Zentralafrika



06. Juni
Lome, Togo. Schade, dass Ghana vorbei ist, englisch zu sprechen ist fuer mich wesentlich einfacher als franzoesisch, da bekomme ich immer nur die Haelfte mit...
Naja, hier treffe ich jedenfalls meinen neuen Beifahrer, Bas, ein 21-jaehriger Hollaender, mit dem ich bis nach Namibia will. Die Campsite, ueber die alle Guidebooks so schwaermen ist - sorry - scheisse aber mit den Bewertungen der Reisefuehrer ist das sowieso eine Sache, normalerweise werden Highlights viel zu sehr aufgebauscht). Der Strand ist 500 Meter durch die Suburbs entfernt und auf dem Campingplatz haelt die Besitzerin Papageien in kleinen Kaefigen und Affen an kurzen Leinen (fast jeder Gefangene hat seine Meise...).
Ich schaue mir ein paar Stunden Lome an und danach verschwinden wir nach Benin, ist ja nicht weit.
Der Ort, wo wir uebernachten heisst Grand Popo, das ist doch mal ein schoener Name. Sehr gutes Camping direkt am Strand gefunden, Baden konnte man aber komplett vergessen, schon nach 2 Metern im Wasser von Wellen wurde man ueberspuelt und von schwerer Stroemung abgetrieben. Bei der Gelegenheit habe ich auch gleich meine Uhr gekillt:-) (nicht wasserdicht), seitdem bin ich fast zeitlos.
Naechsten Tag weiter durch Cotonou in Benin (superschwerer Verkehr mit Millionen von Mobylettes (Mopeds) im tropischen Regen) und Porto Novo nach Ketou im Norden. Hier wurden wir das erstemal beim Bushcamp von Locals entdeckt, die dann auch in Scharen zum Starren kamen, in der Nacht haben sie uns aber in Ruhe gelassen. Ich meine fast alle Einheimischen sind harmlos, nur dieses wirklich dumme Starren (wobei sie so aussehen, als ob jede Handlung, die wir machen, ueber ihren Horizont geht) geht mir auf die Nerven.

Im Morgen dann nach Nigeria, alle waren superfreundlich, von der Grenze bis zu den Polizeikontrollen. Viel zu viele Kontrollen, aber wir hatten bald eine Routine entwickelt: Just keep them busy with talking, that they dont ask funny questions and if they ask ignore them (O-Ton).
Ein Immigration-Arschloch hatte dann doch Schwierigkeiten gemacht und unsere Paesse fuer 3 Stunden behalten, aber sowas klaert sich mit Warten...
Naja, nachdem sich das alles so gut angelassen hat, haben wir entschieden, nach Jos in Central-Nigeria zu fahren, um ein bisschen vom Land zu sehen, und ich bin bis jetzt froh, dass wir das gemacht haben.
Die erste Nacht habe ich in einem Dorf noerdlich von Ibadan angehalten und gefragt, ob wir auf dem Schulplatz schlafen koennen. Alles kein Problem, wir wurden den who is who des Dorfes vorgestellt, und am naechsten Morgen haben wir eine ausgewachsene Fotosession gemacht, alle wollten unbedingt fotografiert werden.
Naechste Nacht in der Naehe vom Niger bei einer Mission geschlafen und gestern in einem Dorf bei Abuja.
Man ist zwar immer irgendwie unter Beobachtung, aber wenn man sich drauf einlaesst, dann macht es richtig Spass.

11. Juni
Heute erreichen wir Jos in Centralnigeria und werden so zwei Tage zum Erholen bleiben. Wir haben schon einen Supermarkt gesehen (yippieh), Exchange-Buero (superschwierig, Geld zu tauschen, zumindest Nicht-Dollars...), Fruechte und Gemuese gibt es, ist nicht so heiss (1300 Meter hoch) und Internet funktioniert auch, also alles, was man braucht.
Es eine Menge Fahrerei, aber zum Teil Superautobahnen, aber auch jede Menge Verueckte auf der Strasse.
In Nigeria ist alles viel groesser als im westlichen Afrika (wir sind glaub ich durch drei oder vier Millionenstaedte gefahren) aber auf dem Land macht es richtig Spass.
Bas ist auch okay, kochen kann er nicht, dafuer weiss er Basics ueber Autos. Uebrigens hat der Kuehler angefangen, richtig zu lecken, haben lokales Kuehlerdicht gekauft und anscheinend ist er jetzt wieder heile (mal sehen, wie lange).

12. Juni

Naja, heute war ich im oertlichen Museum, ueber das der Lonely Planet-guide so geravt hat. Was soll ich sagen, Fundstuecke aus Nigeria, Tonkruege... Was toll war, ist, das sie verschiedene Sachen aus Nigeria nachgebaut haben, die alte Stadtmauer von Kano oder die Moschee von Zaria 1:1 aus Lehm mit Fuehrung, spaetestens jetzt brauch ich nicht mehr nach Kano in Nordnigeria zu fahren (ich habe immer wieder drueber nachgedacht, war mir aber auch immer zuviel Fahrerei, ausserdem ist es auch eine fette Millionenstadt, worauf ich keine Lust mehr habe.
Ausserdem war ich im angeschlossenen Zoo, aber der war natuerlich superscheisse mit winzigen Gehegen und Besuchern, die Affen wahlweise fuettern oder anspucken. Bei den Schlangen stand ein Schild, dass man die Tiere nicht mit Steinen bewerfen soll...

Als naechstes fahre ich in den Yankari Nationalpark, der soll auch super sein, mal sehen ob der besser als Haute Niger-Nationalpark in Guinea ist.
Achja, den Fluss Niger habe ich auch mal wieder gesehen, aber nur druebergefahren, trotzdem schoen. Einen Tag spaeter habe ich versucht ueber Pisten entlang dem Niger zu fahren, habe ihn aber nicht gefunden (30 Kilometer Farmland lagen dazwischen und niemand hat Englisch gesprochen). Trotzdem hat auch das Spass gemacht, fruchtbares Land, viele Baeume, ganz gruen, kleine Doerfchen).
Im Endeffekt ist es ganz einfach, dem Moloch Nigeria zu entkommen, auf dem Land gibt es keine Polizei, Immigration oder Staatsicherheit (die die Nummer vom Auto notieren und uns dann beim Essen fragen, ob wir mitkommen koennen und ein paar Fragen beantworten... paranoides Pack).
Normalerweise sind die Leute mehr als nett und wenn sie Englisch sprechen, dann sind sie normalerweise auch ganz helle, ich mag das hier vielleicht mehr als Ghana (ausser, dass der Strand nicht so leicht erreichbar ist). Gut, dass wir uns keine Angst von den anderen Touristen haben machen lassen.
Uebrigens ist hier gerade Generalstreik, seit 3 oder 4 Tagen, aber man merkt nicht so viel davon, nur so Dinge, wie eine komplett von Lastern blockierte Stadt, was bedeutet, dass ich zuerst 3 Km auf der falschen Strassenseite vorbeigefahren bin, bis beidseitig blockiert war, dann eine halbe Stunde ueber Hinterstrassen infight mit lokalem Verkehr hatte und dann auf eine noch nicht eroeffnete Autobahn ausweichen musste, was aber viele gemacht haben).
Eine lustige Sache sind noch die privaten Roadblocks, also nicht von Polizei oder so, sondern von bewaffneten Zivilsten, die Minibusfahrern und normalen Verkehr Kohle abknoepfen, die Bullen interessiert das anscheinend auch nicht grossartig. Aber auch hier, wir haben noch nie bezahlt und unseren Routinen entwickelt. Normalerweise haste 5 oder 6 Personen am Wagen, aber nicht aggressiv, nur grosses Gejohle ins Auto und aus dem Auto, seltsam manchmal hier...

Naja, das passiert halt alles so, wenn man ganze Tage auf der Strasse verbringt, ich glaube auch, es lohnt sich nicht 1000 km oder so bis zu einem speziellen Punkt zu fahren, wir haben bis jetzt viel mehr Spass gehabt, einfach irgendwohin zu fahren, dann erwartet man auch nichts und freut sich umso mehr ueber die Leute.

17. Juni
(klingt nicht so positiv, stimmt auch als Momentaufnahme, man ist halt nicht immer voller Ekstase:-)
Der Hollaender ist keine Hilfe, 90 Prozent aller Arbeit mache ich (vom Zeltabbauen ueber Fahren, Einkaufen, Kochen zum Zeltaufbauen, ausserdem ist er seit einer Woche mit eine schweren Magenverstimmung krank und versucht, mit Weissbrot gesund zu werden...).
Das heisst nicht, dass er unsympatisch ist, nur sehr jung und von nichts eine Ahnung (ausser von Autos, was wiederum sehr gut ist).
Naja, Nigeria ist eine Menge Fahrerei und nach einer Weile sind die Leute doch ziemlich nervig, es sind einfach auch zuviele, das Land laeuft praktisch ueber...

Wir sind gerade in Calabar, warten auf unser Cameroon-Visa. Ich befuerchte, dass es dort noch mehr regnet als hier, und hier ist es schon eine Menge. Nichts funktioniert, kein Strom und auch das Internet ist Glueckssache, Afrika halt, Zentralafrika wartet um die Ecke.

21. Juni
Ich bin gerade in Limbe, am Strand, das hoert sich aber ganz anders an, als es ist. Strand ist schwarzes Vulkangestein vom Mt. Cameroon , es regnet und auf dem Meer kann man die Bohrinseln sehen, also mal eine Abwechslung zu Straenden wie Busua:-)

Die Grenze war Nigeria/Kamerun war cool, alle ganz freundlich, danach wollten wir im Bush (nun Regenwald) schlafen, nach ewiger Fahrerei einen Pfad in den Wald gefunden, mit Muehe den Wagen reinbugsiert und man raet es, keine Minute spaeter war ein Einheimischer da (die Stunde davor hatten wir KEINEN EINZIGEN gesehen). Damit war der Platz natuerlich tot und wir haben in einem Dorf geschlafen (naechtliche Besuche weil "people like to see new things too much" und morgendliches Aufwachen mit der Sonne, weil "people like to see new things too much".

Gestern hat mich irgendwas erwischt, hauptsaechlich Gelenkschmerzen im Ruecken und Hals, der Ruecken kommt vom Reifenhochwuchten, das mach ich ja alles allein..., der Hals von der Anspannung, ich mach ja alles selbst...
Heute ist es aber schon wieder besser, nur eine kleine Verstimmung halt, das passiert.
Dem Auto geht es gut, nur 2 Gummiproeppel hat es kaputtgehauen, aber das ist Massenware und leicht zu reparieren, eigentlich nicht mal eine Reperatur, nur ersetzen. Sind halt die Pisten.
Vorgestern hatten wir unsere erste richtige Schlammpiste mit kaputten Bushtaxi, das alles blockiert hat. Natuerlich hatte ausser mir niemand ein Seil, um das Teil rauszuziehen, also hatte ich meinen grossen Auftritt. Danach sah ich aus wie eine Sau, alles voll Schlamm, der Hollaender war immer noch ganz schnieke, hat das Auto ja auch nicht verlassen... (schon wieder beschwert, vielleicht meine ich es so;-). Jedenfalls haben einige Leute sich ganz lieb bedankt, dass sie weiterkonnten, der Fahrer vom rausgezogenen Bushtaxi hat mich aber nach Kohle und Zigaretten angebettelt, Leute kapieren Sachen einfach nicht.
Von der Stelle haben wir auch noch einen Einheimischen mitgenommen, zu einem Krankenhaus, wo seine Mutter lag, in dem Krankenhaus haben wir auch geschlafen (Gaesteraum). Und da wir uns der Kueste genaehert haben, gab es in der Stadt (Kumba) auch Riesenfische, davon musste ich gleich zwei essen, mal zur Abwechslung zur Reiskost.

Naja, wie gesagt, jetzt bin ich hier in Limbe. Jetzt sieht es so aus, dass ich in Gabun versuche, den Lope'-Nationalpark zu sehen und in Kongo Odzala-Nationalpark. Hier gibt es anscheinend noch Gorillas und Schimpansen im Regenwald.

24. Juni
Jetzt bin ich gerade in Yaounde, nachdem ich mich in Limbe ganz auskuriert habe, das war wohl echt nur die Anspannung. Die letzten Tage habe ich mich ueberhaupt nicht gefuehlt, irgendwohin zu fahren, aber seit gestern bin ich wieder frisch und munter and up for no good:-). In Limbe habe ich anderthalb Tage durchgeschlafen, aber jetzt quakt der Frosch wieder, gottseidank.

Nichtsdestotrotz ist Limbe gaaanz schoen, Berge im Hintergrund, machnchmal konnte man die Insel von Equortorial Guinea sehen (3100 Meter hoch direkt aus dem Meer) und der Strand war auch schoen. Ueberall gruen und ich habe sogar ein paar neue (und seltene) Voegel gesehen.

Einen Tag habe ich den Botanischen Garten (hauptsaechlich wegen der Voegel, sind ne Menge da) und das Wildlife-Center gesehen. Im Center haben sie Drills und Mandrills (die sauselten sind, hier ist die weltweite groesste Population von Mandrills - 5 Tiere...), dann natuerlich jede Menge Schimpansen und 12 Gorillas, alles Waisen. Im Grunde wuerden sie die wohl alle gerne auswildern, es hapert aber an geeigneten Plaetzen und Kohle, ist ja klar.
Gerade als ich gehen wollte, kam der Betreuer von den jungen Schimps mit Milchpulver und erzaehlt mir, dass er jetzt reingeht und die Tiere fuettert und mit ihnen spielt. Ich war einen Moment sicher, dass er erwartet, dass ich frage: wieviel, um reinzukommen? Aber dann kamen andere Gaeste und natuerlich ist es verboten. Aber ich sehe ja bald welche im Regenwald und das ist viel besser.
Mount Cameroon habe ich ausfallen lassen, Man sieht eh nichts und holt sich nur eine Erkaeltung. Und die Lehre aus Nigeria ist, dass ich mich nicht verzetteln soll, sondern ein Ding richtig mache. Und ich versuche, Lope und Odzala zu besuchen, das ist Fahrerei genug.

Uebrigens wird auf dem Weg nach Yaounde alles, was im Wald lebt, eingefangen und an die Strasse gezerrt. Natuerlich die Bisamratten, dazu kleine bis mittlere Antilopen, Hornbills (die mit dem ganz grossen Schnabel), eine mindestens 3 Meter lange Pyton und am Schluss zwei Pangolins (Schuppentiere). Hier habe ich natuerlich angehalten, um zu sehen, ob ich eins retten kann, aber eins hing tot an einer Pfote an einem Pfahl und ist wahrscheinlich so verendet und das zweite hatte einen Draht durch die Schnauze gezogen bekommen, war ganz blutig im Gesicht und haette keine Chance mehr im Busch. Die Leute lieben es, andere(s) zu quaelen, Mitleid haben sie nur mit ich selber - africa is very hard...
Ein Schuppentier kostet 3000 CFA, ein Gorillababy (habe ich aber nicht selber gesehen) 10000 CFA (fuer Einheimische, ich weiss nicht, was Weisse zahlen muessen).

Naja, wie geht es hier weiter? Ich war gerade in drei Botschaften. Die Congo-Brazzaville-Botschaft will 70000 CFA fuer ein Visum, ueber 100 Euro, das werde ich in Gabun beantragen. Morgen gehe ich zum Gabun-Konsulat, fuer 35000 CFA bekomme ich das Visum am Nachmittag. Und gerade jetzt ist mein Pass in der Botschaft von Congo-Kinshasa. Fuer 45000 CFA bekomme ich es morgen (hoffentlich). Der entscheidende Punkt ist das Angola-Visum, was scheinbar schwer zu bekommen ist, hier gibt es auch kein Konsulat. Aber vielleicht ist es wie so oft nur Dummschwatz von Touristen und alles ist kein Problem...

P.S.: 1 Euro sind 656 CFA, Visa sind also sauteuer fuer Zentralafrika.

25. Juni
Heute also wieder organisieren.
Seltsamerweise wird es schwieriger und schwieriger, Devisen wie British Pound an den Mann bzw. Bank zu bringen. Alle wollen nur Euro oder Dollar, naja, wenn sie es noetig haben... Jedenfalls hat eine Bank dann doch getauscht, ich frage mich immer, warum dieses Klima des "ich mache selbst das kleinste Ding schwierig fuer alle anderen" in Afrika existiert. Fast alles ist erstmal unmoeglich, das dann aber fast immer mit Gemauschel geloest werden kann...
Naja, auf der anderen Seite habe ich mein Visum fuer Congo-Kinshasa und Congo-Brazzaville (habe nochmal mein Glueck in der Congo-Botschaft versucht und tatsaechlich zufaellig den verantwortlichen Botschafter getroffen (man sieht Botschafter sonst nie), der hat in Goettingen studiert und gutes Deutsch gesprochen und war so freundlich mir fuer 50000 CFA sofort ein 90-Tage-Visum auszustellen, kein Antrag, keine Fotos noetig. Die Sekretaerin, die gestern 70000 CFA wollte hat ganz doof geguckt, hihi).
Jetzt liegt mein Pass in der Gabun-Botschaft und die haben mir versprochen, dass das Visum um 14.30 Uhr fertig ist. Wenn das hinhaut, bin ich morgen vielleicht schon in Gabun (Aequatortaufe!!!) und kann am Montag das Angola-Visum in Libreville beantragen (scheinbar der einzige Platz, wo es ausgestellt wird).

Ich bin jetzt also auf dem Weg nach Sueden, wer Lust hat, kann mir die Daumen druecken:-)