Namibia



22.12.04: Heisse Weihnacht in Suedwest

Hallo an alle in Deutschland, Irland, Westafrika und irgendwo auf dem Weg nach Mosambique!

Auch wenn wir momentan nicht durch die Welt fahren, gibt es doch das eine oder andere zu erzaehlen.

Also, Sonic und Chrishi sind nun wohlbehalten in Deutschland angekommen und wir standen dann da nach einer Woche Einarbeitungszeit!
Total wirr im Kopf wegen der tausend Infos, die wir bekommen haben, ein wenig mulmig im Bauch, weil es jetzt ernst wurde und ein bisschen euphorisch, wegen der neuen Aufgabe, die vor uns lag.
Aber jetzt haben wir schon ueber einen Monat rum, ohne das wir den Laden ruiniert haben :-)
Hier zu arbeiten ist mal ganz spannend, mal langweilig. Mal sind Gaeste da, mal nicht (heute, am 22. ist der sechste Tag ohne Gaeste, hat es sich schon rumgesprochen, dass es hier nicht mehr so toll ist???).

Und die Gaeste? Tja, wie’s so is, mal sind sie interessant, mal nervig.
Wir hatten z.B. ein amerikanisches Paerchen: Sie hat bei jeder Kleinigkeit mit ihrer hohen Stimme losgequietscht: *Oh, how sweet, how cute, how nice*. Wir kamen und schon ein wenig veralbert vor, aber die sind wirklich so drauf. Und dann haben die beiden noch ordentlich unseren Zucker- und Teevorrat geschroepft. Hier gibt es naemlich Tee und Kaffee for free. Aber bei denen ist mehr als die Haelfte in ihren Taschen gelandet – Amis!

Sonstige Aufgeregtheiten?
Hm, auf dem Grundstueck gab es bis vor kurzem ein Nest Wildbienen. Man konnte sich ganz gut mit ihnen arrangieren wenn man nicht zu nahe kam. Leider haben sie ploetzlich angefangen, die Hunde anzugreifen (die wurden wahrscheinlich zu neugierig). Die Armen sind dann im gestreckten Galopp und quietschend ueber das Grundstueck gerannt und haben sich nicht mehr rausgetraut. Der Kleine hat sich einen Stich direkt hinter der Nase eingefangen, der Arme...
Die Gaeste mussten wir ueber die Hintertuer vom Gelaende evakuieren. Aber was solls, die wollen ja alle Abenteuerurlaub hier:-)
Leider, leider mussten wir das Bienennest entfernen lassen. Und das heisst hier nicht vorsichtig einsammeln und an einem sicheren Ort aussetzten (werden die in Deutschland eigentlich wieder ausgesetzt oder heimlich umgebracht, weiss das jemand?). Nee nee, hier wird die chemische Keule rausgeholt. Sorry arme Bienen :-( Der Bienenkiller von der Stadtverwaltung hat sich uebrigens noch schnell den Honig gesichert bevor er das Gift auf die armen Dinger abgeschossen hat – hier kommt nichts weg!

Und sonst noch?
Eine grosse Raubwespe hat sich ganz frech ein Nest im Haus gebaut. Auch das mussten wir leider entfernen. Sie war aber noch am Bauen und hatte keine Eier abgelegt aber schon jede Menge Raupen eingefangen, gelaehmt und als Nahrungsvorrat fuer den Nachwuchs eingebaut. Lekker, oder?
Remo ist ja immer noch auf der Suche nach einem Chaemeleon im Garten, aber bisher hat sich noch keins gezeigt.

Und die Stadt?
Tsumeb an sich ist nicht gerade der Mittelpunkt der Welt. Es gibt zwar Biergaerten, die machen aber um 17 Uhr zu, es koennten ja Gaeste kommen... Im Stadtpark wird drauf hingewiesen, dass Aktivitaeten auf dem Rasen verboten sind...
 Jede Menge Weisse hier und im Zentrum spricht man fast ueberall deutsch. Die Weissen sind die typischen Boers (Bauern auf afrikaans, so nennen sie sich...). Alles so der untersetzte staemmige Typ mit kurzen Turnhosen, Socken bis zur Wade und Hemd – ein Augenschmaus:-). Natuerlich alles Rassisten, aber das sind die Schwarzen auch (es gibt ja immer jemanden, den man diskriminieren kann nach dem Motto: schwaerzer, aermer oder kleiner...). Die armen Saeue, die von allen ausgenutzt werden, sind in Namibia die Himba und die Bushmen.
Jedenfalls sind die Boers die unsympatischsten Leute, die wir soweit in Afrika getroffen haben. Ein Gast hat hier mal gesagt, dass ihre Lebenseinstellung *Aerger* ist und das stimmt wahrscheinlich. Wir haben den Eindruck, sie gehen davon aus, dass ihnen jeder ans Leder will. Aber sollte man sich darueber wundern? Sie machen oft genug ziemlich Kohle mit ihren Farmen und zahlen ihren schwarzen Arbeitern de facto nichts (um die Situation mal in einem Satz zusammenzufassen).
Im Moment ist es ja auch so, dass jeder ueber die Landreform redet und viele Farmer der Meinung sind, dass jetzt die wilden Schwarzen kommen und sie von ihren Farmen schleifen...

Tja, wie ihr seht halten sich die grossen Abenteuer diesmal zurueck (aber wer weiss, vielleicht ist schon morgen das Klo verstopft?). Im Moment finden wir das aber ganz schoen und erfreuen uns an den kleinen Dingen im Leben:-).

Und fast vergessen: WEIHNACHTEN!!!
In Tsumeb toben natuerlich auch gerade die Weihnachtsvorbereitungen. Im Supermarkt toent den ganzen lieben Tag lang Weihnachtsschlager auf Afrikaans oder Deutsch, in der Hauptstrasse haengt Weihnachtsbeleuchtung und im Ort stehen fliegende Haendler mit aufblasbaren Weihnachtsmaennern rum. Aber bei hochsommerlichen Temperaturen von fast 40 Grad im Schatten will bei uns einfach keine Weihnachtsstimmung aufkommen:-)

Aber dafuer wuenschen wir allen, die diesen Brief lesen, wunderschoene Weihnachten. Vielleicht sogar ein bisschen Schnee, ruhige Tage, Erholung und Spass.

09.03.06 - Bye bye Mousebird

Hallo Ihr Lieben,


das neue Jahr laeuft nun schon ein paar Tage und wir haben schon eine Weile nichts mehr von uns hoeren lassen.
Tja, was soll man sagen – wir arbeiten und da passiert nicht sehr viel. Ja, wir sind immer noch in der kleinen feinen Stadt Tsumeb und verdienen unser taeglich Brot mit dem managen eines Hostels.
Es macht immer noch Spass, aber wir freuen uns auch riesig darauf unsere Zelte hier bald abzubrechen – uebermorgen!!!
Es war ein schoenes, interessantes und erholsames Intermezzo. Aber auf die Dauer ist das nichts fuer uns – der Ort ist nicht der Nabel der Welt, im Hostel ist Nebensaison und daher auch nicht so viel los und es gibt noch eine Menge zu sehen und darauf freuen wir uns schon.

Aber wir hatten in den letzten zwei Monaten Besuch. Das war mal eine nette Abwechslung.
Wonnes Bruder und seine Frau waren im Januar fuer zwei Wochen hier und haben sich Land und Leute angeschaut.
Im Februar war dann Remos Schwester fuer drei Wochen hier und nun ist der neue Besitzer aus Deutschland hier im Mousebird angekommen. Es wird von uns noch ein wenig in die Geheimnisse der namibischen Buerokratie eingefuehrt und dann geht es fuer uns auch bald los.

Apropos namibische Buerokratie. Wir haben hier in Namibia ganz offiziell einen Antrag auf eine 3-monatige Arbeitserlaubnis gestellt, denn unser 3-monatiges Touristenvisum lief Anfang Februar aus. Was soll man sagen – die Antraege wurden abgelehnt, man wollte uns hier nicht :-( (abgeschoben!!!!)
Fuer uns hiess das, das Land verlassen und zwar baldigst!!

Das war natuerlich gleich vierfach Scheisse!!!
- Der neue Besitzer konnte erst Anfang Maerz kommen, also haette der Laden hier geschlossen werden muessen.
- Remos Schwester hatte sich angemeldet und haette ihren Flug nicht stornieren koennen.
- Es hatten sich noch Freunde zum Besuch hier angemeldet und denen mussten wir erst mal absagen.
- Unser Auto war noch nicht fit fuer eine Weiterfahrt (wir mussten noch das eine oder andere reparieren :-)

Was haben wir gemacht? Wir haben den Laden hier fuer drei Tage geschlossen und sind nach Botswana gefahren. Das sind nur ca. 550 km von hier. Wir haben zwei Naechte in Botswana verbracht und haben dann versucht mit einem neuen Touristenvisum wieder in Namibia einzureisen. Es haette schief gehen koennen, denn normalerweise stehen jedem Touristen im Jahr nur 3 Monate zu und die hatten wir beide schon bei weitem ueberschritten.
Aber es ging gut und wir durften fuer zwei weitere Monate ins Land und sind weiter Schwarzarbeiter.
Also an der Grenze alles glatt gelaufen, wir wieder gluecklich in Namibia, fahren mal eben noch tanken und dann .... bricht der Zuendschluessel am Tankschloss ab!!! Da stehen wir, 500 km vom Mousebird entfernt, und haben keinen Reserveschluessel dabei. Mit dem restlich Schluessel konnten wir natuerlich am Zuendschloss nichts mehr ausrichten. Und als wir das Auto von der Zapfsaeule schieben wollten, weil es im Weg stand, rastet auch noch das Lenkradschloss ein, so dass sich das Auto mehr oder weniger nur noch im Kreis schieben liess.
Die cleveren Afrikaner in dem Dorf wollten, dass wir erst das abgebrochene Stueck Schluessel ins Zuendschloss stopfen und dann den Restschluessel hinter her – das geht dann wohl erst mal wieder. Man bekommt dann spaeter nur das abgebrochene Stueck nicht mehr raus, aber es laesst sich ja das Schloss auswechseln...
Die Logik muss man sich mal reinziehen!!!
Wir haben uns geweigert. Glueck im Unglueck!!! Es fuhr nachts ein Ueberlandbus von Windhoek ueber Tsumeb nach Livingstone in Sambia. Und dieser Bus hielt frueh 5 Uhr an dieser Tankstelle!!!
Also haben wir uns vom Hostel den Ersatzschluessel mit dem Bus mitgeben lassen, die Nacht an der Tanstelle verbracht (sehr romantisch) und konnten dann am naechsten Morgen unseren Zweitschluessel in Empfang nehmen. Auch in Afrika klappen Dinge mal, denkt man nicht...

Ansonsten sind die Tage hier nicht sehr ereignisreich. Wie gesagt, wir haben jetzt unser Auto reisefit (neue Reifen, neue Stossdaempfer usw.), den neuen Besitzer hostelfit und den Hund Gamba (genannt Schnulle) aufpassfit.

Fast vergessen: DAS Ereignis in diesem Jahr – Remo musste zum Zahnarzt. Grosses Drama, viel (Angst)schweiss, aber letztendlich ist das Mini-Loch nun wieder zu. Entgegen Remos Ewartungen war keine Kiefer-OP und auch keine Zweiliter-Bluttransfusion noetig – Schwein gehabt.

So, fuer diesmal war’s das schon, die naechste mail kommt dann wieder von irgendwo unterwegs!

Seid alle ganz lieb gegruesst, macht’s euch schoen.
der Remo und die Wonne

P.S.: Wir haben hier noch einige Transafrikafahrer kennengelernt (www.motorradnomaden.de), die uns netterweise ihre Schnappschuesse aus der Digicam zur Verfuegung gestellt haben! Die haengen wir mal in den Anhang, viel Spass beim Gucken.
 
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Autor: Remo Nemitz