Swakopmund, Etosha, Waterberg, Windhuk



 

Swakopmund – Erongo Berge


Wir sind erst spät von Swakopmund weggekommen, was daran lag, dass wir noch einkaufen mussten und unsere frisch geladene Kühlschrankbatterie noch eingebaut werden musste. Lustiger Dialog beim Einbau: "Please take a look if it is okay!" "Me? You are the professional!" "I’am no professional!" Ich sage nur: That’s Africa baby!

Entsprechend spät waren wir dann auf der Ameib Ranch. Dort die dicken Murmeln bekraxelt und angeschaut, wegen der Hitze haben wir uns aber den Weg zur Höhle gespart und lieber im Schatten der Murmeln gemütlich Käffchen gekocht.

Der Weg zur Farm Eileen ist dann wieder einsam und man fragt sich auf den letzten Kilometern: Wo bin ich hier? Der Campingplatz ist dann aber ein absoluter Lichtblick und Israel, der den Platz pflegt, verdient dafür ein Extralob. Ihm haben wir auch einige Reste unserer Campingverpflegung anvertraut, worüber er sich sehr gefreut hat. Leider war der Abend sehr windig und das Grillen trotz Windschutz sehr schwierig. Dafür war das Frühstück dann windstill, warm und gemütlich.

Eileen Gästefarm – Campingplatz Erongo Plateau Camp
Schöner Platz, toll gepflegt von Israel, romantische gepflegte Steinduschen und Toiletten mit Kerzenbeleuchtung.

Eileen Gästefarm – Etosha
Schon am Morgen liefen uns kurz nach Verlassen der Farm einige Giraffen über den Weg – erstaunlich, damit hatte ich hier gar nicht gerechnet.

Dann ab zum Etosha und wieder hielt das Auto eine Überraschung für uns bereit. Erstmals durchbrachen wir die 125 km/h und ein durchdringendes Piepen schallte durch die Kabine. Vollbremsung – an den Straßenrand. Öl, Wasser, Luft, Feuer? Was ist denn hier los. Motorhaube auf, keine pfeifendes Dassie im Motorraum (kein Scherz, ich habe schonmal eine kleine Katze über 12 km unbemerkt im Motorraum unseres damaligen Golf transportiert). Keilriemen? Auch noch da. Also wieder vorsichtig losgefahren und die Warnlampen beobachtet – was bei dem völlig zerkratzen, matten Kunststoff im Display kaum möglich ist. Nichts passiert. Im Display leuchtet zwar nichts, aber plötzlich geht mir ein Licht auf. Das war bestimmt eine Schallgrenze, die wir da durchbrochen haben, wie das Piep bei Tempo 80, nur viel penetranter. Also Fehler erneut provozieren und siehe da, fährt man schneller als 125 km/h – was mit dem Auto fast unmöglich ist – fängt das Piepen an. Ob das nach oben hin je aufhört, kann ich nicht sagen, denn schneller ging nicht und entspricht dann auch mehr Segeln als Fahren. Wieder denke ich an den nicht vorhandenen Handzettel von der Autovermietung für den verwirrten Touristen.

Spannend war dann noch, wie wir kurz vor Etosha auf 2 Windhosen trafen. Man trifft in Namibia des öfteren auf kleine Windteufel. Das jedoch waren zwei ausgewachsene Windhosen im Abstand von vielleicht 80 Metern, in denen der weiße Staub wie Rauch heftig nach oben schoss und rund um die Windhosen rotierten Blätter wie Bienenschwärme. Die Dinger waren absolut stationär, bewegten sich überhaupt nicht, weswegen ich wirklich erst an Feuer dachte. Sie lösten sich dann kurzzeitig auf, um dann an fast gleicher Stelle wieder zu erscheinen. Leider lässt sich der "weiße Rauch" gegen den weißen Himmel schwer fotografieren. Für uns erschien das beängstigend, unheimlich und faszinierend. Die 3 Jugendlichen am Straßenrand mit ihrem Esel schien das hingegen überhaupt nicht zu beunruhigen.

Dann rein in den Etosha, Baustelle wie erwartet, aber halb so schlimm, eigentlich ganz gemütlich und übersichtlich. Die neuen Duschen und Toiletten sind schnieke, modern, eckige Waschbecken und Brausen, aber es ist jetzt schon zu sehen, dass die Sachen nicht ausreichend gepflegt werden. Leute, Leute, in zwei Jahren fangt ihr von vorne an. Zudem haben die Erbauer nicht daran gedacht, dass der Mensch nicht nackt zum Duschen geht. Es gibt weder Haken noch Ablagen in der Dusche. Auch hier erinnere ich kurz an den Nutzen einer unbedingt zu kaufenden Kunststoffwaschschüssel als Ablage. Die Waschbecken sind schön anzuschauen, haben aber vielleicht nur 10 cm Abstand zueinander. Macht euch also zu Stoßzeiten auf Körperkontakt gefasst.

Das Wasserloch ist toll und Tag und Nacht kann hier was los sein, auch zu unmöglichen Uhrzeiten. Die Arbeiter auf der überall vorhandenen Baustelle fangen um 7 Uhr am Morgen an, an ein gemütliches Frühstück ist je nach Lage des Platzes so zur Zeit nicht zu denken. Andererseits ist das aber ganz interessant.

Meine erste Nacht war schlaftechnisch leider die Hölle. Neben uns pennten 4 Spanier – ein Mann mit 2 Frauen im 3er Zelt und einer im Einzelzelt, was mich schon wunderte. Na ja, hat der eine mit den 2 Girlies halt Spaß, die eine … als Liebhaber dunkler Augen und Haare war ich schon ein bisschen neidisch. Aber die Lösung war einfach. Der eine von denen schnarchte nämlich dermaßen, dass ich es gegen 2 Uhr am Morgen nicht mehr aushielt. Die Alternative war: "Nimm das große Messer aus der Geschirrkiste!" oder "Flucht!" Ich habe einen Menschen so noch nicht schnarchen hören. Mir ist schleierhaft wie die Reisebegleiter das aushielten. Grunzen, Pfeifen, Rasseln und übelste Atemaussetzer, gefolgt von Husten. Vor alles das Grunzen mit solch hohem Schalldruck, dass ich dachte die Elefanten müssten gleich das Camp stürmen. Ich habe es lange mit Stopfen im Ohr und gleichzeitig um die Ohren gewickelten Schlafsack versucht. Selbst das half nichts! Um dem namibischen Knast zu entgehen, ergriff ich die Flucht und legte mich wie ein Penner auf die Bänke beim Wasserloch. Dort traf ich mehrere Giraffen, hörte Löwen, die immer näher kamen, aber sich nicht sehen ließen und das lustigste war eine Tüpfelhyäne, verfolgt von einem Jackal, der nicht von ihrer Seite wich. Sie trank, er trank, sie ging einen Meter links, er genauso, rechts, genauso, sie dreht sich um, er genauso, sie dackelte davon, er wie am Schnürchen hinterher – kurios.

Dann kam gegen 4 Uhr noch ein Frühaufsteher aus einem der Bungalows und erzählte mir sein halbes Leben. Er sei selbst Schnarcher und seit 15 Jahren buche er schon immer 2 Zimmer, weil das nicht anders ginge mit seiner Frau, er mit Atemgerät und der Spanier sei unverschämt und und und. Es würden Leute ausquartiert aus dem Camp, dabei stünden zig Bungalows leer. Es gäbe nur einen Schlüssel pro Bungalow, weil man auf Dauergäste wie ihn - er bliebe 7 Tage im Camp - nicht eingestellt sei. Er müsse sich mit den Putzfrauen absprechen und die Schlüssel übergeben und dann hinter dem Schlüssel her rennen. Wen man in der Nacht so alles am Wasserloch trifft und was man so alles erfährt. Einfach mal hingehen.

Am nächsten Tag haben wir dann den Park durchstreift und massig Tiere gesehen, toll, teilweise richtig große Herden, genau deswegen war ich hier, Begeisterung. Wir wurden dann an irgendeinem Wasserloch von Joli und Ali (war das dein Name?) angesprochen, die haben uns am Forenschild erkannt, die Welt ist halt klein, Namibia ein Kaff. Sehr sympathisch die beiden und zum 15. mal im Etosha Park! Später haben wir uns am Wasserloch im Camp im Angesicht von ca. 30 Elefanten wiedergetroffen.

Camp Halali war dann irgendwie schon ein Abstieg. Ein tierisch staubiger Campingplatz, Stellplatz neben dem unfertigen Schwimmbad und dort wurden dann Steine geschnitten "IIIIIIIIIIaaaaaaaaaaiiiiiiiaaaaa". Dann ein Windstoß und … super! Die Reisegruppen dort nervten wegen der Fülle, aber auch ein Team aus ca. 5 Fahrzeugen mit lauter Bayern an Bord fiel auf, da sie schon um 16 Uhr am Nachmittag ziemlich besoffen und laut die Weinpullen leerten. Man kann sich vorstellen, wie die dann um 21 Uhr waren – peinlich. Im Prinzip war der Platz ruhig, aber dieser Haufen … Die hatten einen hochgelegten Wagen dabei, ich meine richtig hochgelegt, hinten die Reisekarte auf dem Heck. Vielleicht kennt die einer. Viele Grüße, gehts vielleicht noch lauter? Und wenn ihr nächstes Mal den Platz verlasst, spart euch die Ehrenrunde um unseren Platz, ich fand den Dreck auf meinem Brot nicht so toll.

Am Abend war es im Restaurant tierisch voll, aber auf Grillen in dem Staub hatte ich keine Lust. "Eventcooking" oder so ähnlich wird sich das Ganze schimpfen. 30 Touristen in einer Schlange schauen staunend oder fassunglos einem Koch zu, wie der verzweifelt versucht deren selbstausgewählte Rohkost und Fleisch schnellstens zu braten und dadurch die Schlange kürzer werden zu lassen. Da sowieso jeder nahezu das gleiche nimmt, ist das völlig sinnfrei. Er schafft 3 Portionen gleichzeitig und braucht pro Portion ca. 3-5 Minuten. Da stehst du dann und fängst an, die Leute vor dir zu zählen. Nach 10 Minuten merkst du, du bist keinen Meter vorwärtsgekommen. Erschreckt nimmst du dann wahr, wie das Nachtischregal immer leerer wird und denkst über das weitere strategische Vorgehen nach. Ebenso denkst du mit Grauen an die Schlange vor dem Kassierer am Ende des Essens. Der stellt nämlich handschriftlich und in Seelenruhe schöne Rechnungen aus, nicht ohne zuvor jeweils den Kellner zur Getränkeausgabe zu schicken um von dort die Getänkerechnung zu erfragen. Aber auch hier gilt: "It’s Africa baby!" Quittung und Stempel für jeden Quatsch müssen nun mal einfach sein. Warum einfach, wenn es auch umständlich geht. Was ist das bloß für ein Management?

Um wenigstens beim Duschen den Massen zu entgehen, habe ich mir ein eigenes unfertiges Gebäude ausgesucht, ohne Strom, ohne Licht. Dafür war ich aber alleine. Anke war sauer, sie mutmaßte, sie wäre im Damentrakt die einzige ohne Strom, Licht und mit kaltem Wasser. Ich fand es angesichts der Wärme aber erfrischend und außerdem war es noch jungfräulich sauber. Wozu hat man denn Taschenlampen?

Am nächsten Tag noch vor dem Frühstück ab zu einem Wasserloch, Löwen beobachten, tolle Sache. Frühstück und ab nach Namutoni. Unterwegs erfüllte sich ein weiterer Kindheitstraum von mir, mal in der Etoshapfanne zu stehen. Fantastisch. Ich habe mir als Läufer auch einen kleinen Sprint in die Pfanne nicht nehmen lassen.

Der Campingplatz Namutoni erntete von uns nur einen kurzen Blick, ebenso die ollen Duschen und Toiletten. Das Camp ist z. T. nicht mit dem Auto befahrbar wegen Baustelle. "Telefon?" Jawoll, raus hier! Ruckzuck hatten wir einen Campingplatz 1 ½ Stunden vom Etosha organisiert und sagten nach nur 2 Tagen "Ade!" Für uns nicht weiter schlimm. Wir haben in Südafrika schon soviele Tiere gesehen und auch in den 2 Tagen Etosha gab es mehr als reichlich. Insofern war es für uns in Ordnung.

Der dann angesteuerte Campingplatz Maori Campsite bei Grootfontein stellte sich als richtige Wahl heraus. Ein uriger und witziger Gastgeber und ein ebenso unterhaltsamer Aussteiger als weiterer Gast. Das Grillfleisch war vorzüglich.

Okaukuejo
Na ja, noch Baustelle, aber man hält es wegen des Wasserlochs aus. Die Duschen und Toiletten sind neu und doch ist schon wieder abzusehen, dass das nicht lange hält. Das Problem sind die handwerkliche Qualität und die fehlende Pflege.
Halali
Die Staubhölle, Abendessen im Restaurant mit gefühlten 2500 Minuten Anstehen im überhitzten Gebäude. Danach stinkst du dermaßen nach "Küche", da ist mir fast der Rauchgeruch vom Grill lieber. Wer hat sich Erlebniskochen für bestimmt 100 Leute mit einem Koch ausgedacht? Zuviel Reisgruppen, fürchterlich.
Namutoni
So ein Schrott, kurz auf den Platz und sofort beschlossen: Hier bleiben wir keine Nacht. Es wird auch noch gebaut wie wild. Außerdem trudelte auch die Bayerntruppe mit dem hochgelegten Bakkie ein, als wir uns dort umschauten.
Maori Campsite (Grootfontein)
Gute Alternative zu Namutoni bei Peter und Conny Reimann – eine Marke der Typ. Uriger Platz, basic, aber völlig in Ordnung. Anke meinte nur als sie den sah: Den kenne ich doch … nein, das darf nicht wahr sein … "die Aussteiger" oder "die Auswanderer" oder … . Sie hatte ihn vorher zufällig im Fernsehen gesehen. Die Welt ist doch klein. Ja, manchmal bleibt man zugegebenermaßen bei diesen Sendungen hängen – ich schäme mich. Schönes Grillfleisch zu fairen Preisen, sehr entspannend. Und ja, es gibt einen Conny Reimann in Texas, auch Auswanderer, aber das ist ein Mann, hier in Namibia ist Conny eine Frau (und war leider nicht abwesend).

Etosha – Waterberg
Am Morgen zum nahe gelegenen Meteoriten und glatt vorbeigefahren. Das Ding ist an der entscheidenden Kreuzung a) nur einseitig ausgeschildert (wenn man aus Süden kommt) b) stimmen Beschreibung und Lage auf Karten und in Reiseführern nicht überein, ebenso wie die Straßennummern. 20 km Umweg waren die Folge, aber was ist das schon in Namibia?

"Hallo Meteorit … und tschüss!" Ebenso spektakulär oder unspektakulär wie die Dinosaurierspuren, die wir irgendwo gesehen hatten. Auf alle Fälle verkürzt so ein Kurzaufenthalt den Tag und die Fahrt und man hat wieder Gesprächsstoff. Am frühen Nachmittag kamen wir in der schön gelegenen Waterberg Wilderness Lodge an. Meine Erwartungen waren im Angesicht des Preises hoch, wurden aber ein wenig enttäuscht, weil vor allem das Essen zu wünschen übrig ließ. Auch der Zimmerservice war nicht in Ordnung.

Waterberg Wilderness Lodge
Schöne Lage, sehr schönes Zimmer, mäßiges Essen, dafür Kaffee und Kuchen, unser Zimmer wurde erstaunlicherweise nicht richtig gereinigt - ich bin mir nicht mal sicher, ob überhaupt jemand im Zimmer gewesen ist, die Betten haben wir selber gemacht. Es gab kein neues Toilettenpapier, gut, dass ich genügend Vierlagiges nach Warnung eines Forenusers dabei hatte. Es gab zum Abendessen lediglich Hausmannskost, die war in Ordnung, aber mehr auch nicht und am Morgen nicht mal warmes Frühstück – und das bei den Preisen. Die Getränke sind zudem teurer als sonstwo. Die kostenpflichtige Farmrundfahrt kann man sich sparen, man sieht kaum Tiere und wenn, dann nur kurz und meist weit weg, die kostenlosen Wanderungen hingegen sollte man ruhig mitmachen. Der Chef ist sicher eine Marke und sein Ton gewöhnungsbedürftig. Insgesamt ist die Lodge in unseren Augen deutlich überteuert, unser Zimmer über 2 Stockwerke war jedoch sehr schön und von schlichter Eleganz. Das Bad wirkte etwas steril, hatte im ersten Moment was von Klinik und war dann ein kleiner Stilbruch.

Waterberg – Windhuk
3 Stunden Fahrt in die Innenstadt und man fragt sich traurig: War das der ganze Urlaub? Ja, das war es, wie am Ende jedes Urlaubs bedauert man, dass es nicht noch weitergeht. Noch ein paar Souvenirs und Gewürzmischungen im Supermarkt gekauft, preiswert Mittagessen und dann den Wagen zurückgeben.
 
 

Wie fanden wir es insgesamt?

Auch wenn der Bericht hier und da ironisch und negativ klingt, wir fanden den Urlaub insgesamt schön und lohnenswert und können es jedem empfehlen Namibia vor allem individuell zu bereisen. Auch mit nur rudimentären Englischkenntnissen käme man hier gut durch. Man trifft immer wieder auf die gleichen Leute oder auf Leute die wiederum die anderen kennen, die man schon kennt. So sind die Abende oft kurzweilig und unterhaltsam, die Welt ist klein, Namibia ein Kaff. Es gibt erstaunlich viele Reisegruppen mit älteren Leuten, aber auch junge Menschen reisen offensichtlich viel in kleinen und großen Gruppen. Vieles ist in Namibia einmalig und deshalb sehenswert, leider muss man es oft teuer bezahlen. Wenn die Preisentwicklung so weitergeht, bekommt der Tourismus dort garantiert bald ein Problem.

Im Vergleich zu Südafrika fiel uns vor allem auf – und das konnten uns andere im Gespräch auch bestätigen – dass in Namibia oft die Herzlichkeit der Professionalität gewichen ist (ehrlich gesagt wird so die Welt ziemlich klein für uns). Man merkt häufig, man ist zwar notwendiger, aber unbequemer Teil der Wertschöpfungskette und das war es auch schon. Insofern werden wir voraussichtlich nicht so schnell wieder einen Urlaub in Namibia verbringen, auch wenn mich der Norden noch reizt und als Sprungbrett nach Botswana gibt es nur wenige Alternativen.

Sicherheit war in der Realität nie ein Problem. Das meiste bildet man sich ein. Ohne ein gesundes Grundvertrauen geht es nicht. Wenn wir unseren Wagen irgendwo stehen gelassen haben, gab es meistens einen freundlichen Aufpasser. Die nehme ich grundsätzlich in Anspruch und wenn die eine Weste tragen – umso besser – und das tun sie fast immer. Bisher ist das immer gut gegangen. Uns wurde lediglich einmal Holz geklaut – "Das waren die Italiener!" [ein Witz – und der stammt aus Namibia] und wir wurden einmal von einer Bankangestellten be … Ich persönlich habe mich nie unwohl gefühlt, bei Anke war das etwas anders, aber sie ist da auch viel empfindlicher und hat da eine andere Wahrnehmung. Wir haben Geschichten von anderen Leuten gehört und Leute die seit Jahren dort leben oder sich herumtreiben sehen das alles nochmal viel trauriger. Was daran wahr und falsch ist, ich kann es nicht beurteilen. Grundvertrauen und Grundvorsicht sollten aber ausreichen.

Ansonsten sollte man sich im Klaren darüber sein, man bewegt sich nicht im Paradies sondern in einer Gegend, die umgeben ist von bürgerkriegsbewegten Ländern, es gibt viele Flüchtlinge aus solchen Ländern, es gibt Länder mit Kindersoldaten, es fließen zunehmend scharfe Waffen ins Land, es gibt Rassismus gegen jede Hautfarbe, Justiz und Polizei funktionieren eher schlecht als recht und ein Menschenleben hat hier oft nur einen geringen Wert. Man hört von Korruption, von Verschleppung von Prozessen, von Seilschaften (das hört man allerdings bei uns zuhause auch). Gespräche im Land helfen weiter und wer mal über längere Zeit die AZ auch im Internet mitliest, bekommt ebenfalls einen Eindruck.

Ich habe mich weitgehend völlig sicher gefühlt und auf den üblichen Touristenpfaden wäre Sicherheit kein Grund für mich, das Land nicht individuell zu bereisen.

Conts
Unfreundlichkeit: Oft war zu merken, hier wird Business gemacht – melke die Kuh und mache mir keine Arbeit. Die ehrliche Herzlichkeit vieler Gastgeber wie in Südafrika haben wir bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Koiimasis) kaum gefunden. Am ehesten wohl noch auf Farmen. Die britische Tradition Südafrikas, die die Kommunikation so erleichtert, fehlt in Namibia. Vielleicht liegt es auch an der großen Zahl deutscher Touristen. Denn auch hier scheinen die Kommunikationsbarrieren größer als in Südafrika, wo das Publikum mir immer deutlich gemischter, aber zugänglicher erschien.

Hass auf die Politik: Einige unserer Gastgeber und auch "normale Menschen" haben offen ihren Hass (und ich meine nicht nur "Unmut") auf die derzeitige Politik zum Ausdruck gebracht. Ich persönlich höre mir so etwas nur an, es gehört sich wohl nicht, im Ausland über die Politik des Auslands zu diskutieren. Es ist aber beängstigend und deprimierend, was man da zu Hören bekommt. Für die Zukunft des Landes – ja des ganzen südlichen Afrika – sehen die meisten mehr als schwarz. Doppeldeutig? So ist es aber nicht gemeint – oder vielleicht doch? Unsere Gesprächspartner meinten es wohl tatsächlich so.

Mäßige Qualität des Essens: In Namibia haben wir leider keinerlei kulinarischen Höhepunkte wie zigfach in Südafrika erlebt. Hausmannskost und viel (zugegebenermaßen manchmal exzellentes) Wildfleisch ist angesagt. Mehrfach stieß ich auf das Motto: "Pimp my Tütensuppe!". Vom Würzen, geschweige denn fantasievollen Curries oder originellen Speisezusammenstellungen war nichts zu finden. In Südafrika muss ich dafür nicht in teure Restaurants marschieren, auch auf Farmen und in kleinen Restaurants hatten wir schon kulinarische Höhenflüge. Das fehlte uns leider sehr in Namibia. Dafür haben wir im Supermarkt die halbe NOMU Abteilung leergekauft. Die Gewürze sind vorhanden, aber es nutzt sie keiner.

Landschaft: Ein Großteil Namibias ist ehrlich gesagt ein stinklangweiliges Staub, Sand- und Steinloch. Man trifft viel "Nichts", "Gar nichts" und "überhaupt nichts".

Nepper, Schlepper, Bauernfänger: Am Flughafen Windhuk hat eine Bankangestellte beim Geldwechsel meine Frau offensichtlich be … Ich habe zufällig den Beleg später spaßeshalber geprüft und konnte so problemlos feststellen, dass es eine unerklärliche Differenz von weit über 10 % gab. 1400 N$ und dafür nur 120 Euro kam mir doch etwas wenig vor. Mein Gott, wie kann man so offensichtlich besch …? Und das auch noch mit schriftlichem Beleg und ihrem Namen drauf? Ich habe die Dame zur Rede gestellt, mir den Beleg erklären lassen, wobei sie weiter versuchte sich herauszureden. Dafür gab es einen Einlauf und ich habe mir die fehlenden ca. 15 Euro zurückgeholt. Am Ende stotterte Sie dann nur noch immer wieder: "Sorry for this inconvenience". Eigentlich hätte ich die Polizei holen sollen, aber 60 Minuten vor dem Einchecken lasse ich sowas lieber. Einige Touristen erzählten uns, wie unwohl sie sich auf Handwerksmärkten gefühlt haben. Man wird dort wohl teilweise ziemlich belästigt. Wir haben solche Plätze gemieden. In Swakopmund kann man von den Parkbänken am Cafe Anton beobachten, wie es auf so einem Markt zugeht. Ich fand es nicht so tragisch, aber trotzdem bin ich nicht drübergelatscht. Wir konnten aber gut beobachten, dass hier nicht nur Holz sondern auch Drogen verkauft werden. Vorsicht ist also allemal angesagt.

Preise: Alle klagen in Namibia über die Preise und ich kann zustimmen: Namibia ist bestimmt nicht billig und es wird von Jahr zu Jahr teurer.

Staub, Dreck, Sand: In Namibia – vor allem wenn man dann auch noch zeltet – ist man praktisch
immer dreckig. Die trockene Luft führt zu neuen Nasenerlebnissen und Haut an den Händen und den Lippen wie Schmirgelpapier. Das ist äußerst lästig. Wie sagte ein Familienvater aus dem Flieger am Sessriem Canyon zu mir: "Was man hier so aus der Nase holt – die halbe Wüste!" Weiterer negativer Nebeneffekt. Ich habe während des Urlaubs zweimal auf meinen Bildern Staub bemerkt – trotzdem ich nur ein Objektiv dabeihatte und nie gewechselt habe - und dann die Kamera ausgeblasen. Das half aber nur zeitweise. Im Nachhinein muss ich feststellen, dass auf einer Unmenge von Bildern Staubreste zu finden sind. Das wird ein Spaß werden, die alle zu beseitigen.

NWR: Diesen Laden verstehe ich nicht. Die haben die tollsten Parks in ihrer Verwaltung, aber sie machen nichts draus. Große Pläne, große Reden, aber wenn es an die Feinheiten geht, sieht man schon wieder, dass hier nicht zu Ende gedacht wird. Das fängt mit dem katastrophalen Buchungsprozess an und hört mit fehlenden Haken für Handtücher in der Dusche auf.

Pros
Freundlichkeit: Immer wieder waren auch sehr freundliche Menschen zu treffen. Man wird eigentlich im Alltag mit einem Problem nicht stehen gelassen. Man sollte deshalb – gerade auch unterwegs – mal die Tipps des Reiseführers vergessen und verzweifelten Leuten am Wegesrand durchaus helfen – entsprechende Sicherheitsvorkehrungen sollte man natürlich beachten. Auch trifft man immer wieder auf die gleichen Leute auf der Paad und in Unterkünften. Daraus ergeben sich schöne Kontakte und nette Abendessen. Auch aus dem Forum haben wir Leute getroffen und leider auch nicht getroffen. Den Ausdruck vom Forum in der Heckscheibe haben einige wohl erkannt.

Landschaft: Die Eintönigkeit der Landschaft wird immer wieder von Höhepunkten (und ich meine nicht nur Berge) unterbrochen. Fantastische Felsformationen und Dünenlandschaften vor knallblauem Himmel sind oftmals ein Traum und sicher einmalig auf der Welt. Das goldene Gras, der rote Sand – traumhaft schön und sicher ein Grund das Land zu bereisen.

Stille: Namibia lässt dich hören, was Stille ist. Gnadenlos, mit voller Wucht wird dir das um die Ohren gehauen – unglaublich.

Sterne: Zumindest im Süden und ohne Mond quillt der Himmel über vor Sternen – einmalig.

Himmel: Blau, blau, blau – das gibt es gar nicht!

Tiere: Tiere, Tiere, Tiere, Tiere, Tiere – toll!

Kuchen: Es gibt tollen Kuchen im ganzen Land – wie bei Oma!

Menschen: So skuril wie die Landschaft

Autor: Remo Nemitz