Schuppentiere (Pangolins) in Afrika



Die Schuppentiere sind eine Säugetierordnung. Charakteristisch für sie sind die Schuppen, die gewisse Ähnlichkeiten mit Tannenzapfen erwecken, weswegen die Tiere manchmal auch Tannenzapfentiere genannt werden. Die Ordnung umfasst sieben Arten.

Verbreitung

Schuppentiere sind im mittleren und südlichen Teil Afrikas (vom Senegal und dem Sudan bis Südafrika) sowie in Süd- und Südostasien (von Pakistan bis Borneo) verbreitet.

Merkmale

Schuppentier in der Kalahari

Auffälligstes Merkmal dieser Tiere sind die Hautschuppen, die den Körper bedecken. Bei diesen Schuppen handelt es sich um zweiseitig-symmetrische, vom Rücken zum Bauch abgeflachte und nach hinten gerichtete Erhebungen der Lederhaut, die von der Oberhaut überzogen sind. Lediglich die Schnauze, die seitlichen Gesichtsteile, der Bauch und die Innenseite der Gliedmaßen sind unbedeckt.

Der kleine Schädel ist langgezogen und ist einer der am einfachsten gebauten im ganzen Säugetierreich. Die Augen sind klein, eine Ohrmuschel ist nur bei den in Asien lebenden Arten vorhanden. Dementsprechend schlecht können sie sehen und hören. Dafür haben sie einen ausgeprägten Geruchssinn.

Die extrem lange Zunge, die bei der größten Art, dem Riesnschuppentier eine Länge von 70 cm erreicht, dient zum Jagen von Insekten. Sie findet in der Mundhöhle allein nicht genügend Platz und wird daher mit Hilfe des Zungenscheiden-Blindsackes bis in die Brusthöhle eingezogen.

Die Gliedmaßen der Schuppentiere sind kräftig, wobei die Hinterbeine etwas länger sind. Alle vier Füße enden in fünf Zehen, die mit Grabklauen versehen sind.

Schuppentiere erreichen Kopfrumpflängen zwischen 30 und 90 Zentimetern, dazu kommt ein ebenso langer Schwanz. Ihr Gewicht liegt zwischen 2,5 und 33 Kilogramm.

Lebensweise

Lebensraum der Schuppentiere sind Wälder und Buschland, aber auch Savannen. Einige Arten sind Bodenbewohner, die in selbstgegrabenen oder von anderen Tieren übernommenen Bauen leben, andere leben in erster Linie auf Bäumen. Sie sind vorwiegend nachtaktiv.

Die Vorderbeine mit ihren langen Grabkrallen sind für die Fortbewegung am Boden ungeeignet. Daher können sie nur relativ langsam auf den Außenkanten der Vorderbeine laufen, wobei diese nach unten eingeschlagen werden. Etwas höhere Geschwindigkeiten (bis zu 5 Kilometer pro Stunde) erreichen sie, indem sie nur auf den Hinterbeinen gehen und den Körper mit dem Schwanz balancieren. Die Vorderfüße werden dabei nur ab und zu abstützend eingesetzt.

Außer im Bedrohungsfall sind ihre Bewegungen langsam und behäbig. Werden sie angegriffen, rollen sie sich zu einer Kugel zusammen, die von den harten Schuppen umgeben und nicht leicht aufzubrechen ist. Der Panzer widersteht mit Ausnahme von Großkatzen und Hyänen fast jedem Raubtier. Darüberhinaus kann das Schuppentier eine übelrichende Flüssigkeit aus Drüsen im Afterbereich versprühen, ähnlich wie das Stinktier.

Schuppentiere sind in der Regel Einzelgänger. Das Männchen ist größer als das Weibchen. Alle Schuppentiere sind gute Schwimmer.

Ernährung

Sie ernähren sich in erster Linie von Termiten und Ameisen. Zu diesem Zweck brechen sie oft deren Bauten mit ihren Grabkrallen auf. Mit ihrer langen Zunge, die mit klebrigem Speichel aus einer großen Speicheldrüse benetzt wird, sammeln sie ihre Beute ein.

Die Schuppentiere haben keine Zähne, d.h. die Nahrung landet unzerkaut im Magen. Sie verschlingen daher oft kleine Steinchen und Sandkörner, die die Beute im Magen zerreiben. Der Magen selbst ist mit verhornten und geschichteten Plattenepitheln ausgestattet, die ihn vor den Bissen und dem Gift der Ameisen und Termiten schützt. Zudem befinden sich bei den asiatischen Arten am Magenausgang gegeneinander wirkende Hornzähnchenfelder ("Pylorusdornen"), die auch härteste Chitinpanzer zerkleinern.

Um vor aggressiven Insekten geschützt zu sein, können Schuppentiere Ohren und Nasen verschließen und die Augen mit dicken Lidern bedecken.

Fortpflanzung

Schuppentiere werden mit etwa 1-2 Jahren geschlechtsreif. Aufgrund ihrer scheuen Lebensweise ist über die Fortpflanzung der Schuppentiere nicht sehr viel bekannt. Die Tragzeit beträgt je nach Art zwischen neun und 20 Wochen, die Wurfgröße beträgt eins oder zwei. Neugeborene Tiere sind bereits voll lauffähig, haben aber noch weiche Schuppen. Diese verhärten sich ungefähr am zweiten Lebenstag. Bei den baumlebenden Arten klettert das Junge gleich nach der Geburt auf die Schwanzwurzel der Mutter und kann bis zur Entwöhnung mit drei Monaten so getragen werden. Bei den bodenbewohnenden Arten kommen die Jungen unterirdisch zur Welt und bleiben dort etwa zwei bis vier Wochen, bis sie die Höhle an den Schwanz der Mutter geklammert, erstmals verlassen.

Die Lebenserwartung liegt bei ca. 13 Jahren, das höchste bekannte Alter eines Schuppentieres betrug rund 20 Jahre.

Bedrohung

Die Bestandszahlen der Schuppentiere sind im Rückgang begriffen. Verantwortlich dafür ist in erster Linie die Jagd. Das Fleisch der Tiere gilt als Delikatesse, die Schuppen spielen eine wichtige Rolle in der Chinesischen Medizin. Auch die Verringerung ihres Lebensraumes ist daran beteiligt, dass vier der sieben Arten heute von der IUCN als gering gefährdet gelistet werden.

Verschieden Schuppentierarten werden in Zoos gehalten. Die Vermehrung und Aufzucht in Gefangenschaft gelingt jedoch äußerst selten, möglicherweise wegen den speziellen Nahrungsansprüchen oder der Tatsache, dass die meisten Zootiere auf dem Weg zum lokalen Markt konfisziert werden und somit in keiner guten Verfassung sind.

Systematik

Früher stellte man die Schuppentiere wegen ihrer gürteltierartigen Haut und ihrer Zahnlosigkeit in ein Naheverhältnis zu den Nebengelenktieren, die Ähnlichkeiten mit dieser Gruppe sind aber nur oberflächlicher Natur. Heute werden sie in einer eigenen Ordnung, Pholidota, geführt, die am nächsten mit den Raubtieren (Carnivora) verwandt ist und mit diesen das Taxon Ferae bildet. Anhand von Retroposon- und DNA-Sequenzanalysen ist ihre Zugehörigkeit zu den Laurasiatheria bestätigt.

Die Ordnung umfasst eine Familie (Manidae) mit einer Gattung (Manis) und sieben Arten. Die in der folgenden Übersicht als Untergattungen angeführten Begriffe werden manchmal allerdings als eigenständige Gattungen geführt.

Die afrikanischen Arten

Untergattung Phataginus

Das Weißbauchschuppentier (M. tricuspis) hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 33-43 cm, eine Schwanzlänge von 49-62 cm und ein Gewicht von 2,15-3 kg. Die Schuppen sind braungrau bis dunkelbraun. Haut und Haare sind weiß. Es ist baumlebend und nachtaktiv. Es lebt im Urwald von Senegal bis Nordost-Zaire, Westuganda und Nordwest-Sambia, von dort südwärts bis Mittel- und Südwest-Angola.

Untergattung Uromanis

Das Langschwanz- oder Schwarzbauchschuppentier (M. tetradactyla) hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 30-40 cm, eine Schwanzlänge von 60-80 cm und ein Gewicht von 2,5-3,25 kg. Die Schuppen sind dunkelbraun mit hellerem Rand. Haut und Haare sind dunkel- bis schwarzbraun. Es ist baumlebend, nacht- und manchmal tagaktiv. Es lebt im Regenurwald von Senegal bis Nordost-Zaire, von dort südwestwärts bis Südwest-Angola.

Untergattung Smutsia

Zur Untergattung Smutsia zählen das Riesenschuppentier (M. gigantea) und das Steppenschuppentier (M. temmincki).

  • Das Riesenschuppentier (M. gigantea) hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 75-100 cm, eine Schwanzlänge von 50-70 cm und ein Gewicht 30-35 kg. Die Schuppen sind graubraun, bei Jungtieren gelbbraun. Haut und Haare sind weißlich. Es ist bodenlebend und nachtaktiv. Es lebt in Wäldern und waldnahen Savannen Westafrikas von Senegal bis Mittel-Gabun und ostwärts bis Nordost-Zaire, Albertsee, Uganda und vielleicht auch West-Kenia und West-Tansania.

  • Das Steppenschuppentier (M. temmincki) hat eine Kopf-Rumpf-Länge von 50-60 cm, eine Schwanzlänge von 40-50 cm und ein Gewicht von 15-18 kg. Die Schuppen sind dunkelbraun, bei Jungtieren gelbbraun. Haut ist weißlich mit dunklen Härchen. Es ist bodenlebend und nachtaktiv. Es lebt im trockenen Buschland in der Zentralafrikanischen Republik, Süd-Sudan, Ost-Uganda, West-Kenia, Tansania, Malawi, Sambia, Rhodesien, Mozambique, Nord- und Ost-Südafrika, Botswana, Nordost-Südwestafrika und Angola.

Systematik

 

Überklasse:

Kiefermäuler (Gnathostomata)

Reihe:

Landwirbeltiere (Tetrapoda)

Klasse:

Säugetiere (Mammalia)

Unterklasse:

Höhere Säugetiere (Eutheria)

Überordnung:

Laurasiatheria

Ordnung:

Schuppentiere (Pholidota)

Wissenschaftlicher Name: Pholidota

 
Dieser Artikel basiert in Teilen auf dem Artikel Schuppentiere aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.
Autor: Remo Nemitz