettert) - jedenfalls sind wir bis zu den Knien im Fisch am naechsten Morgen wieder eingelaufen.
Dann ging es in den Suedsenegal in die Casamancs. Hier haben wir eine Woche in einem Camp von Bekannten Urlaub gemacht. Sonne, Ozean (warm genug zum Baden), Palmen, lustige Voegel, Ruhe ..., einfach das Paradies.
Natuerlich haben wir auch Trichtern in Abene besucht und uns Hof, Haus und Kind angeguckt.
Leider mussten wir unsere Zelte dort abbrechen, weil wir noch vor der grossen Hitze in Mali sein wollten.
Quer durch die Casamancs vom westlichen Senegal nach Mali. Immer wieder schoene kleine Doerfer gefahren und nachts im Busch geschlafen. Und wenn Wonne und Remo im Busch schlafen, dann sieht es ungefaehr so aus:

1. Erstmal in einem Dorf an einem Brunnen anhalten und nach Wasser fragen. Fuer alle Beteiligten natuerlich die Sensation der Woche (Monat?). Grosses Gekicher und Gerufe, aber Wasser wird gerne gegeben!
2. Standplatzsuche: ueber Pisten (soweit vorhanden) oder einfach reifenruinierend quer durch den Busch einen einsamen Platz finden.
3. Anhalten, aussteigen und im Auto nach kaltem Bier suchen, aber nur warmes Wasser finden.
4. Oberflaechliche Saeuberung ueber Wasserschuessel.
5. Wildbienen bemerken Wasser, Schwarm umschwaermen Schuessel.
6. Wonne, da Nichtallergikerin, traegt Schuessel weit weg vom Auto.
7. Bienen umschwaermen das Auto.
8. Wonne fluechtet ins Zelt, Remo bewahrt scheinbar Ruhe.
9. Bienen bevoelkern die Sandalen von Wonne vor dem Zelt.
10. Eine 10 cm grosse blaue Riesenwespe erscheint auf der Bildflaeche.
11. Remo wir von zwei Bienen in den Fuss gestochen, ausserdem interessiert sich die Riesenwespe fuer ihn.
12. Remo fluechtet auch in Zelt, Bienen belagern beide Schuhpaare - Entkommen unmoeglich.
13. Wonne und Remo sitzen ratlos im Zelt und glotzen auf ihre Schuhe.
14. Die Theorie kommt auf, dass die Bienen bei Sonnenuntergang verschwinden - Hoffnung.
15. Die Sonne geht unter, die Bienen sind immer noch da – Alternativplaene gefragt.
16. Wonne, da Nichtallergikerin, huscht barfuss zum Auto und raeuchert die Bienen mit Autan aus.
17. wiedergewonnene Freiheit!
18. Die Riesenwespe taucht wieder auf, als Beute eine grosse haarige Spinne, die sie am Zelt vorbeischleppt.
19. Hohe Trekkingstiefel kommen zum Einsatz.
20. Essen, einschlafen, aufstehen - ohne besondere Vorkommnisse.
21. Zelt zusammenpacken, grosser Skorpion (auf spaeteren Camps ersetzt durch kleine Skorpis, fingerlanger Hundertfuesser, Termiten) hat unter dem Zelt uebernachtet.
22. Abfahrt ohne Fruehstueck, da die Bienen wieder auftauchen ....

So haben wir uns dann nach Mali durchgeschlagen. Sind in Mali sehr boese, sehr loechrige, sehr harte, sehr sehr staubige Piste gefahren (dieses Mal hat es nur den Auspuff erwischt).
Unterwegs auch wieder sehr schoene Doerfer, die sich an den Senegalfluss schmiegen, zwischendurch an sehr schoenen Wasserfaellen zwei Tage halt gemacht.

Uebrigens sind wir hier eine wandelnde Geschenkbox und die Standardanrede von vielen, vor allem Kindern, ist: Eh Toubab (hey Weisser), donnez moi cadeaux (geben Sie mir ein Geschenk). Manchmal auch einfach nur: Toubab, cadeaux! Das kann auf die Dauer schon nerven.

So, in Mali hatten wir Glueck und konnten in einer Stadt das Marionetten- und Maskenfestival anschauen - war superspannend. Dann ging es ueber Segou nach Djenne, die groesste Lehmmoschee Malis und einen sehr grossen, sehr schoenen Markt anschauen. Und natuerlich sind wir 4 Tage im Dogonland wandern gewesen - sehr heiss, aber auch sehr interessant.
Und dann haben wir noch einen Abstecher nach Mopti im Nigerbinnendelta (aber kein Bootstour nach Timbouctou) gemacht und sind jetzt in Bamako, um uebermorgen nach Guinea aufzubrechen - der Regenwald ruft und hoffentlich ist es dort kuehler!!!
 
04.06.04:  Mango oder Erdbeere

Hallo alle zusammen,

es ist mal wieder Zeit für eine Rundmail, die letzte liegt ja nun doch schon ein wenig zurück.
Wir haben in der Zwischenzeit mal wieder das Land gewechselt und sind nun endlich im englischsprachigen Ghana. Das ist gut fuer die Moral, denn wir können uns nun endlich plappern, wie uns der Schnabel gewachsen ist, was ja im Französischen nicht so einfach war. Verstanden werden wir aber trotzdem nicht besser.
Tja, Burkina Faso war schön aber auch sehr heiss. In Ouagadougou mussten wir unser Ghanavisum besorgen und waren bei 47 Grad im Schatten regelrecht lahm gelegt. Allein beim Stillsitzen und Nichtstun ist der Schweiss in Strömen an uns heruntergelaufen. Nach drei heissen Tagen und Nächten kam Remo dann von der ghanaischen Botschaft. In der einen Hand die Pässe, die andere Hand voller Erdbeeren. WOW!!! Klein, rot, süß und lecker - mal eine Abwechslung zu den Mangos, die es schon seit einer Weile überall in allen Grössen, Formen und Farben gibt. Ja, ja, man denkt immer in Afrika gibt es ganz viele tolle Früchte, aber hier im trockenen, heissen Sahelgebiet gibt es im Moment nur Mangos. Aber die in Hülle und Fülle - es ist Erntezeit!
Im Süden von Burkina sind wir über kleine Pisten durch die Dörfer gefahren und hatten Glück, denn in vielen Dörfern war Markttag. Das haben wir uns natürlich nicht nehmen lassen und sind über die Märkte gezogen. Der Markttag ist DAS soziale Ereignis in der Woche und die Frauen schmeissen sich so richtig in Schale. Tragen ihre besten Kleider und ihren ganzen Schmuck. Im Schatten sitzen denn alle und trinken Hirsebier und je nach Bierpegel geht es da ziemlich lustig zu, wenn man sich als Weisser in ihre Nähe wagt. Da wird gerufen, Hände geschüttelt, gelacht und gewunken. Die Märkte haben uns ziemlichen Spass gemacht, denn kaum ein Weisser verirrt sich in diese Gegend und die Leute waren entsprechend überrascht, aber auch sehr nett.
Die abenteuerliche Seite von Burkina war ein See mit Flusspferden (tja, wir wissen auch nicht, was FLUSSpferde in einem SEE suchen) und wir haben eine kleine Pirogentour gemacht und sind bis auf 10 Meter an die Pferde ran. Da wurde es mir (Wonne) doch ganz schön mulmig zumute, man hat ja schon Geschichten gehört.
Aber wir sind da heil wieder rausgekommen und nach einiger Zeit ging es dann schon Richtung Ghana.
An der Grenze von Burkina nach Ghana hatten wir vor uns einen Sattelschlepper und an jeder Station (Zoll, Immigration) haben wir brav Papiere und Pässe vorgezeigt und artig abgewartet bis die Beamten immer brav ihre Eintragungen in ihren grossen Büchern gemacht haben. Der Satteschlepperfahrer hat überall nur einen Geldschein gelassen und weg war er. So ist Afrika, es gibt keine wirklichen Gesetze. Remo hat mal ein Stoppschild ignoriert und zack ... Trillerpfeife, Anhalten, .... Ganz erbost und entrüstet hat ein Polizist uns darauf hingewiesen, dass wir das Schild überfahren hätten. Und Strafe muss sein: 5000 CFA = ca. 7,62 Euro. Remo sagte nur: nee soviel zahl ich nicht ich, gebe 3000 CFA. Polizist: okay, dann eben 3000 CFA. Aber es gab wenigstens eine ordentliche Quittung nachdem Remo das Geld im Hauptquartier (!) bezahlt hatte.
Nun sind wir in Ghana. Und wie gesagt, man spricht Englisch!
Als erstes halten wir Richtung Mole Park und hoffen inständig, dass die Elefanten noch da sind, wenn wir ankommen. Es ist nämlich Beginn der Regenzeit und da gibt es ausreichend Wasserlöcher und die Tier verschwinden ins Innere des Nationalparks. In der Trockenzeit lungern die Tiere an den Wasserlöcher den Headquarters rum.
Wir kommen an und kein Elefant ist zu sehen. Von auf einem Plateau gelegenen Campingplatz kann man auf die Ebene mit zwei Wasserlöchern gucken. Dann abends beim kühlen Bier an einem lauen afrikanischen Abend zeigen sich kurz vor der Dunkelheit zwei Dickhäuter und gehen genüsslich baden. Am nächsten Tag haben wir dann 20 Elefanten gezählt, die den Tag damit verbracht haben in den beiden Wasserlöchern abwechselnd baden zu gehen. Wir haben dann noch eine kleine Safari gemacht und viele Antilopen,  Warzenschweine, Buschböcke, Vögel, Affen und natürlich Elefanten gesehen. Danach waren wir in einem Schmetterlingsreservat und haben viele bunte Schmetterlinge gesehen, in einem Affen Sanctuary haben wir (wie soll es anders sein) viele Affen geguckt.
In Kumasi haben wir gelernt, was wahrer afrikanischer Großstadtverkehr bedeutet. Gehupe am laufenden Band, Autos dicht an dicht und dann plötzlich hört die Strasse auf und alles ist voller Menschen und Strassenstände. Plötzlich landen wir auf dem Busbahnhof - da wollten wir gar nicht hin! Sollen auch noch Eintrittsgeld wie alle Minibusse bezahlen. Aber wir haben uns geweigert, die Spur blockiert, noch mehr Gehupe und irgendwann durften wir zum wenden auf den Busbahnhof rauf, nachdem dem Geldeintreiber aufgefallen war, dass wir ja keine Passagiere an Bord hatten.
Sind dann noch zu den Hängebrücken im Kakum-Nationalpark gefahren - dort gibt es Hängebrücken die über den Regenwald gespannt sind. Es kostet schon eine Menge Überwindung da rüberzulaufen. War ganz nett, aber hat nicht den teuren Eintrittspreis gerechtfertigt.
Ja und dann war der Ozean dran. In Busua haben wir ein schönes Camp dirket am Strand gefunden. Schöner weisser Strand, Kokosnusspalmen, Wasser, Wellen und Sonne. Da sind wir erstmal geblieben und haben uns erholt und ja, das Auto ein wenig reparieren lassen :-)
An der Küste entlang sind wir dann Richtung Accra gefahren, in Cape Coast haben wir uns das Fort angeguckt, in Kokrobite gesehen, wie Tourismus eine Gegend ordentlich versauen kann.
In Accra mussten dann viele Dinge organisiert werden. Ersatzteile für das Auto organisiert , Visa für Togo, Benin und Nigeria organisiert und eine Entscheidung getroffen werden.
Wir haben es uns nicht leicht gemacht, aber jetzt steht es fest: Remo wird bis Namibia alleine fahren und Wonne fliegt für diese Zeit nach Deutschland. So ganz alleine ist Remo nicht, er hat einen Holländer als Mitfahrer, der ihn bis Namibia begleiten wird.
Die letzten Tage in Accra waren dann etwas hektisch und auf dem Flughafen Kotoka nimmt die Reise in dieser Form ein vorläufiges Ende.
Yvonne fliegt über Lagos und Frankfurt/Main nach Berlin und in 2-3 Monaten nach Namibia. Remo fährt über Länder wie Nigeria, Kamerun und Angola nach Namibia.
Er wird euch aber trotzdem weiter auf dem Laufenden halten.
 
 
Nächste Seite: Zentralafrika
Autor: Remo Nemitz