Der Weg ist das Ziel



Reisebericht von Anke Köhler

Der Weg ist das Ziel !
Oder auch (Land) rovern durch Tunesiens Sandkasten.


Sahara-Einsteigertour – so hatten wir es bei Wüstentauglich "gebucht".
Nach der üblichen Arbeitshektik, um natürlich so schnell wie möglich auf die Bahn zu kommen, saßen wir dann auch irgendwann in unserem Defender und fuhren gen Genua.
Die Überlegungen „To-Do-Liste abgearbeitet“, „Müll hinausgebracht“ folgten nun „Was erwartet uns eigentlich in Tunesien?“ und „Wie wird sich unser Landy, liebevoll auch Frosch genannt im Sand zurecht finden?“ und vor allem „Wie schlagen wir uns durch den Sand?“
 
Landrover Wüste

Wir hatten den leisen Verdacht, dass die Sahara an Fahrer und Fahrzeug doch andere Anforderungen stellt, als der gewohnte Asphaltdschungel. Trotz vieler Gedanken bezüglich dieser Reise, kamen wir entspannt in Genua an und genossen den Tag auf der Fähre.
Tja, und dann standen wir nachmittags auf Tunesiens Grund und Boden. Trotz gegenteiliger Befürchtungen unsererseits, wurden wir durch die tunesischen Grenzbeamten sehr freundlich behandelt und konnten die Grenze schnell passieren. Am Ausgang des Hafens warteten bereits Karin und Manuel auf uns. Diese beiden und Hund Aisha wollten uns nämlich wagemutig unter ihre Fittiche nehmen und die Sahara näher bringen. Sie geleiteten uns sicher durch unser erstes Abenteuer, den Feierabendverkehr von Tunis, in Richtung Campingplatz .
Nach einem ersten kühlen Bierchen am Abend, fiel es uns dann gar nicht schwer anzukommen und abzuwarten, was in den nächsten zwei Wochen auf uns zukommt.
Am nächsten Morgen stand ich dann mit tausend Hummeln im Hintern abfahrbereit da – und lernte zu warten. Denn eins ist gewiss: Zum einen gehen die Uhren in Afrika definitiv anders, d.h. langsamer und zum anderen kam erschwerend hinzu, dass unser „Leittier“ Manuel eine gesicherte Koffeinbasis benötigt, um an der Umwelt aktiv teilnehmen zu können. Am Anfang ist es halt schwer, die innere Uhr des täglichen Arbeitstrotts auf die afrikanische Zeit umzustellen. Man gewöhnt sich
jedoch sehr schnell daran und genießt das stressfreie Leben.

Sahara Pause

Ich hatte ja anfangs die Befürchtung, dass es wie auf der „Paris – Dakar“ zugeht , aber so blieb genügend Zeit, die Wüste auch einmal zu Fuß zu erkunden, Spuren der vergangenen Nacht zu bewundern oder einfach mal Zeit für sich zu haben.

Nachdem dann alle abfahrbereit waren, fuhren wir mit noch einem 3. Fahrzeug Richtung Tozeur, wo alle Vorräte aufgefüllt wurden. Es macht wirklich Spaß, um frisches Obst und Gemüse auf dem Markt zu feilschen und in die frischen Datteln hätte ich mich ja sowieso hineinlegen können !

Datteln Afrika

Proviant und Wasservorräte für 7 Tage Sand, also ca. 80 Liter (für 2 Personen) wurden verstaut und weiter ging die Fahrt Richtung Süden, da wo der große Sandkasten ist. Bisher war alles „easy-going“, denn die Tunesier waren allesamt sehr freundlich und die Straßen waren gut befahrbar. Doch nun näherten wir uns dem Sandgebiet. Durch den vorangegangenen Regen hatten wir traumhafte Sandverhältnisse. Deshalb hatte Manuel eine Brunnentour geplant. Und dann kamen sie: die ersten Sandbuckel oder auch Grütze genannt. Da sollen wir mit unserem geliebten Auto hochfahren? Ist das physikalisch überhaupt möglich? Diese und andere Fragen gingen uns durch den Kopf.
Nachdem wir unsere Bedenken bei Manuel angemeldet hatten, erklärte er uns erst mal in seiner stoisch ruhigen Art, bei einer Tasse Kaffee im Sand, die Grundzüge des Sandfahrens. Zuallererst ließen wir Luft aus den Reifen und es ging ganz gemütlich weiter. Manuel fuhr vor und wir waren in der Sandwich- Position.

Dünen Landrover Sahara

Das Lustige war, dieser Kaffee-Junkie hatte es in kürzester Zeit geschafft, dass wir ihm blind vertrauten und ihm immer hinterherfuhren.
Sandfahren- wenn man langsam damit beginnt- ist ja doch eigentlich ganz einfach, fast wie Asphalt… Auch wenn dann schon einmal ein Baum im Weg stand oder der andere Mitfahrer scheinbar zu weit einschlug, so dass wir panisch alle aufs Auto sprangen, damit es sich nicht vielleicht doch auf die Seite legte. Diese kleinen Abenteuer ließen sich mit Manuels Erfahrung und Ruhe locker meistern.
Jeder konnte sich ausprobieren- auch wenn es dann halt recht langsam voran ging und wir zu Aishas Freude manchmal mehr gelaufen als gefahren sind, aber bekanntlich lernt man durch die eigenen Fehler am besten.

Hund Afrika

Bei Unsicherheiten stand Manuel stets Rede und Antwort und schaffte es sogar mich kleinen Angsthasen für das Sandfahren zu begeistern !!!

Abends, nach vollbrachtem Tagewerk (natürlich erst nachdem das Brennholz gesammelt war), schmeckte das kalte Bierchen oder auch der Wein umso besser. Mit unserer Hilfe kochten Karin und Manuel auf dem Feuer schmackhafte Gerichte für uns und gemeinsam haben wir uns am Lagerfeuer Geschichten von vergangenen Reisen erzählt oder die unglaubliche Sternenpracht der Sahara still bewundert.

Aber auch die schönste Reise findet mal eine Ende und so hieß es schließlich Abschiednehmen von unseren lieb gewonnen Reisegefährten und in das kalte Deutschland zurückzukehren.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass es eine tolle Truppe war und das Sandfahren (nach einiger Übung) in dieser Konstellation wirklich relaxt war. Erst jetzt weiß ich die Vorzüge von Allrad und Diff-Sperren zu schätzen, im Großstadtdschungel habe ich mich immer gefragt, wozu ich den Ballast eigentlich brauche.
Nicht zu vergessen, die netten Abenden, wo jeder etwas aus dem Auto hervorzauberte, wir einfach die Ruhe und die Sterne genossen haben und es uns einfach gut gehen ließen. Absolut empfehlenswert!

Anke & Jörg
Autor: Remo Nemitz