Insektenschutz in Afrika



Beim Aufenthalt in Malariagebieten ist es in zunehmenden Maße wichtig, sich vor dem Stich der Anophelesmücke zu schützen. Die Mücke sticht weit überwiegend nach Anbruch der Dämmerung bis zum Morgengrauen bzw. in dunklen Räumen. Häufig wird das Risiko einer Malaria am Vorkommen von Moskitos abgeschätzt. Dieses wiederum beurteilen viele Reisende nach dem hörbaren Summen von Mücken und der Menge an spürbaren Stichen. Im Gegensatz zu vielen einheimischen Mücken fliegen die Anopheles-Moskitos kaum hörbar. Darüber hinaus ruft ihr Stich keine oder eine nur minimale Reaktion hervor. Somit wird die Gefahr der Übertragung häufig unterschätzt. Abgesehen von der Malaria wird eine ganze Reihe anderer tropenspezifischer Infektionskrankheiten (z.B. Dengue, Japanische Enzephalitis, Schlafkrankheit, etc. durch Insekten übertragen. Daher ist ein konsequenter Insektenschutz bei jeder Tropenreise unbedingt empfehlenswert.
 
Mückenabwehrende Mittel und Moskitonetz
 
Schützende Kleidung
ist eine essentielle Präventivmaßnahme gegen Insektenstiche. Hierzu gehören neben den Stichen durch Stechmücken auch solche durch Tsetse-Fliegen und Zecken, die sich allesamt nur gering durch Repellentien abwehren lassen. Feste Schuhe, Strümpfe und lange Hosen sollten als Schutzmaßnahme in Gebieten mit hohen Vorkommen von Zecken getragen werden. In Landstrichen mit Vorkommen von Tsetse-Fliegen sollte helle Kleidung getragen werden, da diese von dunklen Flächen angelockt werden. Die Webdichte der Kleidung ist entscheidend, um Insektenstiche abzuwehren. Mittlerweile gibt es speziell zu diesem Zweck hergestellte Kleidungsstücke auf dem Markt. Da dichte Kleidung in tropischen Temperaturen leicht unangenehm werden kann, kann die Imprägnierung dünner Gewebe mit Permethrin (z.B. Nobite-Kleidung®) eine Alternative darstellen.
 
Repellentien
Nicht bedeckte Körperteile sollten mit Repellentien eingerieben werden. Repellentien, die Diethylmethylbenzamid (-toluamid) (DEET) beinhalten, bieten nach Auftragen auf exponierte Hautstellen 3 bis 6 Stunden lang Schutz gegen die meisten stechenden Insekten. Je höher die Konzentration von DEET, desto länger hält der Schutz an. Für Aufenthalte in den Tropen sollten Konzentrationen von 30 bis 50 % eingesetzt werden (z.B. Care Plus®, Nobite Haut®, Anti Brumm®). DEET-haltige Mittel können Kunststoffe auflösen. Dies sollte beim Tragen von Plastikuhren, Sonnenbrillen, etc. beachtet werden.
 
Moskitonetz
In Räumen ohne air Condition sollte unter einem mit Permethrin imprägnierten Moskitonetz geschlafen werden. Bei Moskitonetzen mit Standardimprägnierung hält der Schutz 6 bis 12 Monate, sogar noch nach mehrmaligem Waschen. Die Maschen des Netzes müssen klein genug sein, um die Anophelesmücke am Eindringen zu hindern, jedoch groß genug, um die Luftzirkulation nicht zu sehr zu beeinträchtigen. Inzwischen stehen fabrikimprägnierte Netze mit lang-anhaltender Imprägnierung (bis zu 5 Jahren) zu Verfügung (z.B. von Care Plus®). Sogenannte "Insect coils" oder elektrische Apparaturen zum Verdampfen von Moskitos können nützlich sein, ersetzen jedoch das Moskitonetz nicht. gegen Gelbfieber und Denguefieber bietet ein Moskitonetz in der Nacht keinen ausreichenden Schutz! Die Überträgermücke, Aedes aegypti, sticht zwar bevorzugt in den frühen Morgenstunden und am Ende des Tages, aber auch während der restlichen Tages- und Nachtzeit. Hier ist das Mückenmittel besonders wichtig.
In gewissem Grad gilt dies auch für die Japanische Enzephalitis, welche durch die Mückenart Culex übertragen wird, die im Freien von der Dämmerung bis zum Sonnenaufgang sticht.
 
 
Stechmückenarten und die von ihnen übertragenen Erkrankungen
Anopheles
Übertragenen Erkrankungen:
  • Malaria
  • Lymphatische Filariose
  • O'nyong-nyong-Fieber
Anopheles-Stechmücken sind an ihrer gestrecketen Körperform und an ihrer charakteristischen Körperhaltung während der Blutmahlzeit (Kopf tief) gut zu erkennen. Anopheles Gambiae ist der wichtigste Überträger der Malaria in Afrika. Anopheles-Mücken stechen während der Nachtzeit oder in dunklen Räumen. Der Stich ist nicht schmerzhaft und hinterlässt keinen oder nur geringen Juckreiz.
 
Aedes
Übertragene Erkrankungen:
  • Dengue Fieber
  • Gelbfieber
  • Chikungunya
  • Lymphatische Filariose
  • West-Nil-Fieber
  • Rift-Valley-Fieber
  • Ross-River-Fieber
  • Western-Equine-Enzephalitis
Aedes-Stechmücken sind an ihrer schwarzen Farbe und den auffällig weißen Sprenkeln an den Beinen gut zu erkennen. Aedes gewinnen aktuell stark an Bedeutung, da sie neben dem Gelbfieber das sich zurzeit rasch ausbreitende Dengue-fieber übertragen können. Aedes-Moskitos haben im Tagesverlauf zwei Spitzenzeiten hauptsächlicher Aktivität: früh morgens nach der Morgendämmerung und spät nachmittags vor Sonnenuntergang. Ausserhalb dieser Zeiten können die Moskitos aber jederzeit aktiv werden wenn sich Gelegenheit ergibt, insbesondere im Schatten oder an wolkigen Tagen. Während der Stich wie bei Anopheliden schmerzlos ist, stellt sich meistens im Anschluss eine juckende Hautreaktion ein.
 
Kriebelmücken (Simuliidae)
Übertragene Erkrankung
  • Flussblindheit (Onchozerkose)

Der Ausdruck "Flussblindheit" lässt sich von dem Vorkommen der Krankheit, nämlich meist in der Nähe von Fließgewässern (v.a. West- und Zentralafrika) ableiten. Grund hierfür ist die tatsache, dass die Larven der Kriebelmücke in solchen Gewässern aufwachsen und sich dann im Erwachsenen-Stadium vom Blut der Menschen in näheren Umgebung ernähren.

Culex
Übertragene Erkrankungen:
  • Japanische Enzephalitis
  • West-Nil-Fieber
  • Lymphatische Filariose
  • Rift-Valley-Fieber
  • Ross-River-Fieber
  • St-Louis Enzephalitis
  • Western-Equine-Enzephalitis

Culex-Stechmücken haben eine gebückte Körperform und halten das Abdomen (Bauch) während der Blutmahlzeit parallel zur Hautoberfläche. Culex-Moskitos stechen bevorzugt während der Nacht, sind aber auch tagsüber aktiv. Von Culex werden für die Blutaufnahme Vögel bevorzugt, es werden aber auch Säugetiere und Menschen gestochen.

Schmetterlingsmücken (Phlebotomen, eng. Sandfly)
Übertragene Erkrankungen:
  • Leishmaniose
  • Bartonellosis
  • Pappataci-Fieber

Schmetterlingsmücken sind sehr klein, oft mit bloßen Auge kaum sichtbar. Sie fliegen meist in Schwärmen auf und gewinnen nur selten eine Flughöhe über einem Meter. Primär sind diese insekten nachtaktiv, mit der höchsten Stichrate während der Abend- und Morgendämmerung. Falls aufgeschreckt, werden Schmetterlingsmücken auch tagsüber aktiv. Aufgrund der geringen Flughöhe kann ein Schlafplatz im 1. Stock oder höher angebracht sein. Der Stich ist schmerzlos, jedoch setzt im Anschluss häufig eine ausgesprochen starke, juckende Lokalraktion ein, die für Wochen anhalten kann.

Tse-Tse-Fliegen
Übertragene Erkrankung:
  • Schlafkrankheit
Charakteristisch ist die Haltung der Flügel: diese werden beim Sitzen in Ruhestellung, der Länge nach auf dem Hinterleib genau übereinander gelegt. Durch diese Flügelhaltung kann die Tsetsefliege gut von anderen Stechfliegen unterschieden werden. Die Tsetse-Fliege sticht fast ausschließlich im Freien und nur bei Tag, der Stich ist sehr schmezhaft und kann daher nicht unbemerkt bleiben. Sie werden von Bewegungen, dunklen Farben und dunklen Räumen angezogen (Fahrzeuge!). Tsetsefliegen sind durch Repellentien nicht wirksam abzuhalten. Hier nützen nur Moskitonetzt und eine Imprägnierung der Kleidung mit Permethrin.
 
 
Biologie von Stechmücken
Durch die Kenntnis der Biologie von Stechmücken kann man es vermeiden, sich einer hohen Konzentration von Stechmücken auszusetzen. Die meisten Mücken der oben genannten Arten sind zur Fortpflanzung auf stehendes bzw. nur lngsam fließendes Wasser angewiesen. Ausschließlich die Weibchen der Stechmücken sind Blutsauger. während sich die Männchen von Pflanzensäften ernähren. Das Weibchen benötigt mindestens eine Blutmahlzeit zur Produktion der eier, welche nach Befruchtung direkt auf die Wasseroberfläche gelegt werden. Hieraus schlüpfen bewegliche, im Wasser frei schwimmende Larven. Die Larven verpuppen sich (ähnlich Schmetterlingen) und anschließend schlüpft der ausgewachsene Moskito aus der Puppe. Der Aufenthalt an Seen oder Flußauen geht daher meist mit einer hohen Dichte an Stechmücken einher.
Ein mindestens ebenso großer Anteil an Stechmücken (v.a. Aedes) brütet jedoch im Bereich menschlicher Siedlungen in Regentonnen, Regenrinnen, in frei liegenden Autoreifen und in nahezu jeder erdenklichen Vertiefung, in der sich Wasser ansammeln kann. Durch konsequente Beseitigung aller frei zugänglichen Wasseransammlungen kann somit die Mückenbelastung erheblich gesenkt werden. In den Tropen ist dies eine der wesentlichen Maßnahmen, um die Übertragung von Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber einzudämmen.
 
Aktive Zeiten von Stechmücken
Die meisten in diesem Zusammenhang relevanten Stechmückenarten sind nur während der Dämmerung und der Nacht aktiv. Die Aktivität ist am höchsten zwischen Sonnenuntergang und Mitternacht und geht dann langsam über den weiteren Verlauf der Nacht bis zum Morgen zurück. Durch geeignete Planung des Tagesablaufs kann bereits von vorneherein die Exposition gegenüber Stechmücken verringert bzw. Schutzmaßnahmen zielgerichtet eingesetzt werden.
 

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Die Angaben sind

  • zur Information medizinisch Vorgebildeter gedacht. Sie ersetzen nicht die Konsultation eines Arztes;
  • immer auch abhängig von den individuellen Verhältnissen des Reisenden zu sehen. Eine vorherige eingehende medizinische Beratung durch einen Arzt/Tropenmediziner ist im gegebenen Fall regelmäßig zu empfehlen;
  • trotz größtmöglicher Bemühungen immer nur ein Beratungsangebot. Die Informationen können weder alle medizinischen Aspekte abdecken, noch alle Zweifel beseitigen oder immer völlig aktuell sein.
Autor: Remo Nemitz