Malawi



Am Dienstag morgen brechen wir auf. Mit Yussuf gehe ich noch mal zur Furt und siehe da, jetzt ist es ganz einfach. Die Männer haben gute Arbeit geleistet. Die Ein- und Ausfahrt ist schön flach und die Furt mit zwei Reihen von Sandsäcken ausgelegt. Also verlassen wir das Strandhaus mit Yussuf und fahren die Piste zurück zur Teerstraße. Dort biegen wir nordwärts ein und kommen nach 220km in Mzuzu an.

Mzuzu ist ein sehr geschäftiger Ort, überall wird Gemüse angeboten. Hier tanken wir noch mal voll und ziehen Geld am ATM. Dann schauen wir in verschiedene Geschäfte und kaufen beim Supermarkt Peoples ein. Leider haben wir dort weder Eier noch Fleisch zum Grillen gefunden. Auch nicht im benachbarten Supermarkt Metro.

70km weiter sind wir in Rumphi dem letzten Versorgungsort vor dem Nyeka-Plateau NP. Mitten im Ort parkt ein grüner Landy 110 Hardtop mit Kölner-Nummer. Wir parken daneben und fragen die Menschen, ob sie denn gesehen hätten, wo die Weißen hingegangen seien. Na, die sind Essen gegangen, da oben. Daniela und Moritz bleiben im Landy und ich gehe los. Leider finde ich sie in keinem Restaurant und auch nicht in den Lebensmittelläden, die ich auch noch gleich durchforste, um für uns noch was einzukaufen. Schade, schade.

Wir machen uns auf den Weg und erreichen das Thazima-Gate auf guter Piste nach 1,5h. Wir bezahlen Eintritt für 2 Tage (3.360MK, also ca. 16€, Kinder sind frei) und die beiden Übernachtungen auf der Campsite (1.600MK, also ca. 8€). Von hier sind es noch einmal 60km zur Campsite (S10 35,086 // E33 47,955 auf 2.349m Höhe. Die Fahrt auf der Piste ist nicht ganz einfach, da sie teilweise tief ausgewaschen ist. Aber es ist trocken und da geht es.

Oben angekommen, stehen wir ganz alleine auf der Campsite. Der Caretaker heizt sofort den Ofen an und verspricht uns heisses Wasser für die Duschen um 19h00. Außerdem entzüdet er für uns ein Lagerfeuer. Es ist sehr leise. Wenn Moritz auch mal Stille ist, hören wir nur den Wind in den wenigen Bäumen rauschen. Wir sind oberhalb der Baumgrenze und nur an wenigen Stellen, wie hier, stehen noch welche. Die Campsite bietet einen tollen Ausblick auf die mit Farnen und Gräsern bewachsene hügelige Landschaft. Nur beim Aufbauen der Zelte bemerke ich die Höhe. Ich bin ziemlich kurzatmig und der Wind ist kühl. Wir haben nur 6 Grad. Die Landschaft erinnert an Lesotho und die Drakensberge oder auch das schottische Hochland. Ein richtiger Kontrast zum üppigen Grün unten am See. Schirrantilopen und Zebras grasen gemächlich in 30m Entfernung und schauen neugierig rüber. Ein Schakal streift über die Campsite, aber wir haben wie immer nichts liegenlassen. Wir räumen abends immer alles, aber auch alles in den Landy. Warm eingepackt sitzen wir bei Vollmond am Lagerfeuer und betrachten die Sterne. Es ist absolut still, bis auf den Wind. Auch ein Kontrast zum lebendigen Afrika unten am See.

Nyaka Malawi

Nachts fängt es an heftig zu regnen. Donnerschläge hallen über die Ebene und grelle Blitze machen die Nacht taghell. Moritz regt sich nicht. Als es hell wird, regnet es immer noch. Diesmal ein typischer Landregen aus dem wolkenverhangenen Himmel. Auf der Campsite stehen vier Unterstände. Betoniert Flächen von 7x4m mit einem Wellblechdach. Darunter bauen wir Tisch und Stühle zum Frühstück auf. Leider bläst der starke Wind den Regen auch hier runter und verdünnt unseren Kaffee. Mittlerweile schüttet es wie aus Eimern, nichts mehr mit Landregen. Wir setzen Moritz mit seinen blauen Lippen in den Landy und machen die Standheizung an. Als wir alles eingepackt haben, sind wir völlig durchnässt und sitzen neben Moritz im mittlerweile schön warmen Landy. Eigentlich wollten wir hier oben zwei Tage bleiben, aber bei der Wolkendecke und dem Regen?

Wir beschließen erst einmal nach Plan unsere Fahrten durch den Nationalpark zu machen. Vielleicht hört der Regen ja irgendwann auf. So fahren wir mit Wasser von oben, von unten, von der Seite durch die raue, herbe Landschaft. Daniela bemüht sich alle Leckagen des Landy im Griff zu haben, so dass wir nicht allzu sehr nass werden. Das Wasser kommt unter der Spritzwand zu den Füssen, durch das kaputte Schiebedach auf die Schultern, zwischen Tür und Korpus und durch die Befestigungslöcher der Rückbank in den Fussraum von Moritz. Zwischendurch kurbelt Daniela ihr Fenster herunter, um den Zahnputzbecher auszukippen und beide Lappen auszuwringen. Aber unmittelbar vor dem ersten Viewpoint hört der Regen auf, die Wolkendecke reisst auf und die Sonne scheint. Mit Ausblick wird’s trotzdem nichts, denn sofort verdampft das Wasser und wir stehen im Bebel. Laut Reiseführer, soll man von hier am Escarpment eine tolle Aussicht runter zum See haben. Wir sehen nichts, nur Nebel, weisse Wolken. Aber es ist trocken. Vielleicht hat es ja für den Rest des Tages aufgehört. Wir fahren weiter zum nächsten Viewpoint. Auf den 30km dahin fängt es wieder an zu regnen und Daniela hat alle Hände voll zu tun.

offroad Afrika

Auch an diesem Viewpoint soll es laut Reiseführer eine tolle Aussicht in das untenliegende Tal geben. Wir haben Glück, manchmal öffnet sich die Wolkendecke und wir erhaschen Tatsächlich einen Blick hinunter, der wirklich spektakulär ist. Nur, irgendwann tut der Arm weh, wenn man eine schwere deutsche Spiegelreflexkamera mit tollen, lichtstarkem Objektiv hält und auf den Moment wartet, wo die Wolkendecke aufreisst.

Der Landy ist mittlerweile schlammfarben, nur das Dach ist stellenweise noch weiss. Wir entscheiden uns, bergab zu fahren und hoffen auf besseres Wetter am See. Die Piste ist schwierig zu fahren. Sie geht teilweise stark bergab, ist glitschig durch das viele Wasser und noch stärker ausgewaschen. Für die 60km zum Thazima-Gate brauchen wir 3,5h. Dort regnet es nicht mehr, sogar die Sonne ist zwischen den Wolken zu sehen. Beim auschecken, lächelt mich die Rangerin freundlich an und sagt, sie hätte eine Nachricht für mich und drückt mir einen Zettel in die Hand. "Hallo Stefan, leider haben wir uns gestern in Rumphi nicht getroffen…" Schön, dass ich auch hier bekannt bin. Die Nachricht ist von Jörg und Anke, die mit ihrem kölner Landy heute Vormittag um 11h in den Park gefahren sind. Da wir uns an den Gates immer eintragen müssen und dabei Automarke und Kennzeichen vermerkt wird, konnten sie mich identifizieren. Ich frage nach, ob denn die Uhrzeit stimmt, was mir bestätigt wird. Aber wir haben sie nicht gesehen und es gibt nur diese eine Piste hinauf. Wir fahren zur Parkverwaltung und dort ist der Officer so nett, nach oben per Funk anzufragen, ob sie eingetroffen sind. Antwort zurück: Keine Ahnung, aber sie fahren mal rüber zur Campsite. Nach einer halben Stunde kommt die Meldung: Jawohl, dort steht ein grüner Landy mit einem deutschen Paar.

Berge Malawi

Wir entschließen uns bei strahlendem Sonnenschein, wieder hoch zu fahren und hoffen, dass das Wetter hält. Außerdem hatten wir ja bereits für 2 Tage bezahlt. Das Wetter hält und bei Sonnenschein treffen wir Anke und Jörg auf der Campsite (www.familie-koehler.org). Sie sind seit Juli letzten Jahres unterwegs auf der Ostroute runter nach Südafrika. Mitte Juli 2008 geht ihr Flieger und der Container zurück nach Deutschland. Da sie von Norden kommen und wir aus dem Süden, haben wir viel zu erzählen und auszutauschen, Zumal wir die Länder ihrer Anfahrt bis Ägypten ebenfalls kennen. Uns fehlt nur das Stück bis Kenya. Wir haben einen sehr schönen Abend miteinander (www.sangilo.net) (S10 31, 075 // E34 13,066).

Am nächsten Morgen regnet es wieder und wir verquatschen uns weiter und kommen erst um 09h30 weg. Auf dem schmierigen aber bekannten Weg nach unten leuchtet meine Warnleuchte für die Bremsen und ich muss dreimal Pumpen bevor es bremst. Das kann ja heiter werden. Wir kommen heil in Rumphi an und wir lassen für 300MK den Landy von außen waschen. Unter dem Schlamm kommt tatsächlich seine ursprünglich grüne Farbe wieder zum Vorschein. Auf der Teerstraße, die in Rumphi beginnt, bleibt das Leuchten der Parkleuchte ein ständiger Begleiter. Aber nur dreimal zutreten und es bremst.

Wir fahren zur Hängebrücke (S10 49, 675 // E34 05,630), die die letzte Hängebrücke ist, die nur aus Bambus besteht. Dort empfängt uns ein Mann, der ziemlich gutes Kraut geraucht haben muss. Darauf haben uns Jörg und Anke schon hingewiesen. Er zieht eine tolle Show ab, über seinen Großvater, der diese Brücke gebaut hat und schlägt den Bogen bis zur Neuzeit, wo die Schulkinder diese Brücke heute noch nutzen. Und da kommen sie auch schon und werden von dem Mann gleich eingespannt, ein Liedlein zu singen und mitzuklatschen. In seinen Liedern erzählt er über das Leben in früheren Zeiten seines Stammes. Dabei zieht er sich und den Schulkindern zwischendurch immer wieder Fellumhängean und stattet sie mit Speeren, Köchern, Schutzschilden und dergleichen mehr aus. Rein zufällig endet das ganze Spektakel mit der alten, früher genutzten Ausstattungsutensilien an der Donationbox. Wir werfen 500MK herein, denn es war sehr unterhaltsam, nur die Schulkinder haben manchmal leicht irritiert geschaut. Schade, sein Kraut kriegen wir nicht zum rauchen gereicht. Muss aber wirklich gut sein.

Hängebrücke Malawi

Wir fahren die Teerstrasse in südlicher Richtung 10km zurück und biegen ab (S10 53, 109 // E34 02,754), um über die Brücke einer Erdstraße zu folgen die sich hoch zur Livingstonia Mission windet. Auch diese Erdpiste ist durch die vielen Regenfälle schmierig und stark ausgewaschen. An manchen steilen Stellen hilft nur Schwung und die Untersetzung weiter, wobei unglaubliche Mengen Schlamm an den Landy gespritzt werden. Eine funktionierende Diff-Sperre wäre auch hilfreich gewesen. Dafür hätte ich mir das Autowaschen in Rumphi schenken können.

Endlich um 15h00 stehen wir auf dem Missionsgelände vor dem alten Stonehouse in dem David Livingstone lebte und heute ein Museum ist. Das Museum ist lieblos gestaltet, zumal wir schon viel an anderer Stelle über ihn im südlichen Afrika gesehen haben. Wir laufen herüber zur Missionskirche, die wirklich angeschaut werden muss. Ein hoher, schmaler, grazil wirkender Ziegelsteinbau, ähnlich der Blantyre Mission. Nur ist das dach hier aus Wellblech auf einer rein funktional gebauten Holzkonstruktion. Aber die farbigen Bleiglasfenster mit Darstellungen der damaligen Zeit sind klasse.

Kirche Livingstone Malawi

Die Livingstone Mission liegt 1.300m hoch über dem Malawisee und leider versperren mal wieder Wolken den tollen Ausblick. Nur zweimal reisst die Wolkendecke auf, zu kurz zum Fotographieren. Mittlerweile ist das Leuchten der Parkleuchte in ein Dauerleuchten übergegangen. Trotzdem wollen wir die enge und steile Serpentinenstrecke runter zum See wagen. Schließlich ist es auch der kürzeste Weg und Moritz möchte heute noch im See baden. Mithilfe der Untersetzung und im 2. Gang fahren wir langsam, fast ohne zu Bremsen hinab. Bis hinunter zu den letzten der 24 Kurven muss ich rangieren, da unser Defender 150 nicht herumkommt. Bald sind die 600 Höhenmeter geschafft und nach nur 15km von der Livingstonia Mission entfernt fahren wir auf die Sangilo Sanctuary Lodge (

Da wir erst um 17h30 eintreffen, bestellen wir für 19h00 Dinner mit frischem Fisch, so dass wir heute nicht kochen müssen. Es ist ein sehr schönes Fleckchen unmittelbar am See. Die Zeit nutzen Moritz und ich zum baden, so dass Daniela auch mal Zeit für sich hat. Als es dämmert, verlassen wir das Wasser, denn nachts patroulieren Crocs im See herum.

Urlaub Malawi

Frisch geduscht und mit sauberen Sachen an, lassen wir uns die indischen Samosas und den gegrillten Fisch schmecken. Da es dazu noch Fanta Orange gibt, strahlt Moritz über beide Wangen. Als er schläft, geniessen wir an der Bar noch ein kühles Bier. Hier unten ist es wieder schön warm.

Mitten in der Nacht wachen wir auf. Es windet und regnet heftig. Mehrere Gewitter ziehen unmittelbar über uns hinweg. Blitz und Donner kommen gleichzeitig und die Zeltplanen schlagen heftig. Gleichwohl ist von Moritz nichts zu hören. Der ganze Landy wackelt heftig. In den frühen Morgenstunden lässt der Wind nach und es regnet nur noch wenig.

Als wir aufstehen, hat der Regen aufgehört. Neben dem Landy liegt ein langer, beindicker Ast aus dem Baum neben uns. Gut, dass er uns nicht auf dem Kopf gefallen ist. Auch sonst sieht die Lodge ziemlich verwüstet aus. Alle sind schon emsig am Aufräumen. Aber die Sonne kommt heraus und es wird warm. Wir räumen alles aus den Zelten heraus und legen es in die Sonne zum Trocknen.

Danach kümmere ich mich um den Landy. Ich kontrolliere alle Flüssigkeiten und alles auf Undichtigkeiten. Alles ok. Kein Öl gebraucht und auch die Bremsen sehen völlig ok aus. Es leuchtet aber immer noch.

Nachmittags stellen wir fest, dass wir jetzt 2 Tage vor unserem geplanten Ablauf liegen. Wir hatten völlig vergessen, dass wir ja noch im Chinteche Inn am Malawisee einkehren wollten. Das ist ärgerlich, weil es eine schöne Anlage ist (http://www.wilderness-safaris.com/safaris/camp/camp_detail.jsp?camp=2206), aber wir sind dran vorbeigebrettert. Nun denn, das gibt uns Gelegenheit zu einer guten Werkstatt in der Nähe von Mbeya zu fahren, und dort die Bremsen prüfen zu lassen. Wie auch immer, hier ist es sehr, sehr schön und wir essen abends Steaks.

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Autor: Remo Nemitz