Tüpfelhyäne



Die Tüpfelhyäne, im Englischen spotted Hyaena, ist Afrikas häufigste und auch größte Hyäne. In der Eiszeit kam sie auch in Europa vor.

Beschreibung

Tüpfelhyänen sind sehr kräftig gebaut und wirken viel stämmiger und massiger als die Streifenhyänen, ihre kleineren Verwandten. Sie haben eine Kopfrumpflänge von bis zu 1,65 m, der Schwanz misst zusätzlich 35 cm. Die Schulterhöhe beträgt etwa 85 cm, das Körpergewicht kann mehr als 80 kg erreichen. Die Farbe des rauen Fells ist gelblichbraun und trägt braune Flecken, die im Alter verblassen. Die aufstehenden Ohren sind rund und wesentlich kleiner als bei der Streifenhyäne.

Der Vorderkörper der Tüpfelhyäne ist sehr kräftig und muskulös. Die großen Vorderläufe sind im Vergleich zu den Hinterbeinen deutlich länger und bewirken eine abfallende Rückenlinie. Der Kopf ist groß und gedrungen. Die Gliedmaßen weisen vier Zehen auf, deren Krallen nicht rückziehbar sind. Der mächtige und extrem starke Kiefer ist mit großer Muskulatur und harten Zähnen ausgerüstet. Er erlaubt es der Hyäne, auch schwierige Bestandteile der Beute wie Haut, zähes Fleisch und Knochen zu verwerten und alles zu zerkleinern, was fressbar ist. Dank des ausgezeichneten Verdauungssystems können auch Zähne und Hörner verdaut werden. Angeblich zerkauen Hyänen sogar Autoreifen.

Tüpfelhyäne, HyäneWeibliche Tüpfelhyänen sind größer und stärker als männliche und führen das Rudel. Hohe Werte an männlichen Hormonen lassen sie relativ aggressiv werden. Diese Hormone verändern sogar das Aussehen der Geschlechtsteile: die Klitoris kann fast Penislänge (90%) erreichen, zusätzlich werden Schein-Hoden ausgebildet. Eine Erektion ist möglich. Die maskulinisierte Genitalmorphologie kann zu tödlichen Geburtskomplikationen führen. Die Bestimmung des Geschlechts eines Tieres ist auch für Fachmänner schwierig.

Habitat

Der bevorzugte Lebensraum der Tüpfelhyäne ist die Savanne. Meistens leben sie in großen Grasländern Ost- und Südafrikas mit genügend Beutetieren. Seltener findet man Tüpfelhyänen auch in Halbwüsten (sie sind von Wasser abhängig), Bergland (aufwärts bis 4.000 m) und lichten Wäldern.

Lebensweise

Tüpfelhyänen leben in großen Rudeln, die bis zu hundert Tiere umfassen können. Diese werden von einem dominanten Weibchen geführt. Das Rudel lebt in Revieren, deren Grenzen von beiden Geschlechtern mit den Analsekreten markiert werden. Das Zentrum des Reviers ist der Bau, der allerdings nur von Weibchen und ihren Jungen bewohnt wird. Männchen und kinderlose Weibchen leben im Freien. Tüpfelhyänen sind nachtaktiv, sie sind allerdings auch am frühen morgen und am späten Abend zu sehen. Innerhalb des Rudels kann es immer wieder zu Aggressionen kommen, die auch schwerere Verletzungen nach sich ziehen können. Auslöser für Kämpfe sind oft Auseinandersetzungen um Beute oder eine Mutter, die ihr Junges gegen andere Rudelmitglieder verteidigt.Trotz dieser Aggressionen verhalten sich Tüpfelhyänen im Rudel sehr sozial und verteidigen einander bei Bedrohungen durch andere Raubtiere..

Die Hyäne äußert eines der markantesten Geräusche im afrikanischen Busch: eine Mischung aus Heulen, Kichern und Kreischen.

Fortpflanzung

Anders als zum Beispiel bei Wolfsrudeln können mehrere Weibchen in einem Rudel Junge bekommen. Um das Recht zur Begattung kommt es manchmal zwischen den Männchen zum Streit. Die Tragzeit beträgt etwa hundert Tage. Im Wurf befinden sich fast immer zwei Junge, die in einem für Raubtiere ungewöhnlich fortgeschrittenen Entwicklungsstadium zur Welt kommen: mit bereits geöffneten Augen und recht aktiv. Die Jungen werden vorwiegend vom Muttertier versorgt, aber manchmal findet man auch das Männchen beim Spiel mit den Jungen. Nach einem Jahr verlassen manche der Jungen das Rudel, während andere bleiben.

Vielfach sind die Jungtiere schon in frühesten Tagen damit beschäftigt, die angeborenen Aggressionen an den Geschwistern auszulassen. So manches Muttertier ist einen gehörigen Teil seiner Zeit damit beschäftigt, die ineinander verbissenen Jungen immer wieder voneinander zu trennen, um Gröberes zu verhindern. Dieses Verhalten der Jungtiere ist kein Spieltrieb sondern vielmehr tödlicher Ernst und findet sich auch bei anderen Vertretern des Tierreichs wieder, wo, wie z.B. beim Sandhai, sogar vorgeburtlicher Kannibalismus die Regel sein kann.

Ernährung

Nach dem Nilkrokodil und dem Löwen ist die Tüpfelhyäne das drittgrößte Tier in Afrika, das Fleisch frisst. Die früher übliche Meinung, dass Hyänen reine Aasfresser sind, ist nicht richtig. Tüpfelhyänen hetzen und erlegen ihre Beute (Antilopen, Gazellen und Zebras) oft selbst. In Nationalparks in Ostafrika sieht man oft Hyänen, die fressende Löwen umringen und warten, dass diese ihre Beute verlassen. Daraus hat sich der falsche Schluss ergeben, Tüpfelhyänen würden dem Löwen folgen und die Reste seiner Beute fressen. Richtig ist aber, dass oft der Löwe die Hyänen vertreibt, die dann warten müssen, die Reste ihrer Beute zu bekommen.

Der Anteil selbst erlegter Beute liegt bei Tüpfelhyänen etwa bei 85 Prozent. Tüpfelhyänen verwerten mit ihren extrem kräftigen Kiefern alle Teile ihrer Beute. Sie fressen Knochen, Fleisch, Eingeweide, Haut und den Kopf des Beutetieres.

Beim Jagen könen Tüpfelhyänen eine Geschwindigkeit von 65 km/h erreichen. Das Beutetier wird an den Hinterbeinen gegriffen und festgehalten. Es gibt keinen Tötungsbiss. Das Opfer lebt meistens noch, wenn es zerissen wird.

Sonstiges

Tüpfelhyänen sind laut IUCN zur Zeit nicht bedroht und gehören zu den häufigsten Raubtieren in Afrika. Sie kommen auch nahe menschlicher Siedlungen vor, und von Zeit zu Zeit kommt es zu Angriffen auf Menschen. Tüpfelhyänen werden manchmal trotz ihrer Wildheit und Gefährlichkeit wie große Hunde gehalten und in einigen Fällen sogar paarweise mit Beißkorb und Leine durch die verkehrsreichen Straßen geführt (relativ bekannt geworden sind solche Bilder aus Lagos, Nigeria).

In den Religionen vieler Völker in Afrika spielt die Tüpfelhyäne eine große Rolle. So soll es Weisheit bringen, die Nase einer Hyäne zu essen. In afrikanischen Fabeln wird die Hyäne in der Rolle des Bösewichts dargestellt, andererseits wird sie für schlau und gerissen gehalten.

In der Eiszeit lebte eine große Unterart der Tüpfelhyäne in den Kältesteppen von Europa. Diese Höhlenhyäne (Crocuta crocuta spelaea) ist wahrscheinlich ein ernsthafter Nahrungskonkurrent für die Frühmenschen gewesen.

Systematik

Ordnung:

Raubtiere (Carnivora)

Überfamilie:

Katzenartige (Feloidea)

Familie:

Hyänen (Hyaenidae)

Unterfamilie:

Eigentliche Hyänen (Hyaeninae)

Gattung:

Crocuta

Art:

Tüpfelhyäne

Wissenschaftlicher Name: Crocuta crocuta
 
Dieser Artikel basiert in Teilen auf dem Artikel Streifenschakal aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der GNU-Lizenz für freie Dokumentation.
Autor: Remo Nemitz