Kenia und Uganda



Von Maralal fahren wir weiter nach Süden zurück bis zum Abzweig zum Lake Baringo (N00,42,599//E36,35,660). Hier geht es nach Westen auf einer schmalen ausgewaschenen roten Erdpiste. Die Vegetation nimmt weiter zu und bald fahren wir durch Wälder auf einer geschobenen breiten Trasse. Wir umfahren den Lake Baringo nördlich und kommen in Loruk auf die Teerstraße, der wir 15km südwärts folgen.

See Afrika
Wir biegen ab zum Robert's Camp  und müssen aber nach 500m anhalten. Eine Schranke versperrt die Weiterfahrt auf der Straße. Neuerdings muss man hier eine Gebühr für die Lake Baringo Region zahlen, also eine Kurtaxe. Wir zahlen insgesamt 600KSH. Einen km weiter gehts zu Robert's Camp (www.robertscamp.com).

Es liegt sehr schön mit vielen schattenspendenden Fieberakazien direkt am See. Es ähnelt sehr dem Fisherman's Camp am Lake Naivasha. Wir essen im Restaurant getoastete Sandwich und bestellen eine Bootsfahrt für den nächsten Morgen um 06h30. Wir stellen uns ganz unten an den See und lassen ca. 30m zum Ufer abstand, denn hier kommen die Hippos zum Grasen. Wieder packen wir alles aus, damit der Teppich weiter trocknen kann. Manchmal müffelt es schon ein wenig nach vergorener Milch…

Pünktlich zu unserem Abendbrot kommen auch die Hippos vor uns aus dem Wasser und schauen ein wenig neidisch auf unseren gedeckten Tisch. 3 Hippos stapfen dann vor uns her und grasen was das Zeug hält. Diese Körperfülle verlangt halt Nachschub. Selbst als wir schon lange fertig sind, fressen sie noch. Gegen 21h00 bringen wir Moritz ins Bett („Papa, es sind doch nur Hippos und ich bin so müde“). Ich hole uns noch zwei Bier und wir schauen zu zweit in Ruhe den Hippos zu, die bis auf 10m an uns herankommen. Eine Stunde später ziehen sie weiter am Ufer entlang und wir sehen sie nicht mehr. Also, gehen wir auch schlafen.

Sonnenuntergang Afrika

Früh schmeißt uns der Wecker aus den Federn. Komisch, selbst Moritz ist gleich hellwach. Wir wollen ja schließlich Boot fahren. Wir laufen ins Dorf, dort zum Ufer und klettern in ein Fischerboot. Wir fahren nordwärts zu den Felsufern und um 07h00 geht die Sonne über den See auf. Welch ein Anblick. Kitsch pur. Später fahren wir in den südlichen, sumpfigeren Teil. Hier haben viele Vögel ihre Brutstätte und natürlich sind auch hier die Hippos zu finden. Ein paar Krokodile sonnen sich, um Kraft für den Tag zu tanken. Nach einer guten Stunde sind wir zurück und frühstücken ausgiebig.
Flusspferd Afrika
Krokodil Afrika


Das Hotel nebenan hat einen Pool und für 300KSH dürfen wir ihn benutzen. Moritz ist gleich drin und ich gehe noch hinterher. Der Pool ist gut geformt und hat einen Bereich, der nur 1,20m tief ist, so dass Moritz gerade so stehen kann. Dadurch hat er mehr Sicherheit bei seinen Schwimmversuchen. Mittags legt sich Moritz freiwillig (!) hin und döst ein wenig. Nachmittags schwimmen wir wieder ein bisschen und so geht der Tag dahin. Heute sind auch zwei Overländer-LKW angekommen. Mal sehen ob die Hippos trotzdem kommen. Ja, sie kommen aber erst sehr, sehr spät und auch nur kurz. Das ist ihnen zu viel. Uns auch, gute Nacht.

Das war es schon fast für Kenya, wir machen uns auf den Weg nach Eldoret. Dazu müssen wir das Rift Valley am westlichen Rand verlassen und fahren auf steilen Serpentinen bergan. Für die 140km brauchen wir 3h. In Eldoret tanken wir fast alle KSH auf und fassen 190Liter. Und weiter geht es zur Grenze nach Malaba am Mt. Elgon vorbei. Die kenyanische Ausreise verläuft zügig. Stempel in die Pässe, Stempel ins Carnet und gut ist. Die Einreise nach Uganda ist schon das erste Abenteuer. Gleich zuerst steht ein großes Haus mit Schild Immigration. Aha, die wollen die Pässe. Pässe gezeigt, 150 USD für drei Visa bezahlt, alles klar. Nächstes großes Haus Custom. Aha, die wollen das Carnet. Falsch. Dort ist nur die Bank. Ein Polizist weist mich 500m weiter am anderen Ende des Sicherheitsbereiches auf eine kleine heruntergekommene Hütte hin. Darin ist Custom. Also fahre ich dorthin, gehe hinein. Eine freundliche Dame lässt sich das Carnet geben. Tippt in ihren PC und hält mir einen zweifachen Ausdruck hin. Damit muss ich meine Roadtax bei der Bank einzahlen. Aha. Und die ist im Custom-Haus 500m zurück. Ich trabe los. Bin bei der Bank. Die nehmen aber nur Ugandische Shilling. Geld wechseln oder andere Währungen nehmen sie nicht. Ich werde an die fliegenden Geldwechsler vor der Tür verwiesen. Dort wechsle ich 30USD in 60.000 UGS. Ein schlechter Kurs. Damit gehe ich wieder zur Bank. Ich muss 42.450 UGS RoadTax bezahlen plus eine Bank-Gebühr von 2.000 UGS. Für die Gebühr kriegt man aber keinen Beleg. Danach geht es ins Nebenzimmer, wo wieder eine freundliche Dame einen Ausdruck behält, den anderen abzeichnet und mich zurück zur Custom-Hütte schickt. Dort lege ich den Beleg vor, der nochmals abgezeichnet wird und mir mit dem abgestempelten Carnet zurückgegeben wird. Welcome to Uganda.

Die Strasse ist sehr, sehr, sehr gut. Es sind kaum private PKW zu sehen. Einige Matatus und natürlich die LKWs. Wir kommen flott voran. Nach 110km haben wir Jinja erreicht. Dort ziehen wir an der StanBic-Bank per EC-Karte am ATM Geld und wir sind flüssig. Dann geht es über den Nil und nach weiteren 15km stehen wir im Himmel. Eine richtig phantastische Lodge & Campsite auf hohem südafrikanischem Niveau: The Haven (www.thehaven-uganda.com) die von einem Deutschen geleitet wird. Direkt am Nil oberhalb der Overtime Fälle. Und das für 10USD pro Person, Moritz ist frei. Wir bestellen Dinner und lassen es uns in der Abendsonne richtig gut gehen. Das Rot spiegelt sich im Wasser der Fälle. Richtig schön ist es hier. Wir sind heute 420km vom Lake Baringo gefahren, aber die haben sich gelohnt. Wir bleiben 2 Tage.
Afrika See

Nachts regnet es und es ist hier auf 1109m kühl. Vormittags fahren wir nach Jinja und schauen uns den Abfluss des Nils aus dem Viktoriasee an. Für das Speke-Memorial sollen wir 5.000 UGS zahlen. Das tun wir nicht. Speke war der erste Engländer, der hier war. In den Supermarkten und Shops (alles fest in indischer Hand) sind die Preise sehr unterschiedlich, aber insgesamt höher als in Kenya. Wir gehen noch in ein INTERNET-Cafe „The Source“  aber das ist so langsam, das ich es nur einmal schaffe eine Verbindung aufzubauen und innerhalb von 1h kann ich zwei kurze Emails absenden. Ich gebe auf. Das macht keinen Sinn. Mittags sind wir wieder im Himmel und es fängt wieder an zu regnen. Das regnet, regnet, regnet. Um 17h00 sagen wir der Küche Bescheid, dass wir zum Essen kommen. Schade, ich hätte gerne wieder gekocht. Gleichwohl, auf der Terrasse zu sitzen und dem Landregen zuzuschauen, hat was. Gegen 20h00 hört der Regen endlich auf. Die Zelte sind innen dicht.

Frühnebel wabert über den Fluss. Die Feuchtigkeit steigt auf. Erst um 09h30 können wir uns losreisen und fahren nach Kampala. Eine laute afrikanische Stadt mit nur einem einzigen Stau pro Tag. Wir wissen, dass wir im Red Chili Restcamp (www.redchillihideaway.com) stehen wollen. Wir wissen auch die Adresse. Aber außer uns kennt die keiner. Endlich kriegen wir von einem Overlandertruckdriver den entscheidenden Tipp. Und wir sind da: N00,19,236//E32,37,847. Ein Treffpunkt der Overlander zu Beginn und Ende ihrer Reise, aber am Berg gelegen und daher gute Luft und kein Dieselqualm. Wir ziehen nochmal los. Nur 3km entfernt ist die Lugogo Shoppingmall mit einem großen Shoprite Supermarkt. Wir ergänzen unsere Vorräte. So haben wir wieder Eier, Milch und Boerewurst und Steaks an Bord. Abends werden natürlich gleich die ersten Steaks gegrillt.

Am nächsten Morgen geht es noch einmal in die Shopping Mall. Einer unserer guten namibianischen Stühle fasert ziemlich aus und wir brauchen alsbald Ersatz. In der Shopping Mall soll es im “The Game” Outdoorequipment geben. Also hin. Aber, dort gibt es nur was für Campingplatzcamper. Aber nebenan im Shoprite werden wir fündig. Zum einen können wir die aufgegessenen Steaks wieder nachkaufen und es gibt einen Alu-Stuhl, wie wir ihn haben. Etwas kleiner für 99.000 UGS, das sind 33Euro. Das passt.
Verkehr Afrika

Wir stellen uns hinten im täglichen Stau an, denn wir müssen durch die ganze Stadt, um sie nördlich zu verlassen. Wir fahren ins Ziwa Rhino Sanctuary (www.rhinofund.org). Dort gibt es die einzigen sieben Rhinos in Uganda, nach dem das Letzte dummerweise 1982 in die Schussbahn eines Wilderers gelaufen war. Ein südafrikanisches Ehepaar versucht sie hier zu züchten und wieder auszuwildern.

Safari Afrika

Die Campsite ist einfach, sauber und es wird auch gleich angeheizt, so dass wir abends heißes Wasser für die Duschen haben. Für 15h00 verabreden wir ein Rhino Tracking. Der Ranger holt uns ab und wir fahren einige km zurück zum Haupteingang. Dort schlagen wir einen anderen Weg ein und nach weiteren paar km halten wir und stapfen ihm hinterher durch den Busch. Er bespricht sich einige Male mit den anderen Rangern und nach 40 Minuten Fußmarsch und gefühlten 3 Litern Wasser weniger stehen wir plötzlich vor den Tieren.

Es sind drei, ein nicht dominanter Bulle und zwei schwangere Kühe. Sie laufen gemächlich durch den Busch und finden immer die Gräser am nächsten Busch noch schmackhafter. Sie werden rund um die Uhr von Rangern bewacht, die sehr gut bewaffnet sind und alle aus der Armee kommen. Es haben schon einige versucht über den 60km langen Elektrozaun zu kommen und Tiere wegen ihres Hornes zu wildern. Es ist ein tolles Gefühl nur wenige Meter neben diesen großen Tieren zu stehen/laufen und ihre Betriebsgeräusche beim Fressen zu hören. Gott sei Dank haben sie keine Verdauungsprobleme.

Geländewagen Afrika

Dieses Erlebnis besprechen wir noch lange als wir abends am Lagerfeuer sitzen. Leider fangen dann bei mir Verdauungsprobleme an. Später habe ich Durchfall.

Vom Ziwa Rhino Sanctuary fahren wir weiter zum Murchison Falls NP. Also, zurück zum Maingate und von dort weitere gute 3km Piste bis zur Teerstraße. Mein Durchfall hat sich nicht gegeben und so nehme ich vor der Abfahrt eine Tablette. Auf der guten Teerstraße kommen wir flott voran. Zu flott, wie wir aber erst in Kigumba merken. Irgendwie sind wir am Abzweig nach Masindi vorbeigefahren. Macht nichts. Hier in Kigumba ist ein grosses Schild und wer lesen kann, ist schwer im Vorteil. Und nur 50km Umweg, das ist für Afrika eigentlich nichts. Nach 45km Piste ist Masindi erreicht. Die letzte größere Ortschaft und Versorgungszentrale für die Region. Das heißt 3 Bretterbuden mehr als sonst.

Wir entscheiden uns für die 40km längere Piste entlang des Lake Albert. Sie soll laut Reiseführer wegen ihrer Aussichten auf den See bedeutend schöner sein, als die direkte Strecke. Gelesen und entschieden: Jawohl, das machen wir. Kurz vor dem Ortsausgang von Masindi in Richtung Hoima biegen wir rechts auf eine kleine Erdpiste ab, die mit zunehmender Entfernung vom Ort schlechter wird. Der Autor hatte Recht: Die Aussicht an der Abruchkante hinunter zum Lake Albert ist schon spektakulär. Auf der anderen Seite des Sees sind Berge zu sehen. Der Kongo. Da wollen wir nicht hin. Unten angekommen ist die Aussicht gleich Null und die Piste so spektakulär schlecht wie vorher die Aussicht toll war. Grauenhaft. Die Erdpiste ist tief ausgewaschen, mit Steinen versetzt und mir kommt auch noch ein 40to Sattelauflieger mit einem 40Fusscontainer im langsamen Schritttempo entgegen. Seine Reifen verschwinden regelmäßig in den tiefen Löchern. Dann guckt nur noch der Rahmen heraus. Öfters nimmt er auch Erde mit und planiert die Piste ein bisschen. Es kommt, was kommen muss auf einer derart schlechten Piste. Reifenplatten vorne rechts.

Auf zum Reifenwechsel. Wir sind ein eingespieltes Team. Daniela löst die Schrauben vom Ersatzreifen auf der Motorhaube. Ich schraube am platten Reifen und bocke den Landy auf. Moritz kriegt mal wieder von nichts etwas mit und schnarcht rythmisch zu unserem Arbeitstempo. Hier unten am See ist es schwül heiß. Es gibt nichts trockenes mehr an uns. In 30 Minuten ist der Reifen gewechselt, wieder auf der Motorhaube verschraubt und das Werkzeug wieder in den Kisten verpackt. Es schnarcht immer noch als ich den Motor starte und wir wieder losrumpeln. Jetzt haben wir gar keinen Ersatzreifen mehr, aber wir entschließen uns weiterzufahren. Notfalls machen wir mit der letzten nicht angetriebenen Achse eine "afrikanische Improvisationslösung", falls wir einen dritten Platten bekommen sollten. Dafür ist die Vorderachse nunmehr mit nagelneuen Reifen bestückt.

Nach 1,5h Stunden erreichen wir  das Bugungu Gate des Murchison Falls NP, zahlen unseren opulenten Eintritt (2x 30USD und 15USD Moritz plus 50USD Landy jeweils pro Tag) und sind nach weiteren 1,5h endlich auf der Red Chilli Campsite (www.redchillihideaway.com), einem Ableger aus dem Red Chilli in Kampala. Der Platz ist sehr lebhaft, alle Gruppenreisen der Backpacker, die in Kampala starten, kommen auch hierher. Das Restaurant ist gut und wir nutzen es zur Lunchpause. Danach fahren wir zur UWA (www.uwa.or.ug) und buchen eine Bootsfahrt für morgen 14h00 zu den Fällen. Davor wollen wir einen Gamedrive im nördlichen Park unternehmen und erfahren, dass die Fähre über den Nil ab 07h00 stündlich fährt. Dann ist ja alles klar und bezahlt wird morgen am Boot.

Wir nutzen den Nachmittag und fahren über holprige Pisten zu den Murchison Falls. Sie sind sehr, sehr eindrucksvoll. Nicht, weil sie besonders hoch sind. Nein, es ist vielmehr die Wucht der Wassermassen. Der Nil ist hier so groß wie der Rhein bei Köln und er zwängt sich durch einen 7m breiten Spalt im Granitfelsen und fällt dabei rund 43m tief. Wie immer in Afrika obliegt die Sicherheit den Besuchern und so stehen wir auf dem Granit neben dem Wasser und merken wie das Gestein zittert. Die Kraft des Wassers ist es, die diese Fälle so beindruckend machen. Und natürlich auch der Regenwald drumherum und die Gerüche und Laute, die daraus hervorkommen, sofern wir sie neben dem Wassergetöse überhaupt hören. Das hat sich gelohnt.
Afrika Wasserfall

Die Campsite ist noch voller geworden und so entschließen wir uns, das Restaurant auch für das Dinner zu nutzen. Das Essen ist gut, einfach und sehr preiswert (rund 3Euro pro Essen). Einziges Manko: es gibt zu wenig Duschen auf den Platz, insbesondere bei den Damen. Wir Männer haben keine Warteschlangen...

Trotz des großen Andrangs haben wir von der Bar fast nichts mitbekommen und gut geschlafen. Auch das Gewitter, was über uns hinweg gezogen ist, hat uns nichts ausgemacht. Nur mein Durchfall ist unverändert. Um 09h00 setzen wir mit der Fähre zum nördlichen Ufer und wir fahren zuerst durch bilderbuchhafte Savannenlandschaft bis wir uns immer mehr dem Nildelta des Lake Albert nähern. Neben vielen anderen Grasfressen sehen wir auch Elefanten, Giraffen, Büffel und eine durstige Löwin. Da unsere Bootstour erst um 14h00 geht, beschließen wir die Fähre um 13h00 zu nehmen und so bleiben wir hier noch.

Afrika Löwe

Nach Aussage des UWA können wir uns hier sicher bewegen, ganz im Gegenteil zu früheren Zeiten. Da war der nördliche Teil des NP in der Hand von sogenannten Rebellen. Kurz vor 13h00 stehen wir wieder am Ufer des Nils und warten, dass die Fähre gleich kommt. Sie kommt nicht. Das wäre ja auch ein Wunder, wenn sie pünktlich wäre. Sie kommt immer noch nicht. Hm! Ein anderer Mann wartet hier auch, erkennt unsere europäische Ungeduld und klärt uns auf, dass die Fähre erst um 14h00 wieder fährt, denn zwischen 11h00 und 14h00 ist Mittagspause. Aha. Und das wissen die im UWA-Büro nicht? Doch, sicher, das wissen wir doch alle hier. Das ist schon immer so. Aha. Und warum sagt man uns doofen Touristen das nicht? Sie soll doch ab 07h00 den ganzen Tag über stündlich verkehren? Hä? Nun ja, die afrikanische Mentalität ist eben anders. Und so machen wir Lunch. Wir haben ja unseren Kühlschrank und was zu essen dabei.

Pünktlich um 14h00 bewegt sich die Fähre auf uns zu. Ebenso pünktlich legt auch um 14h00 unser Boot zu den Fällen ab. Es geht doch nichts über Pünktlichkeit und Koordination. So stehen wir um 14h20 am richtigen Ufer, nur eben 20 Minuten zu spät. Ein findiges Privatunternehmen (http://www.wildfrontiers.co.ug/murchisonfallsboatsafaris.html) hat diesen Mangel erkannt und seine Bootsabfahrt auf 14h30 gelegt. Da sind auch noch Plätze frei. Sie kosten 5 USD pro Person mehr, als mit dem UWA Boot. Außer uns ist nur noch ein weißes Ehepaar drin und so fahren wir mit einem kleinen, schmalen, aber sehr schnellen Boot zu den Fällen. Gleichwohl geht es sehr gemächlich voran. Wir kriegen viel über den Fluss, den Park und die Tiere erklärt. Und sie gehen auch sehr gut auf unsere Anliegen ein. Wenn sie sehen, dass ich mit meiner altmodischen analogen Kamera noch einen Moment brauche, um das richtige Objektiv auszuwählen (es geht nichts über feste Brennweiten!) und von Hand richtig scharf zu stellen (Stichwort Schärfentiefe!), so legen sie die afrikanische Gelassenheit an den Tag, die für die kurzweilige vollautomatische Digitalkamera (klick und weg) meiner Frau völlig unnötig wäre. Wir sehen unglaublich viele Nilkrokodile, die sich immerhin zu 75% von Fisch ernähren. Bei nur 25% Restrisiko könnten wir vielleicht doch baden!

Afrika Krokodil

Wir kommen auch an der Schlucht vorbei, in die Ernest Hemingway 1954 den ersten seiner beiden Flugzeugabstürze überlebte. Der Schlucht ist davon nichts anzusehen. Die Shortstory von Hemingway darüber ist recht gut. Da wir in einem kleinen, schmalen und sehr schnellen Boot unterwegs sind, können wir sehr dicht an die Fälle fahren und einen Felsbrocken mitten im tosenden Wasser rund 200m von den Fällen entfernt erklimmen. Der Motor ist aus, rings um uns herum nur gischtschäumendes tosendes und sehr schnell fließendes Wasser. Darüber ist Ruhe. Wir verweilen auf diesem Felsen und machen zahlreiche Fotos und unterhalten uns über die mächtige Kraft, die hier manifestiert wird.
Wasserfall Afrika

Am frühen Abend sind wir zurück, immer noch tost es in unseren Köpfen, aber das gute Tusker Beer aus Jinja beruhigt und sorgt für die nötige Bettschwere. Habe ich schon erwähnt, dass es hier 749m hoch ist und sehr, sehr heiß? Den Landy können wir kaum anfassen.

Es ist Sonntag und der Wecker klingelt bereits um 05h30, zwischen den tiefsten und schönsten aller Träume und ich stehe im Dunkel des neuen Tages. Ohne Rücksicht auf die Klagen meines Sohnes, schicke ich ihn erst allein in die Wildnis (zum Pullern) und sodann zu seiner geliebten Mama (zum Kuscheln). Das Verschafft mir die notwendige Ruhe, sein Zelt zusammenzupacken und den Frühstückstisch zu decken. Im ersten zaghaften Licht am Horizont schmeiße ich meine Verwandtschaft aus unserem Zelt und wir frühstücken im Kerzenschein. Das könnte sehr romantisch sein, wenn nicht um uns herum auch die Packpacker ihre Zelte zusammenlegen und lautstark ihre Dinge organisieren würden. Noch vor den Touristentoyos biegen wir auf die Piste nach Masindi ab und fahren die 95km bis Masindi mit der erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 45kmh zum Ärger der Touristentoyos hinter mir. Aber der Stau ist ja nur hinter mir. Die Staubfahne auch. In Masindi geht es Richtung Hoima auf gut geschobener Piste weiter, die wir mit rund 60kmh meistern.
Afrika Piste

Damit ist in Hoima Schluss. Durch die beeindruckende Bergwelt schlängelt sich die natürlich entstandene und ebenso natürlich ausgewaschene Piste. Einen Grader hat sie wahrscheinlich noch nie gesehen. Bergauf und bergab geht es bis Kenjojo, immer an der Abbruchkante zum Lake Albert entlang. Unsere Geschwindigkeit lässt zumindest meinen Mitreisenden lange Blicke auf die Landschaft und den See zu. Ich habe alle Hände voll zu tun, den stampfenden Landy rechtzeitig aus dem Weg mir entgegenkommender Fahrzeuge zu bringen. Es rumpelt fürchterlich und manches Schlagloch fühlt sich an wie ein Luftloch im Flieger. Es kracht häufiger. Bäume gibt es hier kaum noch, Brandrodung ist überall präsent und es liegt ein permanenter Feuergeruch in der Luft. Von unserer Piste zweigen an vielen Stellen ausgeschilderte Pisten des UNHCR zu Flüchtlingscamps in Richtung Kongo ab. Wir sind dicht an der Grenze. Auf den gerodeten Flächen werden Bananen angebaut und nach wenigen Jahren nichts mehr und der Regen spült alles fort.

In Kenjojo treffen wir auf die Teerstraße nach Fort Portal, was wir nach 50km erreichen. Kurz nach Fort Portal biegen wir wieder auf eine Piste in die Berge ab und stehen dann endlich auf der Gästefarm von Stefan Kluge (www.klugesguestfarm.com). Die 363km lange Pistenstrecke haben wir hinter uns und stehen um 16h30 auf einer sehr schönen Campsite auf 1.550m Höhe und Moritz geht erst einmal in den Pool. Ich bleibe im Schatten bei den Toiletten. Mein Durchfall ist unverändert. Abends grillen wir unsere letzte Boerewurst und essen Gemüsereis dazu. An dieser Stelle muss ich unsere ENGEL-Box würdigen. Sie arbeitet, kühlt einfach unaufhörlich. Und das seit 14 Jahren. Abends wird es richtig kalt. Wir sitzen dick eingepackt neben dem Landy und betrachten im Dunkeln den Sternenhimmel. Einmal kreuzen sich zwei Satelliten im rechten Winkel. Gibt es das nur am Äquator?

Weder Wecker noch Sonne treiben uns aus den Zelten. Nein, wir sind einfach wach. Wir konnten ausschlafen. Wir stehen auf einer geschobenen Terrasse am Hang und der uns umgebende Wald schirmt die Sonne ab. Es gibt Spiegeleier und Toast, Kaffee und Milch und Cornflakes und wir haben ausreichend Zeit zum Frühstücken. Erst kurz vor 11h00 sind wir soweit und verlassen den gastlichen Ort. Über gute Teerstraße geht es nach Kasese, wo ich zum ersten Mal ein wenig nachtanke. Kurz dahinter stehen wir auf dem Äquator. Richtig, wir stehen und ich liege nicht wieder unter dem Landy! Natürlich machen wir die üblichen Erinnerungsfotos. Ein Bein im Norden und eines im Süden. 10km später biegen wir auf eine sehr gute Geröllpiste ab und brausen mit 60kmh zum Maingate des Queen Elizabeth NP in dem der Lake George mit dem Lake Edward durch den natürlichen Kazinga-Kanal verbunden ist. Wir bezahlen unseren opulenten Eintritt und fragen am Visitor Center, wann wir denn eine Bootsfahrt durch den Kanal machen können. Es geht heute um 15h00 und so fahren wir erst einmal auf die Campsite und machen Lunch.

Afrika Elefanten

Um 15h00 legt das Boot pünktlich ab. Es ist sehr voll, auch Stehplätze auf dem Dach wurden verkauft. Nur Eltern mit Kindern dürfen sich unten im Schatten hinsetzen (Danke Moritz!). Die Uhrzeit ist gut. Alle Tiere begeben sich zum Kanal, um zu saufen. So könnten wir eigentlich gute Erlebnisse erwarten. Ja, wenn wir nicht die Ranger der UWA hätten. Sie brausen mit dem großen Boot mit hoher Geschwindigkeit auf die Tiere am Ufer direkt zu, die daraufhin panikartig wegrennen oder abtauchen. Frustrierte Touristen und verschreckte Tiere werden so produziert. Tiererlebnisse werden vermieden. Und das machen sie zweimal am Tag. Sie können es nicht.

Auf der Campsite ist es etwas voller geworden. Uns besuchen Warzenschweine, Wasserböcke und Marabus und sehen, ob wir etwas eßbares haben. Moritz darf nicht mit seinen Legosteinen spielen. So nimmt er den Bagger. Wir treffen auch eine französische Familie, die dasselbe Konzept umsetzen wie wir. Auch sie sind nach Cape Town 2006 geflogen. Haben sich aber dort einen Toyo nebst Campinganhänger gekauft und fahren von Urlaub zu Urlaub nach Norden. Auch sie haben ihren ursprünglichen Plan mittlerweile aufgegeben jemals in Paris anzukommen. Jetzt wollen sie einfach nur noch bis Äthiopien und dann wollen sie wieder ins südliche Afrika zurückkehren.

Anderntags verabschieden wir uns von den Franzosen. Die letzten Eier koche ich hart, so dass wir sie später essen können. Heute Morgen fahren wir entlang des Kanals. Dort treffen wir auf eine Elefantenherde, die aber eiligst an uns vorbei davonläuft. Auch andere Tiere legen einen ausgeprägten Fluchtreflex an den Tag, wenn sie uns bemerken. Wilderei scheint ein großes Thema zu sein. Über das Maingate hinweg geht es in die Bergwelt des Parks. Hier reihen sich Krater an Krater. Steile Geröllpisten führen entlang der Kraterwände und erlauben gute Aussichten in die Krater hinein und über die angrenzende Savanne. An den Seen in den Kratern liegen Büffel und andere Tiere kommen zum Saufen. Katzen sind nicht zu sehen, aber im Park zahlreich vertreten. Um 13h00 kehren wir in die Mweja Safari Lodge (www.mwejalodge.com) zum Lunch ein. Eigentlich war unser Plan, der feuchten Mittagshitze durch Sitzen auf einer schattigen Veranda zu entkommen. Dieser Plan ist nicht ganz aufgegangen, denn auch hier im Schatten ist es schwül heiß. Aber das Essen ist gut und die gekühlten Getränke sind auch willkommen.

Erst um 15h00 kehren wir auf die schattenlose Campsite (984m) zurück und Daniela geht Haare waschen. Moritz und ich sitzen unter unserer Markise im Schatten und spielen und lesen. Heute ist die Campsite fast leer. Tourismus ist noch kein Massenphänomen in Uganda, nur in wenigen Gruppen tauchen sie auf.

Afrika Camp
 
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Autor: Remo Nemitz