Malawi und Mosambik 2008 Reisebericht Teil 2



--- Schärfen --- Der erste Wagen, der am Morgen an uns vorüberrauscht, ist schon wieder dieser (leere) Krankentransport. Duplizität der Ereignisse. Eine halbe Stunde später sind jedoch alle Befürchtungen gegenstandslos, da hält der so zu sagen etatmäßige Lastwagen, wir kennen ihn bereits. Dieses Mal sind aber nicht mehr als zehn Personen darauf versammelt, Dúglasse ist mit dabei. In Sussundenge nehmen wir eine Chapa nach Chimoio, und Dúglasse hilft uns dort noch im Wust der Minibus-Haltestellen diejenige zu finden, von der aus wir zu einer Farm südlich der Stadt Catandica starten können, eine Empfehlung von Anja und Friedo und eine mögliche Zwischenstation auf dem Weg nach Tete und zum Stausee Cahora Bassa. Die Straße ist bald eine lange Baustelle, parallel dazu fahren die Autos auf stau-bigen Pisten. Die Abzweigung zur Farm ist frühzeitig erreicht. Einen Kiosk gibt es da und einen jungen freundlichen Wirt – haben wir in Mosambik überhaupt schon einmal unfreundliche Menschen getroffen? –, der uns sagt, dass gleich ein Lkw vorbeikäme, der zur Farm von Mr. Morgan führe. Der Wirt sei deshalb kurz erwähnt, weil er, obwohl Mosambikaner von Geburt, kein Portugiesisch spricht, sondern (wenn auch nicht viel) Englisch. Er gehört zu denjenigen, deren Eltern sich während oder gleich nach dem Bürgerkrieg entschlossen hatten nach Simbabwe auszuwandern. Inzwischen aber sind viele von ihnen vor der Mugabe-Diktatur wieder zurück in ihre alte Heimat geflüchtet. Am Stadtausgang von Chimoio haben wir zuvor eine Polizeikontrolle erlebt. Einige Leute werden von den Passagieren unseres Kleinbusses aussortiert, dürfen nicht weiter mitfahren, weil ihre Papiere nicht in Ordnung sind. Das seien „estrangeiros“, belehrt mich einer, Ausländer, vermutlich sind es Simbabwer, die über die nahe gelegene Grenze gekommen sind. Eine jüngere Frau von ihnen kann sich nach einigem Hin und Her offenbar freikaufen, Straßenpolizisten sind korrupt. Im Lauf der näch-sten beiden Stunden treffen noch mehrere Leute an dem besagten Kiosk ein, sie alle haben etwas mit der Farm zu tun. Der Lastwagen, der dann vorbei-kommt, ist außer mit Menschen mit Ziegelsteinen beladen. Er bringt uns zu einem Ort mit verschiedenen Gebäuden und einer Vielzahl von Männern und Frauen, die meisten von ihnen tragen Arbeitskleidung. Alle, die mitge-fahren sind, steigen aus, wir bleiben noch sitzen, sind noch nicht am Ziel. Unser Fahrer weiß nicht genau, wo er die Steine abladen soll, fährt woan-ders hin, kehrt aber bald wieder zurück. Die Arbeiter haben gerade Feierabend und versammeln sich um einen Anhänger voller Kohlköpfe, der sich allmählich leert. Inzwischen haben drei Leute damit begonnen unseren Lkw zu entladen. Ich sag denen mal, dass sie sich etwas beeilen sollen, sagt der Fahrer und bald steht einer der Männer oben auf der Ladefläche und wirft den anderen in bestimmten Abständen jeweils einen einzigen Stein hinunter – es dauert sehr lange, bis wenigstens eine erste schlanke Reihe dieser Stei-ne abgeladen ist –, nicht sehr lange dauert es, bis die verwegene Steilwand, die die anderen beiden damit bauen, mit großem Rums wieder einstürzt. Das Interesse der Männer gilt dann bald nur noch dem Kohlkopfwagen, von dem sie sich für den Abend versorgen. Ein dicker, junger weißer Mann fällt mir auf, ich denke mir, er könnte der Sohn des Farmbesitzers sein. Wenig später werden wir ihm vorgestellt. Nachdem endgültig klar geworden ist, dass niemand mehr am heutigen Tag diesen Lkw entladen wird, werfen wir unser Gepäck auf den Pickup jenes Mannes und lassen uns von ihm mitnehmen. An einer Weggabelung fragt er uns, ob wir zu Mister Morgans Haus gebracht werden möchten oder lieber zum Campingplatz seiner Mutter. Letz-teres. Der Mann heißt Pieter, ist Südafrikaner und in seinen Zwanzigern, seine Mama heißt Elsa und sie ist ebenso fettleibig wie ihr schüchterner Sohn, dabei überaus herzlich. Ihr Campingplatz ist schon seit Monaten au-ßer Betrieb, seit dem Tod ihres Mannes, der im März an Malaria gestorben ist. So sind wir nun ihre ersten Gäste seither und sie bittet uns auf eine Tasse Tee in die Küche. Diese Küche ist auch ihre Wohn- und Schlafstube, unter-gebracht in einem außen und innen unverputzten Giebelhaus, das vor langer Zeit einmal weiß gestrichen wurde, es hat etwas Höhlenartiges. Das Mobili-ar besteht aus grob gezimmerten Regalen, einem Tisch, Küchengeräten, zwei etwas schiefen Betten. Bei der Tasse Tee bleibt es nicht, Elsa tischt uns schon bald einen Imbiss auf, dessen Höhepunkt eine Art Chili-Probe ist. Chilipfeffer ist ein Hauptprodukt dieser Farm. Pieter, doch nicht Mr. Morgans Sohn, aber immerhin Leiter einer größeren Abteilung innerhalb des Farmbetriebes, hat sich zu uns gesellt und von vielen Erklärungen begleitet kosten wir die unterschiedlich eingelegten, unterschiedlich scharfen Sorten, die hier angebaut werden. Elsa scheint glücklich darüber zu sein, wieder einmal Gäste zu haben, sie erzählt freimütig aus ihrem Leben, ihrer früheren Farm in Südafrika, die an den Pestiziden zugrunde ging, die fortwährend über eine nahe gelegene Plantage gesprüht worden seien, über ihren Versuch mit Orchideen- und Rosenanbau, schließlich über diesen Ort, den sie seit sieben Jahren noch immer wie ein Provisorium bewohnt. Besonders wird das im Nachbargebäude sichtbar, in dem sie uns unterbringt. Da stehen auf einem schmutzigen und in Auflösung begriffenen Bodenbelag ein sperriges Bett und ansonsten nur wieder Regale und dick mit Staub bedeckte, sicher niemals ausgepackte Kartons. Das Licht erlischt, wenn der Generator ausgeschaltet wird, deshalb sucht man vergebens nach einem Schalter, man muss die Birne herausschrauben (und verbrennt sich prompt). Zum Frühstück serviert Elsa uns unter anderem frisch zubereitetes süßsaures Relish, es schmeckt vorzüglich. Sie hofft sicher, dass wir ihr noch einen weiteren Tag Gesellschaft leisten. Und sie erzählt wieder aus ihrem Leben, zum Bei-spiel davon, dass sie deutsche Wurzeln hat, jüdische, und ihre Großmutter selbst in der Zeit der Vernichtungslager noch Bilder von Hitler und Göring in ihrem Schlafzimmer hängen hatte, sie erzählt von ihrer Reiselust und ihrer neuen Einsamkeit. Pieter, der noch eine Inspektionstour machen muss, hat versprochen uns gegen zehn zur Autostraße zurückzubringen, lässt aber bis zur Mittagszeit auf sich warten. Wir sehen uns in der Zwischenzeit Elsas Nutztiere an, Ziegen, Enten, vor allem Schweine, die aufgeregt quieken, als jetzt ihre Fütterung naht. Ich erkundige mich später bei Pieter, welchen Gebrauch sie von all ihren Tieren machen. Er ist anscheinend überrascht von meiner Frage, meint, dass man nur an besonderen Feiertagen einmal schlachte, an Weihnachten oder so, und Ente hätte er noch nie in seinem Leben gegessen. Für Karin und mich bleibt noch Gelegenheit einen angren-zenden Hügel hinaufzusteigen, von dem man einen weiten Blick über die Landschaft hat. Das Buschland unter uns verschmilzt zu einem graugrünen Teppich, es wird flankiert von kugeligen Granitfelsen. Der Abschied von Elsa ist mit Umarmungen und guten Wünschen verbunden, für Übernachtung und Verköstigung lehnt sie jede Bezahlung ab. Später an der staubigen Straße stehen wir nicht lange, ein großer Lkw hält an, wir handeln einen Preis aus und haben einen Lift bis nach Tete, der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, am Sambesi-Strom gelegen. Insbesondere auf dem Streckenabschnitt zwischen Guro und Changara sind die Schlaglöcher dann so tief, dass ein Kleinwagen (mit gutem Grund fahren hier keine) kaum ohne fremde Hilfe wieder herauskäme. Kinder schaufeln mit ihren Händen Sand in diese Löcher und betteln dafür die Autofahrer an. Erneut ist es dunkel, als wir in Tete ankommen, aber die Stadt ist noch halbwegs auf den Beinen. Nachdem wir eine Unterkunft gefunden haben mit Seife, Handtuch, Klopapier (wenn auch der unvermeidlichen Kakerlake), bringt uns jemand, den wir nach einem Restaurant fragen, das noch geöffnet hat, in seinem Auto zwei Straßen weiter zu einer Pizzeria, einem etwas aufgeblasenen Laden, wo man jedoch bald an der Aufgabe scheitert Öl und Essig für den Salat bereitzustellen. Beides ist ausgegangen und erst auf Nachdruck schickt der portugiesische Besitzer jemanden los, um Nachschub zu holen. Einer der Kellner gehört wieder zu jenen ehemals achtzehntausend Mosambikanern, die in der DDR gearbeitet haben, er spricht Deutsch und schüttet zunächst, um das Problem zu lösen, sämtliche Öl- und Essigreste aus sämtlichen Me-nagen zusammen, aber mehr als ein Kaffeelöffel voll ist es dann nicht geworden.

--- Kein Krokodil, aber ganz viele --- You guys give me three minutes, sagt Dennis, Leonards Bruder, als Karin ihn am Morgen anruft. Es dauert dann doch noch eine halbe Stunde, bis er kommt, gut gelaunt und dieses Mal ohne Bierdose in der Hand. Wir sind nicht mehr in Quissico, Dennis steckt mitten in der Arbeit. Die Begegnung ist daher kurz, sollten wir am Abend freilich noch hier sein, will er uns gerne ein weiteres Mal treffen. Unser heutiges Ziel jedoch ist Songo unweit des Cahora-Bassa-Stausees (der zu Kolonialzeiten noch Cabora Bassa hieß), der Minibus startet zwei Blocks weiter. Songo ist ein wohlhabender Ort und, eingeteilt in eine nördliche und eine südliche Zone, auch ein sehr weitläufiger. Die Chapa, in der wir sitzen, bringt jeden ihrer Fahrgäste bis vor die Haustür, fungiert zugleich als Brief- bzw. Geldbriefträgerin. Fast eine Stunde lang sind wir mit diesem Von-Haus-zu-Haus-Service unterwegs, ehe auch wir am Ziel angelangt sind, dem so genannten »Centro Social«. Der Name täuscht. Was immer es ursprünglich gewesen ist, jetzt ist es ein Hotel. Gerade findet ein Essen des Energieministeriums hier statt und mit dessen Mitgliedern ist es auch ausgebucht. Die schwarz gekleideten Kellner, die schwarz gekleideten Gäste, die blütenweißen Servietten, alles sieht einigermaßen teuer aus. Wir spre-chen den Geschäftsführer an, einen Portugiesen mit Namen Manuel, er will uns aus der Klemme helfen, denn in Songo sind Unterkünfte rar. Manuel ruft bei einer der Lodges am See an und meint kurz darauf, dass die Sache klar ginge, jemand käme uns abholen. In der Zwischenzeit taucht ein Telefonkartenverkäufer auf, er spricht mich an und fragt, ob wir noch einen Ort zum Übernachten suchten, er wüsste einen, sein Onkel betreibe nur ungefähr hundert Meter vom »Centro« ein kleines, sauberes Hotel. Der See sei ja nur einen Kilometer entfernt, ein kleines Restaurant gebe es auch, also alles, was wir bräuchten, und in einer halben Stunde könne er Näheres sagen. Unser Reiseführer ist ungenau, gibt keine exakten Aufschlüsse über Entfernungen, wir schenken dem Mann vorsichtigen Glauben. Als er dann wiederkommt mit der Nachricht, ja, in dem Hotel des Onkels seien Zimmer frei, trifft gerade auch der Mann von der Lodge am See ein. Wir sind in der Zwickmühle und entscheiden uns unter tausend Entschuldigungen für das kleine Hotel um die Ecke. Ein Fehler. Das winzige Zimmer wäre zwar in Ordnung, aber alle anderen Informationen stimmen nicht. Wütend, vor allem über uns selbst, auch ein wenig beschämt kehren wir zu Manuel zurück und bitten ihn ein weiteres Mal für uns aktiv zu werden. Er tut es, will uns ehrlich helfen, erhält jedoch die zu erwartende Auskunft, dass kein Auto mehr zur Verfügung stünde, um uns zur »Casa de pesce«, jener Lodge am See, zu bringen. Und nun? Nun fährt Manuel uns dahin. Er ist ein Spröss-ling des kolonialen Mosambik, Sohn eines portugiesischen Militärs. Zuvor hatten wir seine – er hat dies eigens betont – zweite Ehefrau kennen gelernt. Karin ahnt sogleich, dass sie nicht auf die erste gefolgt ist, sondern dass Manuel zwei Ehen gleichzeitig führt. Die Ehefrau Nummer eins lebt in Portugal, in einem Ort in der Algarve. Genau betrachtet ist Manuel also ein Bigamist, aber unter Weißen scheint das in ähnlicher Konstellation hier keine Seltenheit zu sein. Der Stausee ist etliche Kilometer entfernt und als er dann zum ersten Mal auftaucht, hält Manuel für uns an. Der vordere, von hier oben sichtbare Teil ist von allen Seiten eingebettet in eine tiefe Schlucht, sein Anblick ist nicht weniger als überwältigend. Weitere zehn Kilometer sind es noch bis zur »Casa de pesce« direkt am Seeufer. Wir ha-ben Glück, dass wir überhaupt aufgenommen werden, denn die Lodge macht gerade Ferien, der Besitzer hält sich in Südafrika auf. Wir sind die einzigen Gäste und beziehen ein Zimmer mit zwei Räumen und vier Betten. Zum Abend-, überhaupt zum ersten Essen des Tages wandern wir zur un-weit entfernten »Ugezi Tiger Lodge«. Im dortigen Restaurant hat Karin die Auswahl zwischen einem großen und einem kleinen gebratenen Fisch, sie nimmt (für mich ein wenig überraschend) den „kleinen“, der dann freilich so groß ist, dass er nicht einmal auf einen Teller passt. Ich koste ihn und er schmeckt nach dem See, mild und ein bisschen modrig. Am folgenden Tag suchen wir nach einer Möglichkeit ein Boot zu besteigen, um die wunderbare Landschaft vom Wasser aus zu erkunden. In unserem Hotel steht derzeit keines zur Verfügung, folglich wandern wir wieder zur »Tiger Lodge«. Unterwegs passieren wir ein Haus, vor dessen Eingang eine junge weiße Frau steht. Ich gehe auf sie zu, stelle mich ihr vor und frage, ob sie wüsste, wie man zu einem Bootstrip käme. Sie heißt Michelle und sagt, dass ihr Mann gleich wieder zurück sei, er werde uns, wenn wir Lust hätten, gerne auf seinem Motorboot ein Stück hinausfahren. Da kommt er auch schon und wir sind erst einmal zum Tee eingeladen. Gerade wird am Ufer vor dem Haus der eingerostete Unterbau eines Katamarans von Arbeitern wieder seetüchtig gemacht. Richard und Michelle halten sich mit ihren drei Kindern nur kurzzeitig hier auf, das Haus (ein wenig dunkel und mit vielen irgendwo ausrangierten Möbelstücken voll) dient ihnen als Außenstelle ihrer Fischfarm, die an einem anderen Ende des Sees liegt. Das eigentliche Zuhause dieser noch sehr jungen Familie ist das malawische Lilongwe. Richard, der uns hinter dem Haus zwei Becken zeigt, die für künftige Fischzuchten gedacht und, wie er behauptet, gut sind für „meine nächsten paar Millionen“ (malawische Kwacha?), ist ein geschäftstüchtiger, äußerst zielstrebiger Mensch (übrigens mit deutschen Vorfahren, mit Nachnamen heißt er Franz). Seinen beiden Ältesten Luke (7) und Lisa (6) hat er schon das Autofahren beigebracht, sagt er, und als wir dann einen Bootsausflug zum Staudamm machen, sitzt tatsächlich Luke (wenn auch flankiert von seinem Papa) am Steuer. Beim Halt an einem der steilen Felsufer nehmen Richard und die Kinder sofort ihre Angeln zur Hand, werfen sie aus und holen sie, wie beim Fliegenfischen üblich, jedes Mal gleich wieder ein, Aktivität ist alles. Der Trip dauert eine knappe Stunde, man könnte noch mehrere Buchten ansteuern, hat dennoch schöne Eindrücke gewonnen. Nach der Rückkehr werden wir mit Sandwiches verköstigt und plötzlich sagt Richard: Merkt ihr’s? Im Augenblick ist Windstille, steigen wir ins Boot. Dann geht es auch wirklich schnell, sie werden zu ihrer Fischfarm fahren und so nehmen wir Abschied, verbunden mit der Möglichkeit uns in Malawi noch einmal zu begegnen. Sie bieten uns sogar ihr Haus als Unterkunft für die Nacht an, was wir jedoch ablehnen müssen, weil mit dem Aufenthalt in der »Casa« auch der Weiter-transport in dieser ansonsten so gut wie unbewohnten Gegend gesichert ist. Wir setzen unseren ursprünglichen Weg fort, einen anderen, den man ent-langspazieren könnte, gibt es abgesehen von der Autostraße nicht. Sich zu nahe am Ufer aufzuhalten ist unratsam. Am nächsten Morgen in der Lodge erfahre ich einmal mehr, warum. Eine Frau läuft aufgeregt herum, sie sucht ihren Hund und vermutet gleich das Schlimmste, dass nämlich ein Krokodil ihn geschnappt hat (was dann aber doch nicht der Fall ist). Krokodile sind an diesem Stausee jedoch ausgesprochen zahlreich. Dass ich kein einziges zu Gesicht bekomme (leider), spricht nur dafür, dass sie sich gut tarnen. In der »Tiger Lodge« - Tiger ist im südlichen Afrika, wo es wie im ganzen Rest des Kontinents gar keine Tiger gibt, der Name für alle möglichen Raubkatzen – kommen wir mit den Betreibern ins Gespräch, mit Catherine und Andrej. Auch sie stammen aus Südafrika und auch sie sind weg „aus diesem Chaos“, wo, wie Andrej berichtet, sogar die frisch Beerdigten wieder ausgegraben und aus dem Sarg gekippt werden, nur um dann das Holz verscherbeln zu können. Nach einer Gewürzfarm und einem gescheiterten Handel mit Mercedes-Benz-Oldtimern sind sie zu Mitbesitzern dieser von hohen Bäumen eingeschirmten Lodge geworden. Wir unterhalten uns einen ganzen Nachmittag mit ihnen und nachdem wir zum Schluss noch etwas ge-gessen haben, lassen sie es sich nicht ausreden uns die kurze Wegstrecke mit ihrem Auto zurückzufahren. Dabei machen wir eine kleine Entdeckung, einen blühenden Baobab. Leider ist es schon wieder dunkel, so dass wir seine einzige große, glockenförmige Blüte nur halbwegs im Licht der Autoscheinwerfer sehen können. In der Nacht träume ich von raunenden Krokodilen.

--- Eckig, nicht rund --- Collin ist ein weiterer Südafrikaner, auch er er-zählt Gruselstories aus seiner Heimat („schon zweimal auf offener Straße angeschossen worden“), in der »Casa de pesce« vertritt er den abwesenden Chef. Er ist wohl schon Ende sechzig, tagsüber sitzt er in einem Chalet, sieht sich Rugby- und Krickettspiele an und trinkt Bier, am Abend kehrt er zu seiner Hütte irgendwo im Busch zurück. Er zeigt uns den Ort, als er uns am Morgen zu einem Dorf bringt, von dem aus man eine Chapa zur Weiter-fahrt finden kann. Wir müssen nicht lange darauf warten, es ist fast schon ein fliegender Wechsel, und dann geht es wieder slalomhaft um tiefe Schlaglöcher herum, bis wir in ein weiteres Dorf gelangen, bald in der nächsten und wiederum schrottreifen Chapa sitzen und nun endgültig auf dem Weg nach Tete sind. Die Überlandstraße ist über eine längere Strecke hin-weg nicht geteert, Autos verkehren kaum, dafür sieht man viele Ochsenkarren. Zwei hilfsbereite Frauen bringen uns in Tete zur Haltestelle der Chapas, die zur malawischen Grenze nach Zóbué fahren. Zunächst stehen uns noch zwei Stadtrundfahrten bevor, die der kleine Bus auf der Suche nach weiteren Passagieren macht. Es ist nebenbei eine recht angenehme Stadt und wir bedauern es fast, nicht noch einen Tag länger bleiben zu können, aber der Sinn ist nun auf Malawi ausgerichtet, dessen Bewohner der Guide als die freundlichsten in Afrika beschreibt. Und wie zum Beweis hat mich, noch ehe ich in den Minibus eingestiegen bin, eine Frau von drinnen begrüßt, hat mir die Plätze in der hinteren Reihe empfohlen und gesagt, dass ich mir kei-ne Sorgen zu machen bräuchte – eine Malawierin. Der Grenzübertritt zirka zwei Stunden später ist problemlos, mit Ausnahme vielleicht einer völlig überladenen Taxifahrt durch eine kurze Strecke Niemandsland. Die ersten Eindrücke von Malawi sind: Keine Rundhütten mehr, dafür Betonwürfel, Läden und Werkstätten, deren Fassaden auffälliger beschriftet sind, eine gute Straße und ein nicht mehr überladener Minibus. Als wir in Blantyre, der zweitgrößten Stadt des Landes, einfahren, wird es gerade dunkel. Die freundliche Frau, die mich in Tete begrüßt und sich seither rührend um uns bemüht hatte – wir sehen mit unseren Rucksäcken offenbar doch ein wenig hilfebedürftig aus –, steigt jetzt an einer größeren Haltestelle aus, instruiert den Fahrer, der uns zur Henderson Street ins gleichnamige Guest House bringen soll, der aber, wie sich rasch herausstellt, keine Ahnung hat, wo diese Straße zu finden ist. Er fragt bei Passanten nach, die aber auch keine Ahnung haben, hält zweimal bei anderen, wesentlich teureren Hotels, und als wir das Henderson St Guest House schließlich doch noch gefunden haben, ist es ausgebucht. Die Geduld des Minibusfahrers ist natürlich inzwischen erschöpft, und wir müssen zusehen, was jetzt noch möglich ist. Am wenigsten steht uns der Sinn nach langen und vielleicht vergeblichen Wegen durchs nächtliche (und wohl nicht ganz ungefährliche) Blantyre. Wir kommen mit einem Taxifahrer ins Gespräch, der sich zufällig im Guest House aufhält, er weiß etwas, kann uns hinbringen. Wir sind einverstanden und landen in einem von einer Kirche betriebenen Tagungshotel. Es ist gewissermaßen der Preis dafür, dass wir nicht mehr bei Tageslicht angekommen sind: Das Zimmer ist schlecht und teuer (alleine die Neonbeleuchtung summt so laut wie eine kleine Bohrmaschine), das gebratene Hähnchen im hoteleigenen Restaurant ist kalt und noch halb roh (wir lassen es gerne wieder zurückgehen). Ohne Essen, von einem kalten Bier ganz zu schweigen, gehen wir zu Bett. Am Morgen ein englisches Frühstück mit Eiern und Würstchen (wiederum kalt), dafür mit Stoffservietten und einem veritablen Oberkellner, der uns zuvorkommend bedient. Für die kommende Nacht ha-ben wir in der Henderson Street bereits ein Zimmer reservieren lassen. Es ist ein bisschen einfacher, aber viel sympathischer, auch wenn das Waschbecken nur noch auf einem Abflussrohr aus Plastik balanciert. Sonntag ist es und die Henderson Street liegt mitten im Bankenviertel, das an diesem Tag so tot ist wie der Rest der Stadt. Wir kaufen ein paar Postkarten, kleine, mit Tusche gemalte Unikate (andere gibt es gar nicht), schreiben, finden eine laute und fußballverrückte Kneipe, in der wir das malawische Bier kosten (von wegen malawisch, der Markt wird komplett vom dänischen Carlsberg kontrolliert), in der Karin dann ein „Drumstick“ isst, einen einsamen Hühnerschlegel, der mit nichts als einem Klecks Soße serviert wird (Essen scheint in dieser Stadt reine Glückssache zu sein), und am Abend sitzen wir noch ziemlich lange mit Charles zusammen, dem Manager des Hotels, und erzählen ihm ein bisschen von Europa, er uns von den hiesigen Lebensbedingungen, wo ein Grundschullehrer ebenso viel verdient wie der Nachtwächter dieses Hotels. Summa summarum ist es ein müder und ereignisloser Tag gewesen, auch das Waschbecken ist nicht heruntergefallen. 

--- Zweiradtaxi ---
Liwonde erreichen wir am folgenden Tag nach einer Fahrt über ein rauschendes, grünes Gebirge. Liwonde ist eine Wildlife-Station, vermutlich die einzige auf unserer Reise. Die Suche nach einer Unterkunft ist nicht problemlos. Ein Junge führt uns kreuz und quer durch den weitläufigen Ort. Die ersten beiden Hotels, die wir aufsuchen, sind wegen Steuerrückständen geschlossen, ein amtlicherseits angebrachtes Papier macht darauf aufmerksam. Nach fast einer Stunde Fußmarsch sind wir dann aber am Ziel. »Warthogs Wallow« liegt direkt am Shire-Fluss, die Lodge hat sogar einen kleinen Aussichtsturm, von dem aus man am Abend mit etwas Glück Flusspferde grasen sieht. Wir beziehen ein geräumiges Chalet. Ein schwarzgesichtiges Äffchen begrüßt uns aus sicherer Entfernung, es gehört zu einer vierköpfigen Familie, die hier im Garten zu Hause ist. Es gibt auch einen Swimmingpool, dessen Wasser jedoch so trüb ist, dass ich scherzhaft die Frage stelle, wofür er eigentlich gedacht sei. Zum Schwimmen, sagt der Manager und muss sich dann ein Lachen verkneifen. Auf zwei Fahrrad-Taxis (zuletzt und das einzige Mal in Uganda gesehen, Fahrräder, die auf ihren Gepäckträger einen Sitz aufmontiert haben) legen wir die kurze Strecke bis zur großen Brücke, die über den Fluss führt, zurück. Dahinter befindet sich ein kleiner Obst- und Gemüsemarkt und ein paar Läden mit Namen wie „Inshallah Plastic Store“ oder „God is Good Hardware“ oder dem fälschlich so geschriebenen „Barbar Shop“. Es findet sich auch ein kleines Restaurant, in dem wir zum ersten Mal Chimbuku kosten, ein, auf dem Ein-Liter-Karton steht, „International Beer“. Es ist dickflüssig, weiß, nur grob gefiltert, schmeckt säuerlich und frisch und erinnert von fern an Federweißen. Ziegenfleisch wird an der Straße angeboten, eine Seltenheit, obwohl man häufig Ziegen begegnet, sie dürften meist nur für den Hausge-brauch sein. Wir verzehren das mitgebrachte Fleisch später auf der Plattform des Turms in »Warthogs Wallow«. Unweit grasen Flusspferde, immer wieder hört man ihre Grunzlaute, aber in der hereingebrochenen Dunkelheit sind sie nirgendwo auszumachen. Der Liwonde National Park entlang des Shire ist die Heimat einer Vielzahl von ihnen, doch wir bekommen sie auch am folgenden Tag nicht zu sehen, weil wir uns, vor die Wahl gestellt, ob wir eine Boots- oder eine Fahrt mit einem Landrover machen möchten, für Letzeres entscheiden. Wir sind zuerst wieder auf Fahrradtaxis zum südlichen Eingang des Parks gelangt, mit einem kleinen Bus, der zufällig vorbeikam, weiter zur »Chinguni Hills Lodge«, nun starten wir von da in den Busch. Das Autofahren macht allerdings nur einen geringen Anteil aus, weil Paul, unser Führer, überwiegend zu Fuß mit uns geht. Es ist oft ein Gestolpere über tiefes, sumpfiges Gelände, in das die Spuren von Elefanten und Wasserböcken eingegraben sind. Wasserböcke sehen wir auf kürzeste Distanz, von den drei Elefanten in der Nähe halten wir den gebührenden Abstand. Paul ist übrigens unbewaffnet, seine Waffe, sagt er, sei sein Wissen über das Verhalten der Tiere. Er hat durchaus Recht, denn als wir wenig später auf eine Büffelherde zugehen, komisch-grausige Gesellen, halten diese sich freundlicherweise an Pauls Einsichten und belassen es bei neugierigen Blicken. Es ist natürlich nicht die große Safari, die man anderweitig in Kenia oder Tansania machen kann, das hat, abgesehen von Löwen oder Leoparden, die keine Rolle in diesem Gebiet spielen, nicht zuletzt auch damit zu tun, dass der Geländewagen nicht nahe genug zum Fluss fahren kann, wo sich jetzt in der Trockenzeit die meisten Herden aufhalten. Immerhin, eine über achtzig Tiere zählende Elefantenherde habe ich, wenn auch jetzt auf eine größere Entfernung, noch niemals zuvor in dieser Stärke erlebt. Paul bringt uns anschließend wieder zur großen Straße zurück und mit zwei Fahr-rad-Taxis – man muss auch als Mitfahrer stets die Balance halten – fahren wir zu einem Markt, wo wir für weniger als einen halben Euro einen großen Teller mit Huhn, Reis und Gemüse essen. Danach spazieren wir zurück zur Autobrücke, jedenfalls haben wir’s vor, sind aber nicht mehr sicher, wo es längs geht. Passanten sind zwar bemüht, geben aber zum Teil falsche Informationen und wir entfernen uns immer mehr von unserem Ziel. Ein älterer Mann, den wir dann fragen, empfiehlt uns, den Fluss auf andere Weise zu überqueren, auf einer schmalen Eisenbahnbrücke. An beiden Enden wird sie von Gärten gesäumt. Der gleich links, bevor ihr rüberkommt, ist meiner, hat der Mann gesagt. Auf der anderen Seite gehen wir nun ziemlich aufs Geratewohl auf engen Feldwegen den Fluss entlang, wegen der großen Richtung immer das Ufer im Auge behaltend (auch wegen der Krokodile). Gelegentlich begegnen wir jemandem und versichern uns, dass wir noch Kurs halten. So erreichen wir nach wenigstens einer halben Stunde, die wir an Bananenstauden, Obstbäumen, Gemüsebeeten (und gut getarnten Krokodilen?) vorbeigewandert sind, eine größere Straße. Eine Gruppe von Frauen empfängt uns dort so freudig, als seien wir lange vermisste Bekannte. Ja, sagen sie, da kommt ihr direkt zur Autobrücke. Stimmt. Ein Radfahrer begleitet uns noch den ganzen Weg und dann entdecke ich auf einer Mauer das Wort „Beer Garden“. Es weckt sogleich diffuse Erwartungen, durstig sind wir auch. Ein jüngerer Mann hat uns erspäht, läuft ebenfalls auf diese Mauer zu und schließt dahinter in einem Hof eilig die Tür auf. Er ist der Besitzer, er strahlt. Bier hat er zwar keines, er muss es erst in irgendeinem Laden besorgen, aber wir nehmen schon einmal draußen Platz. Da gibt es – und mehr gibt es nicht – eine lange Bank, besser gesagt, ein eisernes Gestell, auf dem zwei Bretter liegen, die aber, weil sie krumm sind, zum Teil in der Luft hängen. Vor dieser Bank verstreut liegen abgeschnittene Kopfteile von geleerten Chimbuku-Packungen, eines Tages wird sie mal einer zusammen-kehren. Ansonsten sind da nur diese Mauer und ein paar Leute, die vorbei-kommen und uns schüchtern, wenn auch neugierig betrachten. Am Abend auf dem Turm in der Lodge essen wir wieder Tomaten, Zwiebeln, frisch ge-bratene Kartoffelchips und das mitunter zähe Ziegenfleisch. Nilpferde regen sich keine mehr. So um acht herum liegen wir schon im Bett.

--- Kulturschock --- Zuerst ist es ein Minibus entlang des Ufers des Malombe-Sees, dann ein Pickup mit vielen gesprächigen Leuten, dann sind wir in Monkey Bay angekommen. Karin zieht es zum Hafen, mich zu Karin und also machen wir uns auf den kurzen Weg. Am liebsten würden wir mit dem Schiff den Malawi-See hinauffahren, an dessen südlichem Ende wir nun angelangt sind. Die »Ilala«, von der wir längst schon gehört haben, läuft immer freitags von hier aus, aber davon sind wir noch drei Tage entfernt. Die Männer in der kleinen Hafenmeisterei würden uns gerne helfen, können aber auch nicht mehr als auf dieses Freitagsschiff verweisen. Und was ist mit den anderen Schiffen, die im Hafen liegen? Ein freundlicher Mann in grüner Uniform beeilt sich sie uns zeigen. Er führt uns durch ein Passagierschiff, das in seiner Bauart, sagt er, der »Ilala« ähnelt und diese, wenn sie überholt wird, ersetzt. Was wir sehen, macht uns allerdings wenig Laune und der Gedanke vielleicht doch auf die »Ilala« zu warten, verfliegt wieder. Vom Oberdeck aus deutet der Mann auf drei weitere Schiffe. Eines habe man (auf Vorschlag des Staatspräsidenten!) zu einem Restaurant und einer Bar umgerüstet, gleich da drüben das mit den Tischen auf Deck. Das andere dahinter ist noch mit Kohle angetrieben worden und das dritte – egal, denn jedes Mal, nachdem er uns eines beschrieben hat, breitet er die Arme aus und sagt: But the engine is completely damaged – aber der Motor ist total im Eimer. Nichts ist’s mit der See-Fahrt. Wir gehen hinüber zur schwimmenden Bar. Meine Augen ruhen beim Blick auf die kleine Bucht mit ihren baumbewachsenen Hügeln aus, es ist ein angenehm träger Nachmittag. Jetzt läuft ein Fischkutter in den Hafen ein, er heißt »Kandwindwi« und wir haben eine Idee. Ihr folgend gehe ich zur Anlegestelle hinüber, wo gerade etliche Kisten mit frischem Fang von Bord gebracht werden. Ich frage nach dem Kapitän, der Kapitän ist eine junge Frau, sie heißt Bessy. Oben bei ihr an der Reling steht eine zweite Frau, Grace, wohl die Erste Offizierin. Ob wir morgen mit ihnen mitfahren dürften, frage ich. Von mir aus gerne, sagt Bessy, aber das könne nicht sie entscheiden, das müssten wir schon mit dem Eigentümer klären. Dann geht auch Karin hinüber und stellt sich den beiden vor. Als sie zu mir zurück an den Tisch kommt, bringt sie einen frisch gebratenen Chambo mit, eine Brassenart, die nur im Malawi-See vorkommt. Wir futtern ihn sofort und mit großem Appetit auf. Dann erscheinen auch Bessy und Grace, Karin hat sie eingeladen. Bessy ist die – vermutlich – einzige Kaptänin in Malawi, eine quirlig-zupackende, gelegentlich auch nachdenklich wirkende junge Frau. Mit ihren Leuten holt sie täglich bis zu zehn Tonnen Fisch aus dem See. Wir sind verwundert, als sie erzählt, dass ihr der Beruf gar keinen Spaß macht, dass sie lieber – Buchhalterin wäre! Schon möglich, dass wir uns die Seefahrt zu lustig vorstellen und dagegen ein Büro ein, auch sozial, erstrebenswerterer Ort ist. Jedenfalls wird Bessy mit ihrer Arbeit nicht reich, nur ein weiteres ihrer sieben Geschwister habe einen Job, doch es müssten eben alle versorgt werden. Karin ist mittlerweile ins Büro der Hafenmeisterei gegangen, dort telefoniert sie mit Bessys Chef, trägt ihm unser Anliegen vor. Der Chef lässt sich allerdings nicht bereden, er stellt eine Bedingung: Zuerst will er uns kennen lernen, unsere „Gesichter sehen“. Dies könnte, weil er dreißig Kilometer entfernt und auf irgendwelchen Verkehr zu dieser Stunde kein Verlass mehr ist, erst am folgenden Tag gesche-hen, mit anderen Worten, gar nicht. Wir sind ein wenig enttäuscht. Übrigens unternimmt Bessy, die sich über unsere Anwesenheit ansonsten gefreut hätte, nichts, um ihren Chef noch umzustimmen, vermutlich empfände sie dies als unzulässige Einmischung. Der Hafen unterhält eine eigene Herberge und wir sind als Gäste willkommen. In unserem sehr geräumigen Zimmer steht anstatt eines Tisches eine Schulbank und die Glastür lässt sich nicht richtig schließen, trotzdem fühlen wir uns hier sicher. Gegen Abend schlendern wir zu einem Restaurant im Ort (der so gar nichts zu bieten hat) und essen den üblichen Reis mit geschmortem Fleisch. Man versucht uns bei der Rechnung übers Ohr zu hauen, aber ein bisschen Hartnäckigkeit bringt die Sache ins Reine. Ich hatte schon am Vortag einige Halsschmerzen, in dieser Nacht bekomme ich leichtes Fieber und befürchte einen Tag länger in Mon-key Bay bleiben zu müssen. Am Morgen jedoch raffe ich mich wieder auf, angesichts dessen, dass es mir im Lauf des Tages allmählich besser geht, ein richtiger Entschluss. Als wir gerade dabei sind den Hafen zu verlassen, ist auf einem Blechdach über uns ein Riesenradau. Zunächst denke ich an Handwerker, doch dann erkenne ich, dass es Paviane sind, sie hämmern uns noch einmal lautstark den Namen dieses Ortes ins Bewusstsein, Monkey Bay. Auf dem Weg zum Bus passieren wir das Restaurant vom vergangenen Abend, Karin hat dort ihr multifunktionales Handtuch liegen lassen. Um es zu holen, geht sie in den kleinen Hof, wo die Tische und Bänke stehen. Ich schaue mich bereits nach dem Bus um, als sie meinen Namen ruft. Was ist? Ich eile zurück und da steht sie blutüberströmt vor mir: Blut tropft ihr aus der Nase und dem Gesicht. Mitsamt ihrem Rucksack ist sie gestolpert und auf ein Mäuerchen geschlagen. Für Augenblicke lag sie dann, sagt sie, be-nommen im Schutt. Gut, dass gleich etwas Eis vorhanden ist, Karin packt es ins wiedergefundene Tuch und betupft ihre Wunden. Wenn er heute unsere Gesichter sehen würde, der Boss der »Kandwindwi«, denken wir einen Augenblick, aber da ist der erste Schrecken schon überstanden. Im Reisebus müssen wir die Hälfte der Strecke stehen. Nachdem wir dann auf einen Lkw umgestiegen sind – wir sind in Richtung Norden unterwegs, nach Salima –, erleben wir es zum wiederholten Mal, dass eine neue Straße im Bau, zum großen Teil auch schon fertig ist, dass der Verkehr aber durchgängig auf staubige Pisten umgeleitet wird. Rasch nehmen wir deren Farbe an. Von Salima nach Senga Bay, unserem heutigen Endziel, ist die Straße dann wieder geteert, dafür werden wir am Ende der Fahrt mit einem Fantasiepreis konfrontiert, dem Fünffachen des eigentlichen. Wir bezahlen dann zwar doch nur den einfachen Preis, keine Diskussion, aber das Unbehagen bleibt, weil wir dergleichen Versuche zuvor in Mosambik nicht erlebt (oder nur nicht bemerkt) hatten. Mr. Jones ist der Vater von Michelle, die wir zusammen mit ihrer Familie am Cahora-Bassa-Stausee getroffen hatten, und Michelle hatte uns beim Abschied gesagt, dass wir bei ihren Eltern in Senga Bay jederzeit willkommen seien. Nun bringen uns zwei Jungs, die sich ein kleines Geschäft mit selbst gefertigten Schlüsselanhängern versprechen, zum Haus der Jones’. Nach zwanzig Minuten, die wir durch immer tieferen Sand stapfen, sind wir da. Am Gartentor strahlt Rose uns entgegen, eine ältere Hausangestellte mit einem liebenswerten, gutmütigen Gesicht. Sie ruft Mr. Jones heraus und der blickt uns einigermaßen skeptisch an. Sicher, Michelle wollte ihm über unser mögliches Kommen Bescheid geben, aber wir hätten uns natürlich die Mühe machen sollen zuvor noch einmal alles telefonisch abzuklären. Nun stehen wir einigermaßen verlegen am Gartentor und bitten den nichts ahnenden Mr. Jones heute Nacht hier bleiben zu dürfen. Man lässt uns einzutreten, gibt uns etwas Wasser zu trinken, aber unser kleiner Überfall rückt erst in ein besseres Licht, nachdem Mr. Jones, für uns nun bald Sandy, seine Tochter angerufen hat. Mrs. Jones heißt Marina und sie serviert uns einen kleinen Imbiss. Das Zimmer, das in der Zwischenzeit für uns gerichtet wurde, ist schließlich eine Art Kulturschock. Es ist riesig groß, hat ein mehrteiliges Badezimmer, außerdem steht uns noch ein ande-rer Teil des Hauses zur Verfügung mit einem Wohnzimmer und einem Kühlschrank voller Getränke. Das Erstaunlichste ist freilich der aufwendig gepflegte Garten, der direkt ans Ufer des Malawi-Sees grenzt. Man könnte ihn mit einem Botanischen Garten verwechseln, einem tropischen Biotop mit etlichen Vogelarten, sogar ein Reh spaziert herum. Aber natürlich ist alles eingezäunt, hinter Schloss und Riegel, unerreichbar für Außenstehende. Sandy, jetzt Pensionär, war im Tabakhandel tätig (raucht aber zum Glück nicht), hat etliche Auslandsreisen unternommen, mehrfach auch welche nach Deutschland, am liebsten zum Münchener Oktoberfest. Er will uns an diesem Nachmittag unbedingt etwas zeigen. Dabei handelt sich’s um eine Grundschule, wir fahren zusammen hin. Eine Anzahl kleiner Häuser aus Ziegelsteinen ist geplant, im Bau oder schon fertig gestellt, jedes ein Klassenzimmer. Sie ersetzen die zuvor aus Schilf gebauten und in zu geringer Anzahl vorhandenen Hütten. Sandy hat das Projekt von einem australischen Entwicklungsdienst übernommen, nun managt er das Unternehmen weiter, sorgt für Schultafeln oder dafür, dass Lehrern überhaupt nur ein Stuhl zur Verfügung steht. Gleichzeitig schafft er neue Bedingungen in Sachen Schulgeld und Lehrergehälter. Das eine wird um die Hälfte gekürzt, die an-deren werden verdoppelt, und dabei müssen Muslime und Christen noch unter einen Hut gebracht werden, keine einfache Aufgabe. Als Karin dann aus unserer Reisekasse eine Hundert-Euro-Spende leistet, sind wir plötzlich Teil des Projekts und haben, nebenbei, unsere Selbsteinladung auf elegante Art und Weise sanktioniert. Wenn wir zu Hause noch weitere Spenden locker machen, könnte in der näheren Zukunft sogar ein „Deutsches Haus“ entstehen. Sandy zeigt uns ein Becken für die künftige Aufzucht von Flusskrebsen, Stammmutter und -vater sitzen in einem Aquarium im Wohnzimmer und alle warten auf die große Eiablage. Sandy hat noch mehr in petto. Das Visitenkärtchen, das uns sein Stiefsohn Richard gegeben hatte, trägt als Logo „Gelfuel“, jetzt wird klar, was gemeint ist. Sandy produziert (mit Hilfe von Sponsoren) eine Art Minikochstelle. Anstatt mit Kohle funktioniert sie mit einem geruchlosen und rückstandsfreien Gel, das allen anderen Energiequellen an Umweltfreundlichkeit, letztlich sogar im Preis, überlegen ist. Kommen eine flache Dose und ein kleiner Aufsatz für den Topf hinzu, eine Küche für arme Leute. Sandy ist ein engagierter Mann, unter anderem mit guten Kontakten zu Ministern in Malawi und Mosambik. Das Mahl am Abend ist reichhaltig, das Bett, in dem wir schlafen, fast zu groß. Früh am nächsten Morgen ist Sandy nach Lilongwe aufgebrochen, der knapp neunzig Kilometer entfernten Hauptstadt des Landes, am Vorabend hatten wir uns von ihm verabschiedet. Zwar sind wir ebenfalls früh wach, nehmen den ersten Morgenkaffee aber dieses Mal im Bett, eine Kanne steht schon bereit. Der Spaziergang draußen am Strand wird später dadurch abgekürzt, dass wir in einiger Entfernung die Fähre erspähen, die uns von Senga Bay über die schmalste Stelle des Malawi-Sees hinüberbringen wird ans Ostufer. Da wir widersprüchliche Informationen haben, wann sie losgeht, bitten wir Marina uns für alle Fälle zur Anlegestelle zu bringen. Der Fischerhafen ist bunt und sehr belebt, deshalb ist auch das Warten auf die auslaufende Fähre einigermaßen kurzweilig, viel dörflicher Alltag spielt sich ringsum ab. Gegen drei Uhr besteigen wir das Boot, das ein Ober- und ein Unterdeck besitzt, richti-ge Tickets werden sogar ausgegeben und zwei heisere Lautsprecher sorgen für die Geräuschkulisse. Das Ufer mit seinen wenigen Hügeln verschwindet allmählich, man kommt mit den Sitznachbarn ins Gespräch, Karin zum Beispiel erfährt von einem Lehrer, Severino (der sich von uns die Herkunft seines Namens erklären lässt), alles über die wichtigsten Interpreten malawischer Musik und schreibt sich Namen auf. Ungefähr zwei Stunden dauert diese Überfahrt, danach wird es etwas ungemütlicher. Die Dunkelheit kehrt allmählich ein, wir haben wieder einmal die Ladefläche eines Pickups bestiegen und pflügen jetzt über eine sandige Straße, kaum mehr als eine schmale Schneise durch den Busch, nach Makanjila. Man muss sich häufig ducken, um nicht unsanft von Baumzweigen gestreift zu werden. Einmal durchqueren wir sogar einen Fluss (und bleiben fast im Wasser stecken). Die Dörfer haben keinen elektrischen Strom und wo immer Karins und mein Gesicht auftauchen, scharen sich Kinder und Erwachsene um uns; Weiße kommen offenbar selten hier vorbei. Vor »Mr. Diamond’s Resthouse« endet die Fahrt. Es diente einmal als Stützpunkt für ein deutsches Entwicklungshilfeprojekt, ein älterer Mann, der uns dort empfängt, zeigt mir Fensterauf-kleber, die noch darüber Auskunft geben. Jedes der winzigen Zimmer geht auf einen großen Hof hinaus, zum Waschen und zur Toilette geht man in einen benachbarten kleineren. Natürlich gibt es kein fließendes Wasser, aber warmes gibt es: Ein Topf steht auf den glimmenden Enden von zwei dicken Ästen. Der ältere Mann macht sich in der Dunkelheit sogar noch mit uns auf den Weg in eine kleine Kaschemme am Markt, Reis mit Huhn gibt’s da. Und wieder ist es ein Lehrer, mit dem wir ins Gespräch kommen. Er meint, die Worte des Präsidenten der Republik müssten beherzigt werden, wonach Malawi wie ein Ameisenstaat funktionieren sollte. Aber das ist so ungefähr das Unafrikanischste, was ich mir vorstellen kann.

--- Schöner Rückzug --- »Mr. Diamond’s Resthouse« bekommen wir nicht mehr bei Tageslicht zu sehen, denn äußerst pünktlich um vier Uhr in der Frühe – wie bereits am Vorabend verabredet – hupt ein Pickup, mit dem wir ein Stück weit in Richtung mosambikanische Grenze fahren werden. Ich habe bereits auf der Ladefläche Platz genommen, als der ältere Mann zu mir eilt, mir die Hand schüttelt und sich bedankt. Ich weiß nicht genau, wofür (wegen des kleinen Trinkgelds gestern Abend?), bin aber augenblicklich gerührt. So sehr uns nun die Pünktlichkeit des Buschtaxis überrascht, wir sind lediglich die Ersten, die es abholt. Es gibt aber noch zahlreiche andere, die zum Teil erst geweckt, Frachten, die aufgesammelt werden müssen, und so fahren wir kreuz und quer durch den Ort und es vergeht wenigstens eine Stunde, bis wir richtig unterwegs sind. Der Wind weht uns wieder um den Kopf, drei Stunden sind es bis zur Abzweigung nach Mandimba und ohne größeren Aufenthalt fahren wir anschließend auf einem weiteren Pickup zu dieser malawischen Zollstation. Eine Schar von Fahrradtaxi-Fahrern bedrängt uns. Sie suchen Kunden, die sie durch das Stückchen Niemandsland bis zur mosambikanischen Seite befördern können. Hundert! rufen sie alle, eine Auswahl unter ihnen ist Glückssache. Als wir dann mit den Rucksäcken auf dem Buckel hinten Platz genommen haben, ist es für unsere beiden Jungs eine schweißtreibende und für alle eine staubige Angelegenheit den einen Kilometer bis zum Grenzposten der Mosambikaner zurückzulegen. Die Jungs wollen uns nach der Abfertigung noch ein Stück weiter radeln, zu einem Stand mit Chapas, aber diese Abfertigung dauert erst einmal lange, zumal gar nicht abgefertigt wird. Der Chef ist eine junge Frau, nur sie ist offenbar berechtigt uns das nötige Visum auszustellen, sie sei aber nicht anwesend, sagt einer der Beamten, man müsse sie erst telefonisch rufen. Das geschieht zwar gleich, aber Frau Chefin lässt dann eineinhalb Stunden auf sich warten. Als sie endlich kommt, Lachen und freudige Begrüßung. Dass wir ohne weitere Umstände ein Visum erhalten (für vierzig US-Dollar), ist schon an sich eine gute Nachricht, wir hatten zuvor unklare Informationen. Erfreulich auch, dass uns ein englisches Paar, das mit einem Geländewagen im südlichen Afrika unterwegs ist, einen Lift bis nach Cuamba gibt, immerhin eine Fahrt von knapp zweihundert Kilometern über eine Hoppelpiste. Die Fahrradtaxis müssen noch entlohnt werden, auch für die Wartezeit. Wir geben ihnen das Doppelte des geforderten Preises, aber das ist für sie viel zu wenig, denn plötzlich ist nicht mehr von Kwacha die Rede, sondern nur noch von Meticais, also von mehr als dem Fünffachen. Das ist ihr Trick gewesen. Bei allem Respekt vor ihrer Arbeit, bei uns funktioniert er nicht. Ehe wir mit Jane und Allen losfahren, spricht uns ein Mosambikaner an, noch einer, der ein paar Jahre in der DDR verbracht hat, er wünscht uns, als wir ihm sagen, dass wir schon halb wieder auf dem Nachhauseweg seien, einen „schönen Rückzug“. Dann Cuamba. Auf der Bank versuche ich die übrig gebliebenen Kwacha umzutauschen, vergeblich. Ein Angesteller empfiehlt mir zum Schwarzen Markt zu gehen (wäre da einer). Anschließend beginnt die Suche nach einem Hotel und das ist ein zähes Da-hin-Dorthin, ehe das richtige gefunden ist. Aber die Entscheidung, die ich zuletzt ziemlich voreilig für uns beide treffe (Karin wartet gerade in einer anderen Pensão auf mich, hat das angepeilte Hotel in der Nähe des Marktes noch gar nicht gesehen), ist alles andere als glücklich: ein kleines Zimmer mit nichts als einem Bett – das wäre so weit in Ordnung, dummerweise sehe ich bei der kurzen Besichtigung nicht so genau hin –, stickig ist es, zwei, drei Kakerlaken spazieren herum, und das Klo ist irgendwo an einem anderen Ende, wo man eine Sackleinwand zur Seite schiebt und dann ein wenig innere Standfestigkeit braucht (äußere auch, denn der Boden ist glitschig). Als wir im zugehörigen Restaurant etwas essen und trinken, erscheint die Übernachtung mit auf der Rechnung, es ist der kleinste Posten, umgerechnet drei Euro. Die Leute, die den Laden betreiben, sind derart freundlich, dass man alles Mögliche nachsieht. Als wir bei Einbruch der Dunkelheit noch zum Markt gehen, fahren sie uns sogar mit dem Moped hinterher und su-chen uns längere Zeit, der Grund: Ich hatte meine Tasche bei ihnen auf einem Stuhl liegen lassen. Sie drücken sie mir nun in die Hand und freuen sich darüber nicht minder als ich (obwohl wir ja ohnehin wieder zurückge-kommen wären). Drei große Lkws stehen nur ein paar Meter entfernt von unserer Bleibe, und damit hat sich diese Übernachtung zuletzt auf andere Weise bezahlt gemacht. Wir treffen nämlich Simon, einen Fernfahrer, der uns am folgenden Tag ein großes Stück in Richtung Osten mitzunehmen verspricht. Um vier Uhr in der Frühe ist es schon soweit und dann sitzen wir geschlagene zwölf Stunden in diesem leeren Tanklastzug und können hinterher sogar sagen, dass wir Glück gehabt haben. Erstens deshalb, weil wir auf relativ angenehme Weise eine lange und miserable Strecke zurücklegen, weil wir zweitens bis fast ans Ziel gelangen, zur Ilha de Moçambique, und drittens sicher auch wegen Simon selbst. Er kommt aus Malawi, spricht ein gutes Englisch und will uns ursprünglich bis Nampula mitnehmen, stellt dann aber, nachdem wir unsere Karte aufgeschlagen haben, fest, dass er nicht, wie er dachte, von dort nach Süden abzweigen muss, sondern nach Norden, genau in unsere Richtung. Simon war schon einmal „Fahrer des Jahres“ in Malawi, er hat sogar ein Buch über sein Fernfahrerleben geschrieben, in dieses gibt er uns ein paar nähere Einblicke. Nebenbei hält er jedes Mal an, wenn auf der Strecke ein Kollege stecken geblieben ist und seine Hilfe benötigen könnte. Simon ist eine stattliche Erscheinung, hat ein bisschen was vom Ideal eines „großen Bruders“. Er weiß einiges zu erzählen über sein Land, über Mosambik, über Fauna und Flora. Nach gut dem ersten Drittel der Fahrt wird die Landschaft immer eindrucksvoller. Kleinere Gebirgszüge sind aufgetaucht, manche sehen aus, als seien da riesige und ganz unterschiedlich geformte Teigklumpen nebeneinander aufgereiht, es gibt kaum fließende Übergänge, kein Berg gleicht dem anderen. Einige von ihnen sind mit Monolithen bestückt, andere haben Gesteinswände, die glänzen wie Wasserfälle, man muss schon zweimal hinsehen, um nicht zu glauben, es seien doch welche. Es ist bestimmt ein großes touristisches Potenzial, was man hier entdeckt, mit einer Ausnahme aber erblicke ich nirgends ein Hotel oder einen Campingplatz oder wenigstens einen Hinweis darauf. Nampula, das etliche Kilometer später folgt, gefällt uns dann gar nicht und wir sind froh die Nacht über nicht in dieser Stadt bleiben zu müssen, sondern weiter mitfahren zu können bis zum Abzweig zur Ilha de Moçambique. Ich werde bei Simon noch meine malawischen Kwacha los und habe auch in diesem Sinne Glück gehabt. Dann ist es eine weitere Stunde Fahrzeit bis zu jener dreieinhalb Kilometer langen Brücke, die die Ilha vom Festland trennt. Unmittelbar davor, direkt am Strand gelegen, ist der »Casuarina Camping«. Als wir eintreffen, sind auch Jane und Allen gerade gekommen. Die Besitzerin heißt Helena, sie ist klein und dicklich und hat wohl nicht nur afrikanisches Blut in den Adern. Sie macht mich auf ein Foto an der Wand aufmerksam, das ihre Tochter und deren deutschen Ehemann zeigt, einen Manfred. Daneben hängt ein anderes Foto mit einem Model auf einem Laufsteg. Auch ihre Tochter? Nein, sagt sie, das bin ich. In einer anderen Zeit.
 
Reisebericht Malawi und Mosambik 2008 Teil 3
Autor: Remo Nemitz