Windhuk, Kalahari, Sossusvlei, Swakopmund



 
Die Reise, die Unterkünfte und das Drumherum
 
Wir haben alle Unterkünfte von Deutschland aus vorgebucht. Erstaunlicherweise nutzt die Tourismusindustrie Namibias das Internet nicht so konsequent wie die Südafrikaner. Das gilt sowohl für private als auch für staatliche Unterkünfte (Nationalparks).

Häufig dauert es zwei, drei Tage, bis private Unterkünfte in Namibia antworten. Es ist auch vorgekommen, daß gar nicht geantwortet wurde. Einen Belegungsplan oder eine sofortige Verfügbarkeitsanzeige haben wir nirgendwo gefunden. Abgesehen davon präsentieren sich die meisten Unterkünfte im Land eher schlecht als recht im Internet – es gibt Ausnahmen. Häufig muss man zur Reservierung seine Kreditkartendaten per E-Mail an die Unterkünfte schicken, wobei ein schlechtes Gefühl zurückbleibt. Ich weiß um die Problematik, (Un)beliebtheit und auch Kosten von Dienstleistern (und auch um die Kosten) in diesem Bereich, wer aber in Südafrika einmal über http://www.portfoliocollection.com gebucht hat, der wird diesen Komfort in Namibia vermissen.

Die Nationalparkbehörde Namibias ist in dieser Hinsicht immer noch eine Katastrophe. Wenn man eine Zusage für eine Unterkunft erhält, kann man sich nicht 100%ig dararuf verlassen, die Unterkunft auch wirklich zu erhalten. Wir haben mit Leuten gesprochen, die wegen Überbuchung aus- bzw. umquartiert wurden, wobei gleichzeitig zahlreiche Unterkünfte tatsächlich gar nicht belegt waren. Im o. g. Forum findet man zahlreiche Berichte zur Problematik des Buchungsprozesses. Wir persönlich haben einen Dienstleister beauftragt, unsere Campingplätze in den Parks zu buchen. Man erhält dann von diesem Dienstleister direkt eine Mail, die darauf hinweist, dass die Zusammenarbeit mit der NWR sehr problematisch sei und Zusagen nicht immer eingehalten würden. Man würde heute noch auf Antworten zu Beschwerden aus Oktober 2005 warten – und das Mitte 2007. Unsere Campingplatzbuchungen haben glücklicherweise geklappt. Für Sessriem (Sossusvlei) hatten wir jedoch auch keine Bestätigung, haben trotzdem einen Platz erhalten und es waren auch noch einige Plätze frei.

Windhuk – Anib Lodge (Mariental)
Langweilige Fahrt, im Grunde gibt es nichts zu sehen. Wir sind keine Nacht in Windhuk geblieben, was soll ich Urlaub in der Stadt machen? Am letzten Tag waren wir noch für 2 Stunden in der Innenstadt – okay, ganz quirlig und so gar nicht afrikanisch – bizarr (im positiven Sinn), wie so vieles in Namibia.

Anib Lodge
Leider viele Reisegruppen (vom Typus her der ehemalige Studienrat Zimmermann mit Gattin und Safariweste, Helmut und Monika aus dem Alpenverein, seit 25 Jahren Mitglied und mit
Wanderstöcken bewaffnet [später sieht man sie im 4er Pack die Dünen in der Ferne errennen], aber auch Gisela, 56 Jahre mit Freundin aus Essen Bergerhausen), das Zimmer war gut und sauber, hatte aber sehr wenig Beleuchtung, im Bad keine Ablagen, schöne Anlage mit 2 Pools, das Essen ist nicht so prall und alle bekommen zur gleichen Zeit das gleiche serviert – exemplarisch für die Massenabfertigung. Wenn das die Zukunft des Tourismus in Namibia ist – na servus. Hinterher kann man noch in der Bar sitzen und mit der halben Busgruppe klönen. Englisch? Afrikaans? Du brauchst das hier bestimmt nicht. Wie man so hört, könnte in weiterer Zukunft jedoch die chinesische Sprache ein Thema werden.

Anib Lodge (Mariental) – Keetmanshoop
Noch langweiligere Fahrt. In Keetmanshoop locken die Köcherbäume. Dafür sind wir auf den Quivertree Campground gefahren. Die dazugehörige Gepardenshow ist zumindest zweifelhaft und auch hier merkt man: Massengeschäft. Schließlich trifft man auch Gisela und den Studienrat wieder. „Ihr zeltet? In Namibia? Uiiiii! Horst, höma, …, die Herrschaften zelten hier!“

Die Bäume im Abendlicht sind ungewöhnlich und ganz nett anzuschauen, fehlende Wolken machen die Angelegenheit aber dann auch nicht so spektakulär wie gewünscht. Wir waren die vorletzten und haben im Dunkeln kaum den Weg wieder rausgefunden, aber wenn die Touristen erstmal weg sind, kehrt endlich die erwünschte Ruhe ein. Abendessen im Schützenhaus – große, deftige Portionen zu günstigen Preisen im Ambiente eines Vereinslokales, das so auch vom „Turnverein Treudeutsch“ in Bochum Wattenscheid stehen könnte – bizarr eben.

Pension Gessert
Sehr freundlich, sehr nett, schöne und wenige Zimmer, sehr günstig, nettes, pfiffiges Frühstück, eine freundliche Oase im Süden Namibias, so gefällt uns das schon eher.

Keetmanshoop – Kalahari Transfrontier Park
Lange Fahrt über den ganzen Tag (6-7 Stunden) mit z. T. übelster Piste (siehe weiter oben). Die Fahrt ist nicht langweilig, aber sehr einsam. Einkaufen ist unterwegs nicht möglich, es gibt aber Tankgelegenheit. Witzig sind die Unterschiede der Grenzposten: Namibia – kalt, zugig, 3 einfache Schalter, knallende Stempel im Takt – Südafrika – warm, gemütlich, fetter Serverschrank. Ob die Jungens am Mittag gemeinsam essen?

Kalahari Park
Der Park ist absolut empfehlenswert, rote Dünen, blauer Himmel, Tiere. Nicht unbedingt spektakulär, aber hier kommt man zur Ruhe. Und: Es gibt Löwen und Hyänen bis vors Zelt (Tented Camp). Die Pisten im Park sind schön zu fahren, besonders gefallen haben mir die ca. 100 km (?) leicht zu fahrende Sandpiste von Nossob nach Twee Rivieren. Hier fährt man sogar zeitweise über botswanischen Boden. Ich war nun also auch mal in Botswana. Bei der Dünenquerung von West nach Ost wird man regelrecht seekrank: Rolling Hills ohne Ende.

Es gab auf dem Weg von Nossob nach Twee Rivieren ein unmarkiertes tückisches Loch an dem ich dachte: Das war es. Etwa 80 Meter vor uns ein Fahrzeug, das plötzlich in einer Staubfontäne verschwand, erstaunlich. Dann waren wir ruckzuck an der gleichen Stelle und … gefühlte 50 cm Fall nach unten bremsten uns auf 0, ein Knall, Motorheulen, weil ich durch den Fall voll aufs Gaspedal trat. Rund um uns herum „0 Sicht“ – wie Wasser floss der Staub um unser Fahrzeug, wie in der Waschanlage. Erst schoss er hoch, dann floss er herunter. So etwas hatte ich noch nie gesehen. Ich dachte nur, Auto im Eimer, Kreditkarte im Eimer, Knast. Als nach ca. 10 Sekunden der Staub wieder etwas durchsichtiger wurde, sah ich dann auch das Fahrzeug vor uns, das gewartet hatte um zu sehen, ob wir durchkommen. Zum Glück ist keinem etwas passiert, selbst dem Fahrzeug nicht.

Die Camps im Park sind ganz okay, die Duschen und Toiletten gepflegt und viel luxuriöser als ich dachte. Im einzelnen:

Campingplatz Twee Rivieren: Gute Duschen und Toiletten, Standplatz okay, zwar relativ groß, aber es gibt deutlich schlimmere, staubigere und ungemütlichere Plätze (z. B. Sessriem Sossusvlei). Das Restaurant war vollkommen in Ordnung – von wegen „das Restaurant verdient keinen Stern“ – ich habe in Namibia deutlich schlechter gegessen. Für einen Nationalpark war es vergleichsweise gemütlich und gut. Nur hier gibt es einen Geldautomaten im Park. Weil es Abends so kalt war, war „Leistungsduschen“ angesagt: „Wer erträgt die höchste Wassertemperatur?“ Danach aufgeheizt in den Schlafsack und auf den frostigen Morgen gewartet.

Kalahari Tented Camp (Mata-Mata): Schönes Hauszelt, tolle Aussicht, Hyänenbesuch, Außenküche und Grill, netter, gesprächiger Platzwart. Bei -5°C in der Nacht war an Schlaf allerdings kaum zu denken. Wir hatten zwar ein Bett, aber selbst mit all den Decken wurde ich nicht warm. Dann noch den Schlafsack dazu und … wenn du einmal kalt bist, wird das nichts. Mit Skimütze im Schlafsack, im Bett unter zwei Wolldecken habe ich die Nacht mehr oder weniger durchwacht. Das grausige Lachen der Hyänen vor dem Zelt machte das zu einem unvergesslichen Erlebniss. Selbst das Grillen am Abend wird zur Tortur bei den Temperaturen. Das ist Urlaub an den man sich erinnert! Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich erinnere mich nicht mehr an Strandurlaub XYZ, aber an solche Nächte erinnerst du dich ein Leben lang und im Nachhinein ist sowieso alles nur halb so schlimm gewesen.

Nossob Campingplatz: Entspannter Platz mitten in der Kalahari, Duschen und Klos völlig in Ordnung und uns lief eine der seltenen Wildkatzen über den Weg – natürlich ohne Fotoapparat. Nachts brüllen die Löwen aus allen Richtungen – wenn einer anfängt stimmen alle anderen ein, total spannend und markerschütternd. Unvergesslich.

Kalahari Transfrontier Park – Fish River Canyon
Noch längere Rückfahrt, aber etwas lieblichere Gegend nördlich der Karasberge. Wenn man dann auf die asphaltierte B1 stößt, ist das fast wie eine Fata Morgana. Wir hatten im Canon Roadhouse den Campingplatz gebucht, aber Anke hatte die Nase voll und es war zufällig noch ein Zimmer frei. War zwar ein Familienzimmer und entsprechend nicht ganz so gemütlich (4 Betten), aber die Zimmer und das Bad sind ansonsten tadellos in einer liebevoll gestalteten Anlage. Beim Abendessen lernten wir ein Paar kennen, mit dem wir uns für Swakopmund noch zweimal zum Abendessen trafen und die wir in Deutschland wiedertreffen werden. Typisch Namibia halt.

Canon Roadhouse
Nettes Zimmer, freundliche Gastgeber, netter Service. Das Essen schien allerdings eine Mixtur aus Tütenmix und brauchbarer Hausmannskost, das Frühstück war gut.

Fish River Canyon – Tirasberge
Früh am Morgen zum Canyon geheizt. Der hohe Eintrittspreis ist in meinen Augen frech, zumal die Straßen und Anlagen im Park z. T. dem Verfall preisgegeben sind. Es scheint, als würde kassiert, aber nichts für den Erhalt getan. Uns schien das auch typisch für Namibia. Der Blick in den Canyon ist toll, leider darf man nicht einen Meter in den Canyon runter. Eigentlich kann man dort nichts weiter machen, als reinzuschauen. Wir wussten das natürlich vorher. Gelohnt hat es sich trotzdem – na ein bisschen wenigstens.

Mittags trafen wir zufällig in Aus auf unsere Reisebekanntschaft aus dem Canon Roadhouse, die Welt ist halt klein. Dann kam die reizvolle Fahrt am Nachmittag zwischen Tirasbergen und Namib und dann das Farmtor zur Ranch Koiimasis. Die folgenden 20 km über Sandpiste im Licht des späten Nachmittags sind mit das schönste Stück Erde, was ich je befahren habe – filmreif, dafür sollte man Eintritt verlangen.

Hier trafen wir auch das quirlige Fotografinnenfilmpaar Sandra und Sigrid aus Rostock. Sandra ist hier ebenfalls im Forum unterwegs und wir hatten eine ähnliche Route und waren demgemäß verabredet. Die beiden sind ein Paar, das seine kompletten Urlaube auf das Fotografieren und Filmen ausrichtet, inklusive Sonnenstand, Tidenhub und Luftfeuchtigkeit – sympathisch verrückt. Aber es wird einem auch schnell klar, dass man selber nur ein armer Knipser ist.

Ranch Koiimasis
Gnadenlos geile Lage und Anfahrt am Nachmittag, extrem freundliche, liebe, herzliche Gastgeber, tolle, organisch gewachsene, einmalige, fantasievolle Chalets, Topp Anlage, leckere Hausmannskost, schönes Frühstück und man fühlt sich wirklich gut aufgehoben. Das Geld sicherlich wert, aber billig ist es nicht. Unser Tipp! So sollte Namibia sein – und dann noch die Hälfte kosten. Wenn wir könnten, würden wir 2 Wochen bleiben. Unbedingt die Sundownerfahrt mitmachen, rustikal, gemütlich mit tollem Blick in den Sonnenuntergang.

Unbedingt auch mal den Berg rechts hinter der Anlage besteigen, es gibt zwar keinen Weg, aber mit etwas Mühe kommt man gut hoch. Der Rundblick oben ist … huiiiii!

Unbedingt Fleisch aus der Kühltruhe für den Grill mitnehmen (ist eingelegt und eingeschweißt): Tolle Qualität! Eine Stunde vor dem Grillen in Verpackung in kaltes Wasser legen, dann ist es aufgetaut.

Tirasberge – Sossusvlei
Eine relativ kurze Fahrt über vergleichsweise schlechte Pisten und Ankunft am frühen Nachmittag am Sessriem Campingplatz. Dort bekommen wir den letzten Platz direkt an der Straße. Am Abend sind aber trotzdem nicht alle Plätze belegt. Na ja, vielleicht reserviert und nicht gekommen. Mal ehrlich gesagt: Wer hier übernachten will, stellt sich im Notfall! ohne zu fragen und Bescheid zu sagen einfach irgendwo in irgendeine Ecke. Oder einfach nett aussehende Leute fragen, ob man sich gegen Zahlung eines kleinen Obulus oder Spende von 2 Flaschen Wein dazustellen darf. Der Eintrittspreis für diesen Campingplatz ist angesichts des Gebotenen sowieso eine Frechheit. Und Vorsicht, ich habe mich einmal kurz festgefahren und Holländer mit Wohnmobil mussten mit LKW aus dem Sand gezogen werden. Diese Touristen!

Das Ganze wirkt heruntergekommen und es wird gebaut. Hier kommt zur Zeit nun wirklich gar keine Stimmung auf, dafür Streit. Der Shop ist bescheiden bestückt, aber es gibt einen Kiosk an dem es auch kleine warme Snacks gibt, was ich erst am 2. Tag entdeckt habe. Das Koiimasis-Grillfleisch tröstet über den besch… Platz. Eigentlich wollen wir hier morgen Carmen aus dem Forum treffen, aber hier bleiben wir keine 2 Nächte. Wir besuchen noch am Abend die Düne kurz hinter dem Eingang, mehr als „nett“ ist das aber nicht.

Am Morgen staune ich, dass schon um 4:45 Uhr der erste Bus in den Park fahren darf. Wir dürfen erst um 5:15 Uhr rein – garantiert geschmiert. Eine Rally ist das aber bei unserer Einfahrt um 5:30 Uhr nicht. Nur wenige sind so früh unterwegs. Wir sind wohl die ersten auf der Sandpiste am Ende, der Sonnenaufgang ist längst vorbei und fand im Rückspiegel statt. Nach ca. 1 km Sand fahre ich mich fest. Ups, wir haben ja gar keine Schaufel. Ich grabe und grabe und nach einigen Minuten komme ich wieder frei um mich wieder festzufahren. Nochmal graben und dann beschließe ich, so früh fährst du hier nicht alleine rein. Also gewendet und wieder raus aus dem Sand.

Zurück zur Düne 45, raufklettern und staunen. Sand, Sand, Sand, rote Dünen, blauer Himmel – unglaublich, wunderschön, toll. Wenn da nicht die Italiener wären – kein Wort englisch, aber das italienische Wörterbuch in 3 Minuten laut rezitierend – und es waren 6 Personen. Deutsche erkennst du am Ausrüstungswahn und den Wanderstöcken und Japaner sind immer die ersten und rennen quasi mühelos die Düne hoch. Danach Frühstück auf dem Parkplatz und mal einen Reiseleiter eines 9 Sitzers interviewt. Armer Kerl, ständig mit Leuten unterwegs die gute Laune haben. Auch diese Gruppe trafen wir zufälligerweise am Abend auf der nächsten Farm wieder. Die Gruppen selbst sind übrigens relativ unzugänglich, da wird kaum gegrüßt und alles was sich außerhalb dieser Gruppen befindet wird kaum wahrgenommen. Für mich der endgültige Beschluss, ich mache im Leben keine Gruppenbusreise (Never say never?).

Danach zurück zur Sandpiste, ich quatsche einen Guide an, will ihn uns reinfahren lassen. Er aber sagt: Fahr doch selbst, du hast doch einen 4x4. Ich: Nö, kein Bock zu buddeln. Er: Ich fahr vor, du hinterher, passiert nix und kost nix, nur wenn ich dich aufwändig ausbuddeln muss. Ich: Okay – überredet – gleichzeitig wissend, das endet garantiert mit Buddeln, aber auch wissend, hier ist noch jeder rausgekommen. Anke allerdings sah gar nicht begeistert aus. So blieben wir denn auch nach wiederum ca. 1 Kilometer stecken. Das lag aber daran, dass ich hinter dem Guide herfuhr und er am entscheidenden Stück so langsam wurde, dass ich drohte aufzufahren und ebenfalls langsamer werden musste. Mit dem etwas untermotorisierten Nissan und meiner Unkenntnis ist das dann das Ende. Ich dachte innerlich grinsend: So läuft der Hase also! Der Guide hatte uns aber ratzfatz wieder raus und die Fahrt ging weiter. Das mittlere Stück ist dann easy zu fahren, kurz vor dem Deadvlei bog unser Guide dann jedoch unvermutet rechts ab Richtung Sossusvlei Düne – wobei wir die Strecke ja nicht kannten. Mir kam das nur komisch vor, weil ich andere Fahrzeuge andere Wege nehmen sah und niemand unseren Weg fuhr. Und dann wurde der Sand plötzlich urig tief – dieser Höllenhund! Als dann diese üble Sandpiste leicht anstieg und Vollgas erforderlich war, wurde der Guide plötzlich wieder langsamer, ich fuhr auf, musste schalten, langsamer werden und das war es für mich. Der Junge gibt mit seiner großen Kiste Vollgas und weg war er. Wir standen dort alleine gelassen, keine Sau um uns herum. Ich habe schon mal gebuddelt. Nach einigen Minuten kam er zurück mit Gästen an Bord. Als Attraktion wurden wir zunächst mal fotografiert (ich hätte Geld nehmen sollen, dann wäre es ein Nullsummenspiel geworden), dann half eine der rustikalen Damen beim Rettungsversuch. Aber alles Schütteln und Buddeln und Low Gear mit stinkender Kupplung halfen nichts. Ich war inzwischen völlig fertig vom Buddeln, Rütteln, Drücken. Dass Anke dabei noch fotografierte statt mit zu schieben, machte mich doch ziemlich sauer. Wir gaben auf, die hilfreiche Dame resümierte, dass der 4x4 nicht ganz in Ordnung sei und sie die Kupplung nicht weiter wegbrennen wolle und da hülfe nur noch Schleppen. Unser Helfer – Versenker - versprach Hilfe zu holen.

10 einsame Minuten später kamen 3 Fahrzeuge – unser Guide war nicht mehr dabei. Die Helfer machten uns klar, auf dieser Strecke fährt normalerweise kaum jemand, schon lange keine Touristen. Wir grinsten uns an – ich wollte es ja nicht anders. Dann kam eine langwierige Rettungsaktion, mit Spurenlegen, Abschleppseilen, die Guides blieben selber stecken, Rütteln, Schütteln, Buddeln. Der Nissan lag schon tief mit dem Ersatzrad im Sand. Ich hatte ernsthaft Angst um die Kupplung. Irgendwann war der Wagen dann freigeschleppt und mit Vollgas fuhren uns die Helfer aus dem Sand. Nach kurzer Diskussion und Verhandlung wechselten 100 N$ den Besitzer und ich hatte mein Workout für den Tag weg und brauchte erstmal 15 Minuten Pause. Anke wollte nur noch raus und an eine ausgiebige Dünenbesteigung war auch von meiner Seite aus nach der Aktion nicht mehr zu denken.

Ich überredete Anke aber zu bleiben (wo sollte sie ohne mich auch hin) – schließlich kommt man so oft nicht hierher - und wir konnten die Düne dann doch noch fasziniert genießen. Danach zum Deadvlei und als die quasselnden Italiener erstmal weg waren, hatten wir das Vlei alleine für uns – toll! Und wer kommt da plötzlich durch den Sand gestiefelt? Unsere Reisebekanntschaft aus dem Canon Roadhouse. Die Welt ist eben klein.

Vor der Rückfahrt durch den Sand sind wir dann etwas nervös, aber jetzt weiß ich ja, wie der Hase läuft. Geschwindigkeit und Drehzahl scheint alles, bloß nicht verschalten – ach wieso überhaupt schalten, wir haben doch den 1. Gang. Problematisch ist die Wegfindung, denn man hat zig Pisten zur Auswahl, schnelle, konsequente Entscheidungen sind gefragt. So heule ich die 5 km hauptsächlich im 1. Gang zurück, gleichzeitig grinsend bezweifelnd, dass das wirklich so sein soll. Es gibt auch Touristen, die die 5 Sandkilometer laufen, die schauen uns verwundert an, wie wir mit gespannt, verbissenen Gesichtern im 1. Gang den Sand durchpflügen, aber es funktioniert problemlos. Das kleine 4x4 Diplom in Bronze dürfte ich damit haben.

Inzwischen war es Nachmittag und wir sind Richtung Solitaire raus aus dem Park, Apfelkuchen essen (jau, lohnt sich wirklich) und ab zum hervorragenden Campingplatz sofort um die Ecke.

Sessriem Campingplatz
Wir haben auch ohne Reservierung noch einen Platz bekommen, haben aber wegen des üblen Platzes auf eine 2. Nacht dort verzichtet. Die Duschen und Toiletten sind … jawoll … beschissen. Nachts wurde das Wasser abgedreht und was passiert wohl, wenn die Reisegruppen um halb fünf aufstehen und die Steaks vom Vorabend auf ein Klo ohne Spülung bringen? Nicht mal Händewaschen ist so möglich. Uns hat es gestunken. Bloß weg da!

Solitär Guestfarm Campingplatz
Schöner Platz mit eigener gepflegter Freiluftdusche und Toilette vor dem Farmhaus. Tolles Abendessen in Buffetform im Farmhaus und gutes Frühstück. Freundliche Gastgeberin, die auch mal für ein Gespräch Zeit hatte. Ein zahmes Springböckchen in der Wohnung verfolgt von einem kleinen Erdmännchen ist zudem extrem süüüüüüüüüüß! Anke: „Ich hab nen Springbock gestreichelt, ich hab nen Springbock gestreichelt.!“ Die Alternative zu Sessriem! Wir haben hier eine schöne, ruhige Nacht verbracht.

Solitair – Swakopmund
Zunächst eine interessante Fahrt durch einen Canyon, danach wird es nördlich der Namib trostlos. Die Stadt Swakopmund ist zunächst etwas verschreckend nach den einsamen Tagen, stellt sich aber als überschaubares Kaff heraus. Hier kann man auftanken, einkaufen, aber ansonsten lohnt sich Swakopmund in meinen Augen kaum. Vielleicht noch, weil es eine bizarre Mischung aus deutschem Seebad und Afrika ist und zudem das viele Wasser überhaupt dem Auge gut tut. Der Besuch der Robbenkolonie lohnt sich jedoch, auch wenn von den in Reiseführern beschriebenen 10000en Robben nicht viel zu sehen ist. Ich schätze auf unter 10000. Der Gestank ist demgemäß nicht schlimmer als im Zoo, ehrlich gesagt, kaum wahrnehmbar und nicht störend. Die Robben sind sehr scheu, man kann zwar bis auf den Strand laufen, aber die Tiere hauen frühzeitig ab. Und eigentlich soll man sie ja auch in Ruhe lassen. Ein Namibier sagte, aufgrund der überfischten Gewässer vor der Küste, hätten die Seehunde sich andere Plätze gesucht.

Der Welwitschia Drive ist bis auf die Mondlandschaft und die Pflanzen am Ende eher eine Enttäuschung und im Grunde kann man sich das sparen.

Insofern muss ich den Leuten im Forum Recht geben, die sagten 3 Tage Swakopmund ist überflüssig. Einzig für Leute die vielleicht einen Flug z. B. über die Namib gebucht haben, ist das ein Grund hierzubleiben.

Wir waren hier mit Sandra und Sigrid und auch unserer Reisebekanntschaft aus dem Canon House verabredet und hatten so 3 nette und ausgebuchte Abendessen. Das überschwängliche Lob auf die Fischrestaurants kann ich nicht nachvollziehen. Das Essen geht in Ordnung, verdient aber eigentlich weiter keine Erwähnung, es ist halt Essen. Vom Würzen hielt man überall nicht viel. Trotzdem ist Fisch mal eine Abwechslung zum täglichen Fleischverzehr.

Swakopmund Beach Lodge
Außerhalb gelegen in etwas eigenartiger Neubauumgebung, tolle Aussicht auf das rauschende Meer, umfangreiches Frühstück, aber unser Zimmer war wohl leider etwas älter. Unsere Beschwerde bezüglich des Zustands des Badezimmers war nicht beliebt und am Ende hieß es kurz zusammengefasst: „Nimm es oder hau ab!“ Und das vom neugewählten Chairman eines namibischen Tourismusverbandes. Ich war zu keinem Zeitpunkt unfreundlich, aber auch hier habe ich den Standardablauf durchbrochen und das war wohl nicht beliebt. Danach wurde in unserem Hausflur wohl die Decke lackiert o. ä. und natürlich hat niemand die Fenster geöffnet. Ich bin am Abend fast umgefallen vor Lack- und Verdünnergeruch, da halfen nur Kopfschmerztabletten und konsequentes Lüften. Absicht? Das wäre wohl übertrieben. Auf jeden Fall unmöglich, ohne die betroffenen (drei oder vier) Zimmer im Gebäude zu informieren.

Ich konnte auch nach Ansicht anderer Zimmer die überschwänglichen Kommentare im Gästebuch nicht nachvollziehen. Auch handelt es sich nicht um eine Lodge (wobei da wohl jeder andere Vorstellungen hat) – es ist letztendlich ein normales (damit ziemlich unpersönliches) Hotel. Das Servicepersonal arbeitete emsig, freundlich und zurückhaltend, das Management war dagegen unfreundlich, wir wurden zudem nach dem Wunsch um Wechsel des Zimmers nicht mehr gegrüßt.

Die derzeitige Baustelle stellte kaum eine Belästigung dar, kein Grund dort nicht einzuchecken. Die Aussicht aus den Zimmern mit Bullaugenfenster ist toll. Der Preis ist bezahlbar.
 
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Autor: Remo Nemitz